Das Stadion als politischer Ort – Rassismus und Antisemitismus in Fußballfankulturen

Dass Diskriminierung nicht vor öffentlichen Räumen Halt macht, dürfte jedem*jeder klar sein, der*die diese nutzt. Daher lädt am Mittwoch, den 30. Juni 2021 das sozialpädagogische Fanprojekt der Outlaw Kinder und Jugendhilfe, der FANport Münster, im Rahmen der gegenwärtig auf dem Überwasserkirchplatz zu sehenden Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – jüdische Stars im deutschen Sport vor 1933 und danach“ zu einem Vortrag ins Preußenstadion ein. Treffpunkt ist um 19:00 Uhr der FANport auf dem Stadiongelände (Hammer Straße 302, Münster).

Inhaltlich geht es darum, Beispiele für Rassismus und Antisemitismus in den Fankurven zu analysieren. Hierfür hat der FANport den Münsteraner Historiker Peter Römer zu einem Vortrag eingeladen, der sich schon lange mit entsprechenden Phänomenen in den Stadien in Deutschland beschäftigt. In seinem Vortrag berichtet der Experte von der Hoffnung, dass die Ultrakultur die rechtsoffene bis rechtsextreme Hooligankultur der 1980er Jahre als vorherrschende Fankultur ablösen würde. Doch, so Römer, habe sich inzwischen herausgestellt, dass seit einigen Jahren eine Renaissance der Hooligankultur festzustellen sei, die sich vor allem dadurch äußert, dass rechtsextreme, rassistische und antisemitische Äußerungen ganz offen präsentiert werden. Zuletzt waren Hooligans auch außerhalb des Stadions bei den großenteils rechtsextremen Veranstaltungen der „Pegida-“ und „Querdenker-Bewegungen“ als Ordner aufgetreten. Mit Sorge beobachten Kenner*innen diese Entwicklungen, die wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen auf ein Erstarken rechtsextremer Strukturen hindeuten.

„Es gibt aktuell handfeste rechtsextreme Strömungen, die Rassismus und Antisemitismus sowie Islamophobie verbreiten. Mit dieser Veranstaltung wollen wir Hintergründe beleuchten, die in der alltäglichen Berichterstattung oft zu kurz kommen“, so FANport-Leiter Edo Schmidt. „Unsere zivilen, demokratischen Strukturen werden durch erstarkende rechtsextreme Parteien und Bewegungen bedroht, für die Hooligans häufig eine handfeste Schutzstruktur darstellen“, so Schmidt weiter. „Diese Dimension darf bei einer Ausstellung, die Antisemitismus zum Thema hat und diesen bekämpfen möchte, nicht fehlen.“

Weitere Infos: www.fanport-muenster.de

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