Seit dem 1. Juli ist Ole Kittner einer von drei Geschäftsführern des SC Preußen Münster, dafür wurde neben dem Geschäftsbereich Sport und dem Bereich Finanzen das Resort Marketing, Strategie & Kommunikation implementiert, das der Ex-Profi, der knapp 100 Pflichtspiele für den Adlerclub bestritt, verantwortet. Für unser nullsechs-Stadionmagazin haben wir mit ihm ein ausführliches Interview geführt – über seinen Start als Geschäftsführer, die Erwartungshaltung an den Club und die Herausforderungen, vor denen der SC Preußen steht.

Wie intensiv waren deine ersten Wochen und wusstest du eigentlich, was auf dich zukommt?

Auf einer Skala von 1 – 10: Mindestens eine stabile Acht. Wir bewegen uns in einem sehr emotionalen Feld, das sehr viele Menschen berührt und interessiert. Wir sind kein klassisches Unternehmen, haben andere Arbeitszeiten, andere Themen, sind abhängig vom sportlichen Erfolg aber müssen trotzdem auch betriebswirtschaftlich denken und handeln. Überrascht war ich, wie einfach viele Sachen von außen aussehen, hinter denen aber in Wirklichkeit unglaublich viel Detail- und Vorarbeit steckt. Ein Besuch mit der Mannschaft auf dem Stadtfest oder eine Tatort-Premiere im Stadion laufen scheinbar reibungslos und sehen vermeintlich leicht aus, vermitteln das Gefühl, man müsste nur die Türen aufschließen – doch genau das Gegenteil ist der Fall.   

Die Erwartung an einen Verein wie Preußen Münster ist groß?

Das soll auch so sein. Wir haben den Anspruch unterschiedlichste Menschen im Stadion zusammenzubringen und am Spieltag zu begeistern, darüber hinaus Mehrwerte über den Sport hinaus zu entwickeln, z.B. über soziale Projekte und Nachwuchsförderung. Es gibt viele tolle Ideen, die umgesetzt werden und andere eben noch nicht, wo sich die Leute fragen, warum eigentlich nicht. Weil sie richtig und verantwortlich bis zum Ende umgesetzt werden müssen. Halb gemacht, ist oftmals voll daneben. Ein Spieltag alle vierzehn Tage für tausende Besucher bedeutet einen immensen Aufwand. Ich kann aber auch Jede und Jeden verstehen, schließlich habe ich als Münsteraner und Fan, oder auch als Spieler genauso gedacht.

Kann ein Verein wie Preußen Münster all das denn überhaupt leisten?

Wir sind gerade in einer ultra-dynamischen Zeit unterwegs. Dabei sind die Aufgaben so facettenreich, man hat Anknüpfungspunkte an die Politik, an die Verwaltung, an Partner und Sponsoren, an die anderen Vereine, mit denen wir Synergien nutzen möchten, aber auch an Lieferanten und Dienstleister, mit denen wir zusammenarbeiten. Um dann ein möglichst lebhaftes und starkes Bild von Preußen Münster zu schaffen, bedarf es vieler Mosaiksteinchen, die perfekt ineinanderpassen müssen. Und wenn ein Mosaikstein mal nicht passt – so wie gerade das Merchandising, da brauchen wir nicht drum herumreden – dann guckt man natürlich genau dahin. Die Mitarbeitenden machen einen riesigen Job, aber wir müssen bessere Strukturen aufbauen. Das beschäftigt mich aktuell. Spannend ist dann aber auch der Austausch mit Personen, die vielleicht etwas weiter weg sind, einem den Spiegel vorhalten und sagen: „Wow, das ist ja super, wie ihr euch in den letzten Jahren entwickelt habt. Von außen betrachtet befindet sich Preußen auf dem richtigen Weg.“ Dieser Perspektivwechsel tut gut und ist wichtig, um aus dem Klein-Klein des Arbeitsalltags rauszukommen.

Die positive Wahrnehmung im Umfeld bestätigt einen, den richtigen Kurs gewählt zu haben?

