Ein weicher und vielfältiger Klang, der von einem großen Tonumfang von fast fünf Oktaven abgerundet wird. Werden die vier Saiten des (Violon-)Cellos gezupft, klingt das Streichinstrument volltönig und markant. Beim SC Preußen 06 e.V. Münster gibt seit Anfang Juni Neuzugang Marcel „Cello“ Reichwein den Ton im Sturmzentrum an – ein Vollblutstürmer mit einem markanten Erscheinungsbild und dem nötigen Torriecher.
„Die Gespräche haben mich überzeugt und deshalb war das Gefühl in Münster am stärksten. Es wird also Zeit, dass ich nicht mehr gegen, sondern für die Preußen treffe“, gab der 28-jährige Neuzugang bei seiner Vorstellung von sich und stellte seinen Torjägerinstinkt in der laufenden Saison schon das eine oder andere Mal unter Beweis. In Münster-Albachten hat sich der Aderträger mit seiner Frau Anja und seinem zweijährigen Sohn Toni Cello mittlerweile gut eingelebt und weiß seinen neuen Lebensmittelpunkt durchaus zu schätzen.
„Spontan und lebensfroh“
Auf dem Platz fällt Reichwein neben seinen fußballerischen Qualitäten vor allem durch seine Körpergröße und seinen linken Arm auf, der mit unzähligen Tattoos geschmückt ist, die alle eine besondere Bedeutung besitzen. Charakterlich umschreibt sich der ehemalige Torschützenkönig als spontan und lebensfroh. „Ich bin ein positiv denkender Mensch, der versucht, immer das Beste aus einer Situation rauszuholen.“
Die Leidenschaft für das runde Leder entdeckte der gebürtige Hesse bereits im zarten Alter von vier Jahren und ging zunächst bei den Sportfreunden Eisbachtal auf Torejagd – mit beachtlichem Erfolg. Denn sein letztes Jahr in der F-Jugend schloss der Nachwuchswuchsstürmer mit 159 Saisontreffern ab. Im weiteren Verlauf seiner Karriere durchlief Reichwein die Nachwuchsmannschaften von Bayer Leverkusen – für den ganz großen Durchbruch sollte es für den mehrfachen Junioren-Nationalspieler aber nicht reichen. „Ich hatte ein Angebot vorliegen, um oben anzuklopfen und mit den Profis ins Trainingslager zu fahren, habe mich dann allerdings dazu entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen.“
Teamplayer mit Torriecher
Der Traditionsverein von der Hammer Straße ist für den beidfüßigen Angreifer, der den fünften Platz in der ewigen Torschützenliste der 3. Liga belegt, die bereits achte Station im Seniorenbereich. „Stürmer werden immer an Toren gemessen. Für mich geht es jedoch um den Teamgedanken, der im Vordergrund steht. Wenn der Verein Erfolg hat, dann sind wir alle glücklich“, spricht Reichwein auch auf dem Rasen Dinge klar an und versucht seinen Kollegen dadurch zu helfen. „Jeder ist in gewisser Weise ein Führungsspieler, denn jeder kann auf die Mannschaft einwirken.“
In besonderer Erinnerung ist „Cello“ – wie ihn seine Ehefrau Anja zunächst immer nannte – das Training mit der brasilianischen Nationalmannschaft während des Confederations Cup 2005 in Deutschland geblieben. „Sowas erlebt man nur einmal, mit Ronaldinho und anderen Weltklassefußballern trainieren zu dürfen.“ Abseits des Platzes geht Marcel Reichwein gerne Golfspielen oder auch mal Shoppen, um seine Sammlung von 60 Paar Schuhen zu erweitern: „Es ist keine Sammelleidenschaft, aber vielleicht ein kleiner Tick. Am liebsten verbringe ich allerdings Zeit mit meiner Familie, denn die steht bei mir an erster Stelle.“