Es ist ja so eine Sache mit den Superlativen, aber das, was die Preußen heute vor 6.703 Zuschauern gegen den Bundesligisten und Vorjahresvierten VfL Wolfsburg ablieferten, war sensationell. Eine großartige und leidenschaftliche Leistung mit ganz viel Herz und Willen. Den Wölfen, die sich in letzter Minute in die Verlängerung retteten, bereitete das sichtlich Probleme. Am Ende setzte sich dann aber doch der haushohe Favorit mit 3:1 (0:0) durch.
Im 4-3-3 liefen die Adlerträger gegen den Champions League-Teilnehmer auf; und zwar in der Formation, die sich im Laufe der sehr erfolgreichen Testspiele herauskristallisiert hatte. In der Kette vor der alten und neuen Nummer 1 Max Schulze Niehues spielten Julian Schauerte, Simon Scherder, Marcel Hoffmeier und Neuzugang Marvin Thiel, das Mittelfeld besetzten Dennis Daube, Nicolai Remberg und Jules Schwadorf, die Offensive bildeten Alex Langlitz, Jan Dahlke und Thorben Deters.
Von der ersten Sekunde an entwickelte sich an der Hammer Straße ein leidenschaftliches Fußballspiel – dabei sprang der Funke unmittelbar auf die Ränge über. Jede Balleroberung wurde frenetisch gefeiert, jede gelungene Aktion bejubelt. Und da gab es viel zu bejubeln. Denn die Preußen spielten mit ganz viel Herz gegen den haushohen Favoriten aus der Autostadt. Und sie blieben ihrer Linie und vor allem ihrer Spielweise treu. Mit mutigem Anlaufen und aggressivem Gegenpressing setzte der Regionalligist den Wölfen ordentlich zu und begeisterte durch schnelle Umschaltmomente, auch wenn dabei im ersten Durchgang keine nennenswerten Tormöglichkieten heraussprangen.
Auch in der Defensive überzeugten die Schwarz-Weiß-Grünen auf ganzer Linie, warfen sich in jeden Ball und zeigten keine Angst vor dem Erstligisten, der natürlich ein klares Chancenplus für sich verbuchen konnte. Doch immer wieder konnten die Wolfsburger Angriffsbemühungen unterbunden werden. Mit dem Pausenpfiff dann kollektives Durchatmen auf Preußenseite, bei der mit Abstand gefährlichsten Situation der ersten 45 Minuten. Mit einer Glanzparade rettete zuerst Max Schulze Niehues sehenswert gegen Nmecha, den abgefeuerten Nachschuss von Steffen kratzte der aufmerksame Scherder dann von der Linie – Pause.
Ausrufezeichen nach dem Wiederanpfiff
Dass immer mit den Preußen zu rechnen ist, untermauerte Remberg dann nach dem Wiederanpfiff mit einem super Abschluss aus 18 Metern, der nur ganz knapp den gegnerischen Kasten verfehlte. Direkt im Gegenzug bekam dann Schulze Niehues wieder alle Hände voll zu tun gegen den immer brandgefährlichen Wout Weghorst. Nach einer Stunde der erste Wechsel der Adlerträger – Henok Teklab ersetzte Deters. Nur eine Minute später musste auch Schwadorf raus, für ihn kam Joshua Holtby in die Partie. Kurz darauf war auch für Dahlke Feierabend und Routinier Gerrit Wegkamp griff ins Geschehen ein.
74. Minute – Das Preußenstadion steht Kopf
Nach 74 Minuten explodierte dann der Hexenkessel Preußenstadion endgültig, als Hoffmeier nach einer Ecke die Murmel irgendwie über die Linie drückt – das war die 1:0-Führung, die das altehrwürdige Preußenstadion zum Beben brachte. 15 druckvolle Minuten überstehen war nun die Devise, doch es klappte nicht. Weiter warfen die Adlerträger alles in die Waagschale, doch in der letzten Minute der regulären Spielzeit schob Brekalo zum 1:1 ein und erzwang so die Verlängerung.
Jung und wild in die Verlängerung
Für die Zugabe setzte Preußencoach Sascha Hildmann auf die jungen wilden, brachte erste Deniz Bindemann (für Teklab) und dann Noah Kloth (für Daube) ins Spiel. Doch man musste kein Prophet sein, um zu wissen, dass da ganz, ganz schwere 30 Minuten auf den SCP warteten. Und Bindemann war es dann auch, der die erneute Preußenführung auf dem Fuß hatte, tauchte allein vor VfL-Schnapper Casteels auf, zog gegen den erfahrenen Schlussmann aber den Kürzeren. In der 103. Minute kam es dann noch schlimmer, weil Weghorst nach einer Ecke die Übersicht behielt und die erste Wölfe-Führung der Partie erzielte. Zur Dramatik des Spiels gehört dann auch, dass Wolfsburgs Baku nach gnau zwei Stunden Spielzeit mit dem 3:1 endgültig den Deckel draufmachte.