Das ist zumindest mein Eindruck. Dabei ist aber die Demut, mit der alle Verantwortlichen auftreten, extrem wichtig. Wir wissen, wo wir stehen und machen uns nicht größer als wir sind. Gleichzeitig wollen wir uns nicht unter einer Käseglocke verstecken, sondern wollen uns bewusst für Einflüsse von außen öffnen, um ein Teil der Stadtgesellschaft und bestenfalls des gesamten Münsterlandes zu sein. Preußen Münster muss einen erlebbaren Mehrwert für den Stadtteil und eine Plattform für den Sport im Münsterland darstellen. Das braucht viel Austausch. Wir wollen den Leistungssport wieder positiv im Stadtbild verankern und dabei nicht nur Dinge einfordern, sondern auch etwas zurückgeben. 

Was braucht es, um die nächsten Schritte zu machen?

Im Moment beschäftigen mich sehr viele Termine und Projekte parallel und ich würde mir wünschen, dass das mittelfristig etwas weniger wird, um mehr Zeit für die strategische Arbeit und die Planung von Dingen zu haben. Dafür braucht es die angesprochenen Strukturen. Ein weiterer zentraler Aspekt ist sicherlich, dass wir unsere Partnerschaften, auf unterschiedlichen Ebenen, weiter intensivieren. Wir entwickeln gerade gemeinsam etwas, in dem sich unterschiedlichste Akteure wiederfinden können und es gilt die richtigen Ansatzpunkte zu identifizieren, Schnittmengen aufzuzeigen und Menschen von der Vision zu begeistern. Am Stadion wird das besonders deutlich. Das ist eine einmalige Gelegenheit, etwas Außergewöhnliches in dieser Region mitzugestalten und später zu sagen: Wow, ich war ein Teil davon. Exemplarisch sind die Kooperationen mit der Uni, den WWU Baskets, dem USC und perspektivisch auch den Futsalerinnen und Fursalern. Wir können das Geld nicht mit vollen Händen ausgeben, müssen aber echte Perspektiven schaffen – auch sportlich. Wir wollen der Heimatverein für das ganze Münsterland sein. Die Stadt Münster und das Münsterland sollten perspektivisch mit Preußen Münster im Fußball einen Botschafter auf nationaler Ebene haben, mit dem sich die Menschen der Region identifizieren. Ich habe schon die Vision, dass wir uns nachhaltig in den Top 50 der Fußballclubs etablieren.

Wie wichtig ist die Stadionentwicklung für den weiteren Weg und warum?

Das Stadion ist das zentrale Element, über das wir andere Themen weiterentwickeln können. Die aktuelle Situation im Stadion war und ist eine Begrenzung für den Verein und seine Entwicklung. Wenn 14.300 Zuschauer zum letzten Heimspiel kommen, mir die Caterer aber sagen, dass bei ca. 6.000 Zuschauern die Infrastruktur, von Essens- und Getränkeständen bis hin zu den Toiletten bereits an ihre Grenzen stößt, dann ist ein schönes Erlebnis für die Zuschauer kaum realisierbar. Es ist gut, dass wir dort jetzt anpacken und uns weiterentwickeln. So entstehen Chancen und Perspektiven. Das gilt im Public-Bereich genauso wie im Hospitality-Bereich. Wir spielen in der Regionalliga, die VIP-Bereiche sind bestens besucht und alle Logen fest vergeben. Im Rahmen unserer beschränkten Möglichkeiten sind wir also schon sehr gut unterwegs. Jetzt geht es darum, den Raum zu erweitern, für Familien, Sponsoren und insbesondere die Fans, denen wir auch an einem nassen und kalten Novembersamstag ein schönes Erlebnis ermöglichen wollen.   

Wie läuft die Zusammenarbeit mit deinen Geschäftsführer-Kollegen?

Sehr, sehr gut. Wir sind ja in ganz unterschiedlichen Bereichen unterwegs, haben aber dennoch unglaublich viele Schnittmengen. Es ist eine wunderbare Konstellation, dass man sich auf persönlicher Ebene so gut versteht. Wir könnten nicht erfolgreich arbeiten, wenn wir nicht auf einer Wellenlänge liegen würden. Das Vertrauen untereinander ist sehr groß. Wir alle sind sehr gut ausgelastet und es war die richtige Entscheidung der Gremien, diese drei Geschäftsbereiche zu schaffen, um die Themen der Zukunft anzupacken. Deshalb habe ich riesigen Respekt vor der Arbeit von Bernhard Niewöhner, der das alles teilweise im Alleingang gestemmt hat. 

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