Bei Viktoria Köln erlebte der SC Preußen Münster am Samstagnachmittag ein weiteres Fußballspiel für die Geschichtsbücher. Passend dazu hatten rund 3.000 Preußenfans ihre Mannschaft an den Rhein begleitet und über 90 Minuten für eine wahnsinnige Stimmung gesorgt. Das war ein großer Faktor, denn nach den zwischenzeitlichen 0:2 und 1:3-Rückständen drehten die Adlerträger das Spiel erst hinten raus und gewannen am Ende mit 5:3. Eine zentrale Rolle im Spiel nahm Kapitän Marc Lorenz ein, der mit seinen vier Assists und seinem Tor an allen Treffern direkt beteiligt war. In der Tabelle festigen die Adlerträger damit den dritten Platz.
Kapitel 1: Start zum Vergessen
Oft waren es die Adlerträger in dieser Saison, die gut ins Spiel gestartet sind. Das war am Samstag nicht der Fall. Ohne eine Veränderung in der Startelf fanden die Adlerträger im Sportpark Höhenberg zunächst gar nicht ins Spiel – und wurden für die kleineren Nachlässigkeiten, die sie sich in den Anfangsminuten gleich mehrfach leisteten, bestraft. Ein eigentlich ungefährlicher Ball blieb so heiß, als Hahns Ablage in Richtung Böckle am eigenen Strafraum beim Gegner landete. Viktorias Sticker legte schnell auf Simon Handle ab, der den Ball mit dem ersten Kontakt und aus spitzem Winkel sehenswert über Max Schulze Niehues hinweg ins lange Eck schlenzte – 0:1 (3.). Das Gegenteil von Traumstart. Mit Ball fanden die Adlerträger in den nächsten Minuten etwas besser ins Spiel, gegen den Ball blieb es aber fahrig. Und dafür gab es den nächsten Nackenschlag. Nach einer Ecke der Preußen schlug Viktoria-Keeper Ben Voll den Ball lang und schickte die Preußen-Restverteidigung in ein Drei-gegen-drei. Als die Situation eigentlich geklärt schien, störten sich ter Horst und Mrowca gegenseitig. Luca Marseiler sagte Danke und schob den Ball am Fünfmeterraum freistehend ein – 0:2 (24.).
Kapitel 2: Reinfinden
Das mussten die Adlerträger erstmal verdauen, das war der Mannschaft anzumerken. Die Jungs sammelten sich nochmal vor Wiederanpfiff im Kreis, der Kapitän sprach ein paar Worte. Die Adlerträger mussten jetzt ins Spiel finden. Das Gute? Die Chancen kamen, obwohl die Adlerträger weiterhin weit weg von ihrem Leistungsmaximum waren. Erst wurde Joel Grodowski im letzten Moment geblockt (29.), dann traf Lorenz nur das Außennetz (32.). Noch größer war die Chance wenige Minuten später, als Grodowski nach einem Batmaz-Querpass frei vor Keeper Voll stand, mit links aber verzog (39.). Das dringend gebrauchte Lebenszeichen sollte aber folgen: Freistoß Lorenz, Kopfball Koulis, 1:2 (45.). Psychologisch guter Zeitpunkt sagt man im Fußball gerne. Das galt an diesem Tag aber nicht, denn auch der Start in Durchgang zwei hätte kaum schlechter sein können. Mit dem ersten Angriff der Viktoria stellte Marseiler, der eine Lopes Cabral-Flanke gut verarbeitete, auf 3:1 (48.). Aller Aufwind war für den Moment dahin. Hätten die Kölner nur Minuten später einen zu kurz geratenen Böckle-Rückpass konsequenter genutzt, hätte es auch schnell 1:4 aus Preußensicht stehen können.
Kapitel 3: Wahnsinn am Höhenberg
So blieb aber die Hoffnung, dass die Preußen doch nochmal ins Spiel zurückfinden. Und die Hoffnung bekam einen großen Schub, als eine Lorenz-Ecke überraschend direkt ins Tor segelte – 2:3 (60.). Keeper Ben Voll, der im Getümmel leicht bedrängt wurde, traf den Ball nicht. Damit war alles für den Schlussspurt der besonderen Art angerichtet. Und der sollte es, fast wie damals in Wattenscheid, in sich haben. Offensiv gab es jetzt jedenfalls reihenweise Chancen. Erst hatte Batmaz eine gute Schussposition, verzog ab. Ähnlich Grodowski, der wenig später geblockt wurde. Immerhin Ecke – und die waren heute ein Mittel. Scharfer Ball Lorenz, Kopfball Hahn, 3:3 (70.). Der Wahnsinn nahm immer weiter seinen Lauf. Jedes Preußenherz dürfte damit schon am Anschlag gewesen sein, die Erlösung sollte aber folgen. Wie natürlich? Standard Lorenz, Kopfball Koulis, 4:3 (85.). Fußball kann so einfach sein. Vier Minuten später: Flanke Lorenz, Abpraller, ter Horst stochert den Ball über die Linie – 5:3 (89.). Es war die Entscheidung an diesem spektakulären Nachmittag, der allen Preußen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die Daten zum Spiel
SCP: Schulze Niehues – ter Horst, Koulis, Hahn, Böckle – Bouchama (Kyerewa, 54.), Mrowca, Bazzoli, Lorenz (Deters, 90,) – Grodowski (Wegkamp, 84.), Batmaz (Steczyk, 84.)
Köln: Voll – Sticker, Schultz, Kubatta (Greger, 75.), Lopes Cabral – Lorch, Fritz (S. El Mala, 63.), Engelhardt – Handle, Hong (M. El Mala, 81.), Marseiler (Idel, 81.)
Tore: 0:1 Handle (3.), 0:2 Marseiler (24.), 1:2 Koulis (45.), 1:3 Marseiler (48.), 2:3 Lorenz (60.), 3:3 Hahn (70.), 4:3 Koulis (85.), 5:3 ter Horst (89.)
Gelbe Karten: Lopes Cabral
Zuschauer: 7.613
Schiedsrichter: Felix Bickel