Auch am Samstag, beim Spiel gegen den SV Wehen Wiesbaden, muss der Großteil der Stehplatzbereiche im Preußenstadion leer bleiben. Nach den Vorkommnissen, insbesondere beim Heimspiel gegen den F.C. Hansa Rostock, als von Seiten der Preußen-Anhänger massiv pyrotechnische Gegenstände eingesetzt wurden, verurteilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den SC Preußen 06 e.V. Münster zu zwei Spielen unter Teilausschluss der Öffentlichkeit.
Von Seiten einiger Anhänger wurde die Rolle des DFB, der Polizei und insbesondere des Vereins im Umgang mit der Fanszene kritisiert. Das Heimspiel gegen Wiesbaden und die zwei noch ausstehenden Blocksperren möchte das Präsidum zum Anlass nehmen, auf einige der Kritikpunkte einzugehen.
In den vergangenen Jahren hat sich der Verein, trotz zahlreicher Anlässe, mit öffentlichen Äußerungen zu Ausschreitungen, dem Einsatz von Pyrotechnik und den damit verbundenen Strafen von Seiten des Verbandes stets zurückgehalten. Das Bestreben der Vereinsführung war und ist immer, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen sondern zuerst mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Gespräche, die nicht öffentlich geführt werden müssen. Selbst nach den außerordentlichen Vorkommnissen im Rostock-Spiel wurde noch am nächsten Morgen der Kontakt zu führenden Vertretern der aktiven Fanszene gesucht, sodass sie als erste über den Entschluss, die Kurve zu sperren, informiert wurden.
Deutlich zurückzuweisen ist der Vorwurf, die Polizei hätte im Preußenstadion die Kontrolle übernommen. Natürlich ist dem SC Preußen eine kooperative und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Behörden wichtig. Es ist dabei aber deutlich abzugrenzen, welche Aufgaben, Rechte und Pflichten den einzelnen Parteien obliegen. Betretungsverbote etwa sind Präventivmaßnahmen, die durch das Polizeigesetz klar geregelt sind und über deren Handhabe auch nur die Polizei befinden kann. Der Verein steht mit der Polizei – wie mit allen Ordnungs- und Sicherheitsbehörden – in einem konstruktiven Austausch, der aber durchaus auch kritisch geführt wird.
Selbstkritisch geht der Verein auch mit seinen eigenen Entscheidungen um, zum Beispiel was den Umgang mit dem Alkoholverbot angeht. Auch für den Verein war das keine alltägliche Situation, beziehungsweise Entscheidung, mit der man im Nachhinein anders umgehen würde und Fehler eingesteht.
Natürlich möchte der Verein Fans in bunten Kurven, die für Stimmung sorgen und mit ihren Choreografien und Gesängen die Mannschaft antreiben. Allerdings kann und darf dies nur im Rahmen geltender Gesetze geschehen. Die Freiheit des Einzelnen endet spätestens da, wo andere zu Schaden kommen können. Eine solche Grenze wurde beim Spiel gegen Hansa Rostock deutlich überschritten. Die daraufhin selbst beschlossene Blocksperre war kein vorauseilender Gehorsam gegenüber dem DFB, wie es in den Flugblättern der Gruppo Resistente heißt, sondern eine bewusste Entscheidung und ein deutliches Signal nach außen, dass die rote Linie überschritten wurde und der Verein das Verhalten einiger Anhänger nicht länger hinnimmt. Denn unabhängig von der Diskussion um die Gefährlichkeit von Pyrotechnik ist deren Einsatz verboten und der Verein kann und will bestehende Gesetze im Preußenstadion nicht außer Kraft setzen.
Im Rahmen des Zulassungsverfahrens zur 3. Liga muss darüber hinaus jeder Verein die DFB-Gerichtsbarkeit anerkennen und sich den DFB-Regularien unterwerfen. Von einem einzelnen Verein wie dem SC Preußen kann man nicht erwarten, dass er sich dem widersetzt und gegebenenfalls nicht mehr am Wettbewerb teilnehmen darf. Dementsprechend muss der Verein auch die Konsequenzen für die Verfehlungen seiner Anhänger tragen und die durch das DFB-Sportgericht ausgesprochenen Strafen akzeptieren. Was nicht bedeutet, dass der Verein die Urteile widerstandslos hinnimmt, sondern sich im Gegenteil sehr um das Abwenden noch weitreichenderer Strafen bemüht. Dies ist zuletzt in vielen Fällen, etwa bei Rotsperren oder beim Verzicht des DFB auf eine empfindliche Geldstrafe für die Vorkommnisse beim Rostock-Spiel, gelungen.
Jetzt liegt es in der Hand aller Beteiligten, wieder in einen sachlichen und vertrauensvollen Dialog einzusteigen. Zumindest für die Vereinsführung gilt: Die Gesprächsbereitschaft ist ungebrochen.
Das Präsidium
SC Preußen 06 e.V. Münster