Preußen-Präsident Dr. Bernward Maasjost äußert sich im Interview zum sportlichen Erfolg, zum wirtschaftlichen Fundament und blickt zuversichtlich in die Zukunft.
Preußen ist zurück – Euphorie in Stadt und Land – sportlich wurden und werden die Weichen gestellt. Die Vorbereitung lief auch gut – da hat doch der Präsident ein Lächeln im Gesicht, oder?
Dr. Bernward Maasjost: Nicht nur ein Lächeln – die Aufstiegseuphorie hat auch lange Zeit für ein breites Grinsen in vielen Gesichtern gesorgt. Der Aufstieg war natürlich verdient und wichtig. Den hat sich die Mannschaft erarbeitet.
Andererseits verlangen Aufstieg und Liga 3 uns auch einiges ab. Das sorgt dann manchmal für das eine oder andere Stirnrunzeln. Dennoch ist unser Blick nach vorne gerichtet – und dies nicht erst seit dem Aufstieg, sondern schon in den Wochen davor.
Selbstverständlich bleibe ich bei meiner Aussage: Der Aufstieg hat richtig Bock gemacht – und ich bedanke mich auch an dieser Stelle noch einmal bei allen, die dazu beigetragen haben – vor und hinter den Kulissen. Nun freuen wir uns auf die am 5. August beginnende Saison und wissen um die Herausforderungen, die wir annehmen und meistern werden.
Wie sieht dieser angesprochene „Blick nach vorne“ aus?
Der ist vielschichtig. Neben der Etablierung in der 3. Liga gilt ein besonderer Blick dem Thema Stadion – ein Langzeitprojekt für Stadt, Umland und Verein. Eines der wichtigsten und bedeutendsten Projekte in über 100 Jahren Vereinsgeschichte, das intern aber auch viele Ressourcen und Kräfte bindet. Aber es ist zukunftsentscheidend für den SC Preußen Münster, weil es die Stadt und uns auf das nächste Level bringt und die Wirtschaftlichkeit für alle Seiten ausbaut – wie auch die kürzlich vorgestellte Studie „Regional-ökonomische Effekte – Preußen Münster“ gezeigt hat. Und vor allem bietet ein neues Stadion den vielen treuen Preußenfans eine neue Heimat.
Die von Ihnen angesprochene Studie zu den ökonomischen Effekten, die der SC Preußen auslöst, dürfte doch bei Ihnen seinerzeit positiv aufgenommen worden sein, oder?
Ja, auf jeden Fall. Auf wissenschaftlicher Basis wurde grundsätzlich dokumentiert, dass der SC Preußen Münster ein Wirtschaftsfaktor für Stadt und Region ist. Und, dass dieser Wirtschaftsfaktor steigt, je höher wir spielen. Aus unserer Sicht ein wichtiger Aspekt – auch in Gesprächen mit Unternehmern und wirtschaftlich Verantwortlichen.
Stimmt der Eindruck, dass Preußen Münster gerade auf einer Sympathie-Welle schwimmt?
Preußen hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Wir haben uns bemüht, sichtbarer zu werden. Wir beschäftigen uns mit sozialem Engagement, das wir natürlich noch weiter ausbauen wollen. Und wir öffnen uns für weitere, leistungsorientierte Sportarten – wie zuletzt Dartsport. Aber wir stehen auch für Werte und für eine Haltung.
Wir wissen aber auch, dass wir noch Herausforderungen haben: Die große Nachfrage rund um das Pokalspiel gegen Bayern München, der Versand von Dauerkarten an die Mitglieder und auch der Verkauf von Merchandising-Artikeln haben die Geschäftsstelle extrem gefordert und gezeigt, wo wir noch besser werden können. Hier bitten wir unsere Fans um Entschuldigung und Verständnis.
In diesem Zusammenhang: Der Verein hat sich ein Leitbild zugelegt – wie wichtig ist das Thema?
Der Leitbildprozess war richtig, erfolgreich und extrem wichtig für den Verein. Auch hier kann ich mich für das Engagement der vielen Mitwirkenden nur bedanken. Es ist ein Leitbild entstanden, dass uns als Verein Orientierung gibt – „Schwarz-weiß-grün ist bunt“ ist dabei einer von vielen wichtigen und richtigen Grundsätzen.
Stichwort Sport: Wie sieht der Präsident Leistungsstärke und Zusammenstellung der Drittliga-Mannschaft?
