Am Wochenende zog Orkantief Herwart vor allem über den Norden und die Mitte Deutschlands hinweg. Ein Sturm der ganz anderen Art fegte derweil am Sonntag den SC Preußen Münster aus der Wiesbadener BRITA-Arena. Denn der dort beheimatete SV Wehen kannte am 14. Spieltag kein Erbarmen und führte die Adlerträger beim 6:2 (4:1) phasenweise vor. Mannschaftskapitän Adriano Grimaldi fasste nach der Partie zusammen: „Kein Mut, kein Herz, kein Wille – Alles was wir uns für heute vorgenommen haben, haben wir nicht auf den Platz gebracht.“

Preußencoach Benno Möhlmann schickte seine Mannschaft in veränderter taktischer Ausrichtung ins Rennen, entschied sich heute für ein 4-1-4-1. Die Vierer-Abwehrkette blieb unberührt, davor erhielt Danilo Wiebe den Vorzug. Die Vierer-Mittelfeldachse bildeten Philipp Hoffmann, Sandrino Braun, Michele Rizzi und der nach links verschobene Martin Kobylanski. Adriano Grimaldi bildete die alleinige Sturmspitze.

Wiesbaden überrennt überforderte Preußen

Die erste Halbzeit begann dann, wie es sich kein Spieler, kein Trainer und schon gar kein Fan wünscht: Ein unsauberer Ball von Danilo Wiebe landete auf der Außenbahn nahe der Strafraumgrenze bei Agyemang Diawusie, der bediente SVWW-Torjäger Manuel Schäffler, der sich diese Chance nicht nehmen ließ und eiskalt zur 1:0-Führung verwandelte. Das nennt man wohl einen klassischen Fehlstart. Und die Anfangsviertelstunde sollte einen weiteren Schockmoment bereithalten, als sich in der 15. Spielminute erneut Manuel Schäffler treffsicher zeigte und auf 2:0 erhöhte, weil die Preußen-Hintermannschaft nach einer Wehen-Ecke das Spielgerät nicht aus der Gefahrenzone befördern konnte. Und die Adlerträger? Fielen bis dahin nur durch eine wenig überzeugende Vorwärtsbewegung und zahlreiche Ballverluste auf.

Und durch Unachtsamkeiten, die in der 26. Minute folgerichtig zum bitteren 0:3 führten. Eine Wiesbadener Ecke landete im Strafraum bei Stephan Andrist, der mit Schmackes auf das Preußentor feuerte. Diesen Schuss konnte Nils Körber noch parieren, den Nachschuss von Patrick Breitkreuz aber nicht. Und die Preußen? Gaben kurz darauf (30.) zumindest ein Lebenszeichen von sich, als Grimaldi sich im Alleingang auf den Weg Richtung gegnerischem Kasten machte aber am Außenpfosten scheiterte. Drei Zeigerumdrehungen später versuchte es Kobylanski aus der Distanz, konnte SVWW-Schlussmann Markus Kolke damit aber nicht ernsthaft auf die Probe stellen. Kurz vor dem Pausenpfiff kam der SCP dann doch zum ersten Treffer: Philipp Hoffmann flankte in den Strafraum, dort ließ Grimaldi das Leder mit Übersicht durch und setzte so Kobylanski in Szene – 1:3 (40.). Doch die Freude währte nur wenige Sekunden, da die Hausherren fast im Gegenzug durch Andrist den Drei-Tore-Vorsprung wiederherstellten (42.).

Doppelwechsel nach der Pause

Benno Möhlmann reagierte nach dem Seitenwechsel mit einem Doppelwechsel, brachte Rühle und Al-Hazaimeh für Hoffmann und Braun. Doch die erste nennenswerte Szene gehörte wieder den Gastgebern. Nach einer sauberen Breitkreuz-Hereingabe kam Schäffler in der Mitte unbedrängt zum Abschluss, setzte den Ball aber freistehend über den Kasten (50.). In der Folge wirkten die Adlerträger zwar etwas zielstrebiger, wirkliche Akzente konnten sie aber nicht setzen, und das, obwohl der SV Wehen zunächst mindestens einen Gang zurückschaltete. Als die Hausherren das Tempo nach einer guten Stunde wieder anzogen, wurde es auch wieder brenzlig, was schließlich im fünften SVWW-Treffer gipfelte (68.). Nach einer Ecke scheiterte Mrowca noch am Pfosten, Dams traf aber im zweiten Versuch – 5:1!

Dass der SCP durch Kobylanski zum 2:5 kam (78.) taugte eigentlich nur noch zur Randnotiz, weil die mittlerweile desolat agierende Preußen-Elf nur 90 Sekunden später das 6:2 fing – erneut traf Schäffler für die Hessen. Es war der Schlusspunkt in einer denkwürdigen Partie.

Trainerstimmen

Benno Möhlmann: „Es war heute eine klare Geschichte, die auch in der Höhe leider in Ordnung geht. Nichts, was wir uns vorgenommen haben, haben wir auf den Platz gebracht. Unter dem Strich hatten wir heute keine Chance, hier etwas mitzunehmen.“

Rüdiger Rehm: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben von Beginn an gezeigt, dass wir hier gewinnen wollen und früh für klare Verhältnisse gesorgt. Immer wenn der Gegner besser ins Spiel fand, haben wir das Tempo angezogen und unsere Chancen eiskalt genutzt.“

Spieldaten

Aufstellung SVWW: Kolke – Mrowca, Mockenhaupt (Dams, 46.), Ruprecht, Mintzel – Andrist Mvibudulu (75.), Kuhn, Andrich (Blacha, 62.), Diawusi – Breitkreuz, Schäffler

Aufstellung SCP: Körber – Tritz, Kittner, Mai, Menig – Wiebe – Hoffmann (Rühle, 46.), Braun (Al-Hazaimeh, 46.), Rizzi, Kobylanski – Grimaldi

Tore: 1:0 Schäffler (4.) 2:0 Schäffler (15.) 3:0 Breitkreuz (26.) 3:1 Kobylanski (40.) 4:1 Andrist (42.) 5:1 Dams (68.) 5:2 Kobylanski (78.) 6:2 Schäffler (80.)

Gelbe Karten: Andrich, Mintzel, Ruprecht, Mvidibulu / Hoffmann, Rühle

Zuschauer: 2.434

Schiedsrichter: Asmir Osmanagic

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