Bereits zum sechsten Mal fand am Mittwochabend der beliebte Preußen-Talk im Autohaus Vovis statt. Die exklusive Veranstaltung für Sponsoren und Mitglieder der Fan-Teams, die an der Halbzeitunterhaltung im Preußenstadion teilnehmen, lockte etwa 50 Freunde des Fußballdrittligisten in das Volvo- und Fiat-Autohaus am Albersloher Weg. Der schlechte Saisonstart, die jüngsten Achtungserfolge in der Liga, die endlose Diskussion um die Stadionrenovierung und natürlich der neue Trainer Ralf Loose standen im Mittelpunkt der 90-minütigen Diskussionsrunde.
Dirk Kugel, Marketingverantwortlicher beim SC Preußen 06 e.V. Münster und Bernd Homann, Leiter der Unternehmenskommunikation der AGRAVIS Raiffeisen AG, moderierten die kurzweilige Talk-Runde. Auf dem Podium standen neben Cheftrainer Ralf Loose auch Co-Trainer Babacar N´Diaye, Torwarttrainer Alexander Ogrinc und die Spieler Daniel Masuch, Jens Truckenbrod, Simon Scherder und Philip Röhe. Ebenfalls auf der Bühne waren Alexander Heflik, Sportchef der Westfälischen Nachrichten, Stefan Bergmann, Chefredakteur der Münsterschen Zeitung, und Stefan Nottmeier, Chefredakteur von Antenne Münster. Sie alle versuchten zunächst, den bisherigen Saisonverlauf zu analysieren, auch wenn etwa Torwart Daniel Masuch lieber nach vorn schauen wollte, anstatt zum wiederholten Mal zu analysieren, was seit dem Ende der vergangenen Saison beim ambitionierten SC Preußen Münster schief gelaufen ist.
Preußen_Talk_2War es der enorme Druck, der die Spieler, die bis kurz vor Ende der vergangenen Saison so viele begeisternde Auftritte zeigten, hemmte? Stefan Nottmeier von Antenne Münster glaubt daran, Alexander Heflik von den Westfälischen Nachrichten nicht. „Das mit dem zu hohen Druck ist doch nur eine Floskel“, meinte er und sieht einen wichtigen Grund für den Fehlstart in die Saison darin, dass der verpasste Aufstieg mit den unerklärlichen Leistungen am Saisonende nicht ausreichend aufgearbeitet wurde. Jens Truckenbrod, Mittelfeldspieler des SCP und einer der Erfahrensten im Kader, sah die Gründe vorwiegend im mangelhaften Defensivverhalten: „Wir haben doch die Gegner ständig zu Toren eingeladen. Das ist jetzt nach dem Trainerwechsel aber vorbei, wir stehen endlich wieder sicher hinten.“
Gesprächsthema Trainerwechsel
Ausführlich diskutierte die Runde unter der Leitung des gewohnt lockeren Dirk Kugel über die Wirkung des Trainerwechsels vor wenigen Wochen. Ralf Loose erläuterte, warum es nun – nach einigen „englischen Wochen“ mit wöchentlich zwei Spielen – mehr Trainingseinheiten als zuvor, nämlich bis zu drei täglich, gebe: „Wir müssen im Grundlagenbereich einiges aufholen und hart arbeiten, um zunächst die Abstiegsgefahr zu bannen“. Vom ursprünglichen Saisonziel, dem Aufstieg in die 2. Liga, wollte am Mittwochabend im Autohaus Vovis keiner etwas hören. Die altbekannte Floskel „Wir müssen jetzt von Spiel zu Spiel schauen“ wurde gleich mehrfach bemüht. „Der Negativlauf ist gestoppt, jetzt wollen wir so viele Punkte wie möglich sammeln, um in der Tabelle höher zu klettern“, meinte Torwart Daniel Masuch.
Trainer Ralf Loose ist froh, „dass wir nun hinten wieder wesentlich stabiler stehen und endlich auch wieder das Tor treffen“. Er verweist auf den Teamgeist, der wieder gestärkt sei und einen hohen Konkurrenzkampf im Kader. Der Trainer, der mit den Sportfreunden Siegen und Dynamo Dresden bereits zweimal in die 2. Liga aufgestiegen ist, ist froh über die vergleichsweise Ruhe im Vereinsumfeld: „In Dresden ist alles etwas chaotischer, hier in Münster herrscht mehr Harmonie“.
