Im August 2019 wurde durch die Stadt Münster die Erstellung einer Machbarkeitsstudie (insbesondere hochbauliche und kostenabschätzende Studie) vergeben, um zu überprüfen, ob und welche Nutzerbedarfe des SC Preußen Münster am Standort Hammer Straße in den gegebenen Rahmenbedingungen realisierbar sind. Das Planungsbüro Albert Speer + Partner untersuchte daraufhin, auf welche Weise die Realisierung eines Stadions für 20.000 Zuschauer und eines Nachwuchsleistungszentrums einschließlich zugehöriger Infrastruktur baulich und im Rahmen des bisher vom Rat beschlossenen Investitionsbudgets gelingen kann. Ebenso sollte eine erste Kostenindikation erfolgen. Die Verwaltung hat gemeinsam mit dem SCP in mehreren Werkstattgesprächen die Vorschläge von Albert Speer + Partner diskutiert, um die Nutzerbedarfe soweit möglich auf der Fläche im Rahmen des geltenden Bebauungsplans abzubilden.

Der grundlegende Planungsansatz von Albert Speer + Partner sieht einen geschlossenen Stadion-Baukörper vor, um unter anderem eine Verbesserung der Lärmsituation zu erreichen. Dazu werden in Ergänzung zur bestehenden Haupttribüne insbesondere die übrigen drei Tribünen ausgebaut, um die Zuschauerkapazität von maximal 20.000 Zuschauern zu erreichen. Im Rahmen der Studie werden Nutzungs- und Bedarfs-Elemente wie zusätzliche Logen, eine sogenannte Fankneipe und der Ausbau von Ecktribünen nach der Grundvariante als Entwicklungsbausteine vorgestellt. Der Planungsansatz von Albert Speer + Partner schlägt – wie vom Verein ausdrücklich gewünscht – weiterhin eine Verortung der Heimfans auf der Osttribüne und der Gästefans auf der Westtribüne vor. Dies entspricht der aktuellen Bestandssituation und ermöglicht den Fans des SC Preußen Münster den Zugang vom Haupteingang an der Hammer Straße aus direkt zur Heimtribüne. Im Zusammenspiel mit einem Neubau der Geschäftsstelle durch den SCP und weiterer Einrichtungen des SCP im vorgesehenen Baufeld in Eingangsnähe kann sich so ein neues Bild des Stadiongeländes bilden, sodass diese Zuordnung aus Nutzersicht vorteilhaft wäre.

Demgegenüber wurden im Rahmen der Entwicklung des geltenden Bebauungsplans verschiedene Struktur- und Nutzungszuordnungskonzepte intensiv geprüft und im Hinblick auf die verkehrliche Abwicklung im Detail mit den Sicherheitsbehörden abgestimmt, um vor allem bei Risikospielen die von dort geforderte weitgehende Fantrennung gewährleisten zu können. Daraus ergab sich in der Abwägung zum rechtswirksamen Bebauungsplan, dass den Gästefans Busparkplätze, Stellplätze und ein Parkhaus im Süden des Gebiets, erreichbar unmittelbar von der Hammer Straße, zugeordnet wurden und die Heimfans innerhalb des Stadions auf die (neue) Westtribüne wechseln. Der in der Studie von AS+P vorgeschlagene veränderte Zuordnungswunsch von Heim- und Gästefans muss insofern auf seine Umsetzbarkeit hin geprüft werden.

Ertüchtigung und Ausbau der Tribünen sowie vermarktbare Flächen

Die bestehende Haupttribüne bietet eine Grundversorgung mit Sitzplätzen, Business-Seats und Logenplätzen sowie Funktionsräumen und Hospitality-Bereichen. Das Büro Albert Speer + Partner schlägt für die Haupttribüne kleinere Anpassungen für die bessere mediale Verwertung vor. Da sich die wirtschaftlichen Potenziale eines Stadions vor allem auf der Vermarktung von Hospitality-Bereichen und Logenplätzen in verschiedenen Ausprägungen gründen, sollen beim Ausbau des Stadions auch Erweiterungsflächen für diese Nutzungen berücksichtigt werden. Der SC Preußen Münster hat nach eigenen Aussagen einen deutlichen Nachfrageüberhang und möchte daher im Rahmen des Stadionausbaus weitere vermarktbare Flächen vorsehen. Albert Speer + Partner schlägt hierzu einen neuen Hospitality-Bereich in der umzubauenden Gegentribüne vor. Die vom SCP vorgelegte Businessplanung liefert erste Belege, dass diese Flächen (ohne Berücksichtigung der Investitionskosten) wirtschaftlich betrieben werden könnten.

