„Jedermann ist ersetzbar“, nehmen Jürgen „Kese“ Keseberg und Norbert Bußmann, die beiden Mannschaftsbetreuer des SC Preußen 06 e.V. Münster, kein Blatt vor den Mund und beziehen diese Aussage auch auf ihre eigene Person. Hält man sich allerdings etwas länger in den Funktionsräumen der beiden auf, verliert man schnell den Glauben an diesen Satz. Alles hat seine Ordnung, die Trikots liegen auf ihrem Platz, die Handtücher sind akkurat gefaltet, die Waschmaschinen laufen unermüdlich und die Spielerfächer sind zu jeder Zeit mit frischen Trainingsklamotten gefüllt. Hier sind echte Profis am Werk und nichts wird dem Zufall überlassen.
Dann lenken beide aber ein und gestehen mit einem Schmunzeln: „Der eine ist mehr, der andere ist weniger ersetzbar. Man braucht aber schon vier bis acht Wochen, um in diesen Job reinzufinden. Ohne uns würde hier erstmal das Chaos ausbrechen“, sind „Kese“, wie Jürgen Keseberg eigentlich von allen genannt wird, und Norbert kaum aus dem Vereinsleben wegzudenken.
Verstehen sich blind
Preußen-Urgestein „Kese“ ist bereits 1959 als Jugendlicher in den Verein eingetreten, hat bis 1970 in sämtlichen Mannschaften mit dem Adler auf der Brust gespielt und fungiert seit mehr als zwei Jahrzehnten als Betreuer an der Hammer Straße. Seine bessere Hälfte, Norbert, vertrat vor zehn Jahren schon mal einen Mannschaftsbetreuer bei den Preußen, war ganze vier Jahre lang als Hauptkassierer aktiv und bildet nun seit zwei Spielzeiten ein starkes Duo mit „Kese“.
„Wir sprechen uns immer ab, harmonieren gut miteinander und verstehen uns blind“, wirken beide sehr eingespielt. „Kese ist manchmal etwas hektisch, aber ich kann ihn oft ruhig stellen“, verrät Norbert, der nicht nur mit „Kese“ zusammenarbeitet, sondern ihn vor drei Jahren an Rosenmontag auch mit seiner aktuellen Freundin Anne verkuppelt hat.
Privat sind die beiden Mannschaftsbetreuer große Tennisfans, die auch gerne selbst auf dem Court stehen oder gemütliche Radtouren durch das schöne Münsterland unternehmen. „Zum Glück sind unsere Frauen so fußballbegeistert wie wir, denn man braucht einen Lebenspartner, der Verständnis für diesen Job aufbringt“, muss es Norbert wissen, der seit 47 Jahren mit seiner Monika verheiratet ist.
Doppelschichten sind kein Problem
Doppelschichten an der Hammer Straße teilen sich die beide Sportskameraden: Einer fängt um 8:30 Uhr an und der andere hört um 19 Uhr auf. An Heimspieltagen sind sie zusammen anzutreffen, bei den Auswärtsreisen wechseln sich beide hingegen ab: „Alleine ist die ganze Arbeit nicht zu schaffen. Ein paar Tage steht man das durch, aber danach macht es keinen Spaß mehr und wird zum Dauerstress“, wissen „Kese“ und Norbert, was sie an sich haben.
Trotzdem macht es beiden unheimlich viel Spaß mit jungen Leuten zu arbeiten und die Stadien der 3. Liga zu erkunden. Zudem sind die Spieler im Adlerdress pflegeleicht und weisen keine Starallüren auf. „Wir haben alles im Griff und sind immer im Vorteil, weil die Spieler ja was von uns wollen und nicht umgekehrt“, weiß sich „Kese“, die gute Seele der Mannschaft, nach all den Jahren durchaus zu helfen.
Ein Leben ohne Preußen können sich beide momentan schlecht vorstellen: „Wir wissen wann wir frei haben und wann wir arbeiten müssen – unsere Woche ist eingeteilt. Wir machen die Arbeit gerne und ohne Preußen würde uns etwas fehlen“, sind sich die beiden Mannschaftsbetreuer „Kese“ uns Norbert einig.