Sommermärchen 2006 – Deutschland ist im kollektiven Freudentaumel, als Jürgen Klinsmann, Jogi Löw und ihre 23 WM-Helden eine ganze Fußballnation wachküssten und Straßen und Städte in Schwarz, Rot und Gold tauchten. Doch auch ein ganz anderes Fußballmärchen begann in diesem Sommer – eines, mit dem damals niemand rechnen konnte. Der erst 13-jährige Simon Scherder schloss sich der Jugendabteilung des SC Preußen Münster an, erlebte zwei Jahrzehnte mit Höhen und Tiefen, Triumphen und Rückschlägen – im Team, aber auch persönlich. Er erlebte Auf- und Abstiege, überstand schwere Verletzungen, stand treu zum SCP und der SCP zu ihm. So wurde er zum Publikumsliebling und zur Identifikationsfigur. Märchen haben bekanntlich ein Happy End, doch dafür ist es noch zu früh. Denn das letzte Kapitel dieser außergewöhnlichen Geschichte ist noch längst nicht geschrieben. Am Donnerstag wurde der Vertrag des 32-Jährigen, der noch mehrere Monate wegen einer Kreuzbandverletzung ausfallen wird, vorzeitig verlängert.

„Ich habe in den Wochen und Monate vor der Verletzung wieder richtig Spaß am Fußball gehabt und freue mich sehr, dass mir der Verein die Möglichkeit gibt, wieder auf dieses Gefühl hinzuarbeiten. Mein Ziel ist es, wieder zu 100 Prozent fit und gesund auf den Platz zurückzukehren. Die vielen Reaktionen nach der Verletzung geben mir Kraft und bestärken mich, alles zu tun, um gemeinsam wieder schöne Momente zu erleben“, sagt Preußen-Urgestein Scherder.

Ole Kittner, Geschäftsführer Sport, Strategie & Kommunikation unterstreicht den besonderen Stellenwert der weiteren Zusammenarbeit: „Simon ist für uns nicht nur in dieser Saison auf und abseits des Rasens ein extrem wichtiger Faktor. Er hat den Weg aus der Jugend bis zu den Profis geschafft, über die Jahre alle Menschen von der Geschäftsstelle bis zum Hausmeister kennengelernt. Seine offene und bodenständige Art macht es dabei allen leicht, mit ihm in Kontakt zu kommen. So ist Simon innerhalb der Mannschaft aber auch des gesamten Vereins ein Mensch der Identifikation und Verbindung schafft. Darüber hinaus war Simon auf dem Platz bis zur Verletzung sehr wertvoll. Er war zuverlässig, wenn er gebraucht wurde und hat meines Erachtens sein persönliches Leistungsniveau in der neuen Spielweise nochmal gesteigert. Deshalb standen wir schon länger im Austausch über eine Vertragsverlängerung. Die Verletzung hat dann den Zeitplan etwas verändert, aber nichts an der grundsätzlichen Bereitschaft, sodass wir heute unterschreiben konnten.“

„Simon hat sportlich wie menschlich eine enorme Bedeutung für unsere Mannschaft. Auch in seiner aktuellen Situation bleibt er ein wichtiger Teil des Teams und wird sich mit seiner Erfahrung und Persönlichkeit weiter einbringen. Wir geben ihm für seine Reha die volle Unterstützung und die Zeit, die er braucht – und freuen uns schon jetzt darauf, ihn wieder auf dem Platz zu sehen“, ergänzt Sportdirektor Jan Uphues.

Im Sommer 2006 wechselte Scherder vom SV Brukteria Dreierwalde in die Nachwuchsabteilung des SC Preußen Münster. Er durchlief alle Jugendmannschaften und gehört seit 2012 zum Aufgebot der 1. Mannschaft. Im Folgejahr avancierte er unter Trainer Ralf Loose zum Stammspieler in der Innenverteidigung und erzielte am 6. Oktober 2013 in Chemnitz sein erstes Profitor. Insgesamt 316 Pflichtspiele absolvierte er mit dem Adler auf der Brust. Dabei gewann er zweimal den Westfalenpokal und stieg mit den Preußen als Regionalliga-Meister in die 3. Liga und als Vizemeister der 3. Liga in die 2. Bundesliga auf. In der zweithöchsten Spielklasse kam er bisher 25-mal zum Einsatz, ehe ihn seine dritte Kreuzbandverletzung ausbremste.

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