Da haben wir innerhalb unserer Gremien eine klare Meinung: Es ist nicht unsere Aufgabe, die Mannschaft aufzustellen oder dem Trainerteam zu erklären, wie deren Job geht. Und noch weniger ist es unser Job, Peter Niemeyer als Geschäftsführer Sport zu erklären, wer kommt oder geht.
Wir haben viel sportliche Expertise an den richtigen Stellen, die das Geschäft verstehen und den Verein nach vorne bringen. Mir sind zwar der Kontakt und die Nähe zu den Spielern wichtig. Tatsächlich habe ich persönlich nicht die Ambitionen, mich als Präsident zu Spielbeginn oder zur Halbzeit vor die Mannschaft zu stellen, um eine Ansprache zu halten.
Gleichwohl verfolgen Sie sportliche und wirtschaftliche Ziele, wie würden Sie die für die neue Saison formulieren?
Sportlich ist das klar definiert: Wir sind Aufsteiger und wollen die Klasse halten. Wir werden in der 3. Liga wieder lernen müssen, mit Niederlagen umzugehen. Wir werden sicherlich auch Durststrecken haben, in denen es nicht so gut läuft. Mit diesem Wissen, erforderlicher Ruhe und unserer Professionalität werden wir den Klassenerhalt schaffen, da bin ich mir sicher. Unsere Fans, die die Mannschaft in den vergangenen Jahren mit viel Enthusiasmus unterstützt haben, sind ein großes Pfund bei unserem Comeback in der 3. Liga. Gemeinsam für Preußen Münster – das wollen wir weiterleben und erlebbar machen.
Die 3. Liga ist eine Profiliga und das verlangt nach professionellem Management, nach Wirtschaftlichkeit und klaren, zukunftsfähigen Strukturen. Diese zu entwickeln und umzusetzen, ist auch Teil unserer Arbeit als Vereinsgremien.
Das verlangt die Nachfrage, wie hoch ist denn der Etat des SC Preußen Münster?
Wir sind ein Fußballunternehmen mit einem Umsatz von mehreren Millionen Euro. Die Planung für die Saison 2023/2024 ist solide. Und beim Blick nach vorn werden Umsatz und Ergebnis weiter steigen. Dabei spielen dann die Vermarktungsmöglichkeiten im neuen Stadion eine Rolle – Dinge, die uns jetzt schon beschäftigen, für die jetzt schon die Wege bereitet werden müssen, obwohl noch kein Stein verbaut ist.
Sie sprechen es an: Wie sieht der Zeitplan für das Stadion aus?
Erst einmal: Wir freuen uns auf das Stadion, dass ein Quantensprung für Stadt und Münsterland ist. Aus unserer „Antik-Arena“ wird bis hoffentlich 2027 ein kleines Schmuckstück. Und ich kann nur allen danken, die sich in den vergangenen Jahren so intensiv für das neue Stadion eingesetzt haben. In diesen Dank schließe ich ausdrücklich die Stadtverwaltung und alle im Rat vertretenen Parteien ein – ebenso wie die vielen Engagierten auf Preußen-Seite.
Aber die Bagger werden erst 2024 wieder sichtbar, richtig?
Ja, das ist so – aber die geplante Fertigstellung im Jahr 2027 ist auch gesetzt. Planung und Umsetzung sind bei einem derartigen Projekt sehr zeitintensiv. Dennoch: Die Vorfreude bleibt und wir stellen schon jetzt die Weichen für die Preußen-Zukunft.
Abschließend noch der Blick auf den Saisonstart – was rechnen Sie sich aus?
Der Einstieg verlangt uns direkt viel ab – gegen Dortmund II würde uns ein Heimsieg zum Auftakt schon guttun. Bielefeld ist nach dem Abstieg in die 3. Liga sicherlich noch in der Findungsphase. Hier wünsche ich mir neben einem oder mehreren Punkten vor allem ein friedliches Derby. Emotionen ja, Krawall nein.
Dann gegen Ingolstadt und Essen – nach vier, fünf Spielen wissen wir sicherlich mehr. Aber mit der Unterstützung durch unsere Fans im ganzen Münsterland, durch die Sponsoren und durch alle, die mit dem SC Preußen sympathisieren, werden wir eine erfolgreiche Saison spielen. Diese Unterstützung wird uns den einen oder anderen wichtigen Punkt bringen, davon bin ich überzeugt.
Gleichwohl: Wir bleiben demütig und sind dankbar für die Chancen, die sich ergeben.