Noch im Frühjahr dieses Jahres hießen die Gegner in der Westfalenliga SC Roland oder Victoria Clarholz, jetzt, ein knappes halbes Jahr später, feierte Jannik Borgmann auf dem legendären Betzenberg vor über 20.000 Zuschauern sein Saisondebüt. Hinter dem 20-Jährigen liegt ein rasantes halbes Jahr, in dem sich viel verändert hat. „Das ist schon alles recht schnell gegangen. Das nimmt man im ersten Moment aber gar nicht richtig wahr, sondern versucht einfach, seinen Stiefel auf dem Platz immer runter zu spielen. Da peitscht einen so eine Kulisse wie in Lautern einfach zusätzlich an“, gibt der 1,97 Meter große Innenverteidiger einen Einblick in seine Gedankenwelt kurz vor dem größten Spiel seiner noch jungen Karriere: „Als ich dann nach dem Spiel auf der Bank saß, wurde einem so langsam bewusst, wie besonders das gerade eigentlich alles ist und was man geschafft hat.“
Dass das Nachwuchstalent jetzt dort steht, wo es steht, war zu seiner Jugendzeit noch nicht so abzusehen, denn Jannik Borgmann nahm einen heutzutage eher ungewöhnlichen Weg. Aus der U19 von Osnabrück war Borgmann an die Hammer Straße zurück gewechselt, wollte in der U23 und in der Westfalenliga erst einmal Fuß fassen. „Ich bin hier damals ohne größere Ansprüche hergekommen“, spielte sich der Linksfuß aber schnell fest und wurde zum Leistungsträger. Im zweiten Seniorenjahr durfte er unter Fußballlehrer Benno Möhlmann dann bereits vereinzelt bei den Profis mittrainieren, ehe er unter der Leitung von Marco Antwerpen zum Stammgast wurde. „Das Training war damals schon etwas ganz Besonderes für mich. Und unter Marco Antwerpen wurde es dann immer besser, auch meine persönlichen Leistungen. Da hat man sich dann natürlich erträumt, dass daraus mehr werden könnte“, sollte sich dieser Traum erfüllen. Doch zunächst musste Borgmann noch Geduld beweisen.
„Das ist ein geiles Gefühl“
Der Blondschopf rückte gegen Ende der letzten Saison mehrmals in den Kader, ein Einsatz sprang aber zunächst nicht heraus. „Ich war sieben oder achtmal einfach mit im Kader. Zu Beginn konnte ich mir auf der Bank auch noch gar nicht vorstellen, zu spielen, wo ich doch gerade aus der Westfalenliga komme“, gewöhnte er sich aber langsam an die Vorstellung – und erhielt im Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden dann die große Chance, durfte von Beginn an ran. „Die Nachricht habe ich einen Tag vorher bekommen. Aber da war die Vorfreude dann einfach größer als die Nervosität, ich wollte endlich wissen wie es ist, in der 3. Liga zu spielen“, lieferte er gleich bei seinem Debüt einen mittlerweile gewohnt ruhigen Auftritt ab und hielt seine Seite dicht. „Das ist ein geiles Gefühl, wenn man merkt, dass man Zweikämpfe und Laufduelle gewinnen kann. Der sportliche Unterschied ist aber schon groß. Besonders die mentale Belastung ist eine andere, man muss immer auf der Höhe und voll konzentriert sein. Gerade für mich, wo ich drei Ligen übersprungen habe, ist es jedes Mal ein hartes Stück Arbeit.“
Seine Leistungen überzeugten, Borgmann erhielt einen Profivertrag. „Erhofft hat man sich das natürlich. Wirklich dran geglaubt habe ich aber erst, als ich von Vereinsseite deutliche Signale bekommen habe“, ging mit der Unterschrift ein Kindheitstraum für den Emsdettener in Erfüllung. Einer, der ihm über die gesamte Zeit viel geholfen hat, ist Mannschatskapitän Simon Scherder. Beide bilden eine Fahrgemeinschaft, pendeln zusammen zum Training. „Mit Simon ist es super, die Fahrten sind echt lustig. Wir verstehen uns gut, ich kann ihn alles fragen und er gibt mir auch Tipps. Das macht den Einstieg in die Mannschaft natürlich nochmal leichter“, sitzen die beiden mittlerweile nicht nur im Auto nebeneinander, sondern stehen auch immer öfter gemeinsam auf dem Platz. „Dass ich so früh in der Saison schon von Beginn an spiele, hätte ich nicht unbedingt erwartet. Aber es läuft im Moment sehr gut“, erfährt Borgmann von Cheftrainer Marco Antwerpen die Rückendeckung, die ein junger Spieler braucht: „Er fordert und fördert mich viel, das brauchst du natürlich. Wir verstehen uns gut.“ Jetzt will Jannik Borgmann sich einfach weiter im Training anbieten und sehen, wo die Reise noch hingehen kann – wie schnell alles gehen kann, weiß der 20-Jährige bereits.