Die Westkurve und die Ostkurve sind als Tribünen mit Standard-Sitz- und Stehplätzen vorgesehen. In den drei ausgebauten Tribünen werden jeweils Räumlichkeiten für Kiosk und Sanitäranlagen vorgesehen, die von einer überdachten Verteilerfläche unterhalb der Tribüne aus erreichbar sind. Ein ergänzender Vorschlag von Albert Speer + Partner zur Umsetzung der vom SCP gewünschten zusätzlichen vermarktbaren Flächen ist die Einrichtung einer sogenannten Fankneipe (in der Ostkurve) sowie von zusätzlichen Logen über dem Hospitality-Bereich in der Gegentribüne. Die Möglichkeit eines wirtschaftlichen Betriebs ist für beide ergänzenden Elemente grundsätzlich gegeben. Gleichwohl sind diese Investitionsentscheidungen im Rahmen des Bau- und Betriebsmodells noch ab-schließend zu klären.

Werden sowohl der Logen-Bereich in der Gegentribüne als auch eine Fankneipe realisiert, wird die Maximalkapazität von 20.000 Zuschauern im Grundbaustein nicht mehr erreicht. Dem kann jedoch durch den Ausbau der weiteren beiden Ecktribünen begegnet werden. Im Grundbaustein ist dies durch Albert Speer + Partner zunächst nicht vorgesehen, sondern eine Schließung der Ecken ohne Tribünen, da die Zuschauerkapazität ausgereizt ist und angesichts des hohen Kostenaufwands für die Ecktribünen die Wirtschaftlichkeit gegenüber dem architektonisch ansprechenderen Bild eines durch-gehenden „Stadionrunds“ überwiegt.

Nachwuchsleistungszentrum

Ab der 2. Bundesliga ist ein Nachwuchsleistungszentrum nachzuweisen. Hierfür sind verschiedene sportliche und organisatorische Vorgaben einzuhalten sowie Mindestanforderungen an die zur Verfügung stehende Infrastruktur zu erfüllen. Konkrete Angaben enthalten die derzeit gültigen Regelungen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) insbesondere zur Zahl und Ausstattung der Trainingsplätze. Diese sind am Standort Hammer Straße grundsätzlich erfüllbar, wenn auch durch Nutzung von Synergien mit den Trainingsplätzen der 1. Herrenmannschaft. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind dadurch grundsätzlich im Sportpark Berg Fidel durch den Neubau der beiden im Bebauungsplan zusätzlich vorgesehenen Trainingsplätze gegeben. Die Anforderungen an darüber hinausgehende Trainingsmöglichkeiten und Funktionsräume sind in den DFL-Anforderungen nicht konkret spezifiziert, wenn auch die zugehörigen Bedarfe durch ein Nachwuchsleistungszentrum unstreitig vorhanden sind. Hierzu muss bei der weiteren Ausarbeitung der Hochbauten (z.B. im Baufeld am Hauptzugang) das Raumprogramm des gewünschten Nachwuchsleistungszentrums parallel zum Raumprogramm der Geschäftsstelle und der weiteren Einrichtungen einbezogen werden.

Kostenidee

Das Büro Albert Speer + Partner war auch damit beauftragt, eine erste Kostenidee für den Stadionausbau zu entwickeln. Die dargestellte Kostenidee beschränkt sich auf die Anwendung von Benchmarks, die für vergleichbare Elemente in anderen Stadionbauten für die jeweiligen Massen, Flächen, Stückzahlen etc. ermittelt wurden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist gemäß den Angaben von Albert Speer + Partner aufgrund der geringen Planungstiefe und nicht erfasster Risiken mit Abweichungen bis zu 40 % unter bzw. über dem ermittelten Kostenwert zu rechnen. Unter diesen Voraussetzungen ergeben sich Kosten für das Stadion in Höhe von 37,4 bis 47,8 Millionen Euro (netto, entspricht 44,5 bis 56,9 Mio. Euro brutto) für die verschiedenen Varianten sowie einschließlich der zugehörigen Anlagen (Parkdecks, Geschäftsstelle, Stadionwache und Trainingsplätze) in Höhe von 86,8 bis 97,2 Millionen Euro (netto, entspricht 103,3 bis 115,7 Mio. Euro brutto). Nicht enthalten ist die Anbindung an die bestehende Verkehrsinfrastruktur. Auf Basis dieser Kostenidee ist eine Ausdifferenzierung und Zuordnung der verschiedenen Finanzierungsquellen (Stadt, SCP, mögliche Investoren, Fördermittel) zu den unterschiedlichen Bausteinen des Stadions und der zugehörigen Infrastruktur nun möglich.

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