Junge Spieler als Symbol des Aufwärtstrends
Einen gehörigen Anteil am jüngsten Aufschwung haben – da waren sich alle Gäste einig – die jungen Spieler, die zurzeit für Schlagzeilen sorgen. Dazu zählen neben Julian Riedel und Robin Neupert auch Simon Scherder, der ebenfalls inzwischen fester Bestandteil der neu formierten Abwehrreihe ist, und Philip Röhe, der in Chemnitz zu seinem ersten Punktspieleinsatz kam. Der souverän auftretende Ralf Loose möchte auch dies nicht überbewerten: „Das Alter spielt eigentlich keine Rolle, auch wenn wir wegen der U-23-Regelung natürlich gewisse Vorgaben erfüllen müssen. Grundsätzlich müssen sich die Jüngeren durch die Älteren führen lassen. Unsere jungen Spieler machen derzeit guten Druck und haben sich ihre Einsatzzeiten redlich verdient.“
Dass der SC Preußen Münster zurzeit sportlich kleinere Brötchen backen muss, ist dem Trainer bewusst: „Wir sind doch alle hier, um den SCP in der 3. Liga zu etablieren. Wenn es dann mal mehr wird, ist es auch gut.“ Bescheidene Aussagen, die bei den Sponsoren und Vertretern der Fan-Teams, die die AGRAVIS-Halbzeitunterhaltung im Stadion mitgestalten, gut ankamen.
Dauerbrenner Stadionsanierung
Zum Abschluss des unterhaltsamen Preußen-Talks ging es um das ewige Thema Stadion. Stefan Bergmann von der Münsterschen Zeitung erklärte das Grundproblem mit der grundsätzlichen Einstellung der Mehrheit der Ratsmitglieder in Münster: „Münster ist halt keine Fußballstadt wie andere Städte etwa im Ruhrgebiet.“ Das Gutachten, welches jüngst für 70.000 Euro beauftragt wurde, sei aber ein Lichtblick. Es könne zumindest einen Tribünenneubau in der maroden Westkurve ermöglichen. Die bis 2020 zugesagten 2,5 Mio. Euro hingegen seien „eine Frechheit“. Stefan Nottmeier ergänzte, dass es sehr wohl öffentlicher Wille der Menschen in Münster und im Münsterland sei, die Stadionsituation entscheidend zu verbessern. Er sagte: „Die Fans wollen das sowieso, allein den politisch Verantwortlichen fehlen Wille und Visionen“. Alexander Heflik ergänzte zu diesem Thema, dass er Münster durchaus für eine Stadt halte, die sich für Fußball begeistern könne, wie man an den Zuschauerzahlen – besonders bei Pokal- und Spitzenspielen – sehen könne. Stefan Bergmann bemerkte schließlich, „ohne Kultur gegen Fußball ausspielen zu wollen“, dass auch Städtisches Theater und das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland professionelle Betriebe seien und er nicht verstehe, warum sich Münsters Verantwortliche so schwer tun, dem SC Preußen Münster ein zeitgemäßes Stadion zur Verfügung zu stellen.
Die anwesenden Fans sowie Daniel Masuch und auch Trainer Loose waren sich einig: Richtige Fußballatmosphäre kommt in engeren Stadien besser auf. Alle wünschten sich weitere Verbesserungen in der spöttisch „Antik-Arena“ genannten Spielstätte der Preußen. Anmerkung am Rande: Ralf Loose ist übrigens dafür, dass sich seine Mannschaft wieder vor den Heimfans in der Ostkurve aufwärme und nicht mehr wie zuletzt vor der Westkurve.
Nach 90 Minuten war die unterhaltsame Talkrunde mit sehr offenen Gästen beendet und das Nachspiel mit Gesprächen, Fotos und Autogrammen konnte beginnen. Die 7. Auflage des beliebten Preußen-Talks im Autohaus Vovis ist bereits geplant…
Text: AGRAVIS
 

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