Wenn Simon Scherder über sich selbst spricht, dann ziert ein breites Lächeln sein Gesicht: „Ich bin ein lockerer Typ, der für jeden Spaß zu haben ist.“ Betritt der 20-Jährige aber den Fußballplatz, ist es mit den Freundlichkeiten vorbei. Sein Auftreten ist geprägt von intensiven und körperbetonten Zweikämpfen. Darüber hinaus verfügt Scherder über eine sehr reife Spielanlage, die es ihm als Innenverteidiger ermöglicht, den Spielaufbau von der defensivsten Position zu eröffnen.
Ein „Preuße durch und durch“
Schon früh kam der Rechtsfuß zu den Preußen. Bereits im Alter von 13 Jahren wechselte er von seinem Heimatverein Brukteria Dreierwalde zu den Adlerträgern und durchlief anschließend alle YOUNGSTARS-Mannschaften der Münsteraner. „Ich spiele meine achte Serie, kenne die meisten Leute im Verein. Ich fühle mich hier sehr wohl und hoffe, dass wir auch in dieser Saison noch Erfolge einfahren können“, bezeichnet sich Scherder selber als „Preuße durch und durch“.
In einer Spielzeit, die bisher alles andere als positiv für den Fast-Aufsteiger des letzten Jahres läuft, ist Scherder als einer der Gewinner zu bezeichnen. In der vergangenen Saison absolvierte der 1,89 Meter große Abwehrmann unter Pavel Dotchev nur eine Partie von Beginn an. „Ich habe zwar selten gespielt, stand aber immerhin 30 Mal im Kader. Im Training habe ich Gas gegeben und viel von den erfahrenen Kollegen gelernt“, blickt der in Dreiwalde in der Nähe von Rheine wohnhafte Scherder zurück. Einen Gedanken an einen Vereinswechsel hegte er nicht, vielmehr wollte er sich weiter aufdrängen und auf seine Chance warten.
Geduld hat sich ausgezahlt
„Mir wurde gesagt, dass ich mich gedulden muss und dass ich nah dran bin am Team“, so Scherder, der dann vom Trainerwechsel profitierte. Bereits in der zweiten Begegnung unter dem neuen Cheftrainer Ralf Loose durfte der Youngstar sich in der Innenverteidigung beweisen. Zwar verloren die Adlerträger im Pokal gegen Augsburg, Scherder aber wusste im Defensivverbund zu gefallen. Es folgten weitere starke Auftritte in den Duellen mit Regensburg, Osnabrück, Chemnitz und dem BVB II. Die zuvor anfällige Defensiv zeigte sich stabilisiert, woran auch das Eigengewächs einen großen Anteil hatte.
Die Krönung seiner Leistungen fand im Auswärtsspiel beim Chemnitzer FC statt, wo Scherder bereits nach wenigen Minuten per Kopf sein erstes Tor im Profibereich markierte und seine Mannschaft früh auf die Siegerstraße brachte. „Das war etwas ganz besonderes für mich, ein tolles Gefühl. Im Anschluss haben mich viele Glückwünsche erreicht“ erinnert sich der Torschütze zurück. Aber auch das Auswärtsspiel beim Erzrivalen VfL Osnabrück hat der Jungspund noch vor Augen: „Mein bisher bestes Erlebnis. Als Preuße in Osnabrück aufzulaufen macht richtig Spaß. Leider haben wir uns und die Fans für unsere gute Leistung nicht mit einem Sieg belohnt.“
Aus schlechten Spielen lernen
Wie schnelllebig das Fußballgeschäft aber ist, musste Scherder dann bereits wenige Woche später erleben. Bei der 0:4-Niederlage gegen Darmstadt produzierte der Abwehrmann ein Eigentor zum 0:1 und verschuldete den Elfmeter, der zum 0:2 führte. „Ich war mit meiner Leistung zu großen Teilen an dem Ergebnis beteiligt“, gibt sich Scherder sehr selbstkritisch, weiß aber auch, dass „solche Partien bei einem jungen Spieler dazugehören. Daraus gilt es, die richtigen Lehren und Schlüsse zu ziehen“. Nachdem er gegen Rostock auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, durfte er gegen Saarbrücken dann wieder von der ersten Minute spielen und zeichnete sich unter anderem durch eine zweimalige Rettungstat auf der Torlinie aus. Auch gegen die Stuttgarter Kickers leistete Scherder seinen Beitrag, durch den die Preußen zum fünften Mal in dieser Saison in einer Partie ohne Gegentor blieben.
Es wird spannend sein, die Entwicklung von Scherder, der im letzten Jahr sein Abitur mit den Leistungskursen Sport und Englisch abgeschlossen hat, zu beobachten. Seine Konzentration gilt aktuell voll dem Fußball, ein zweites Standbein will er sich vielleicht in den nächsten Jahren im Bereich des Journalismus aufbauen. Bis dahin schreiben andere über ihn und seine Leistungen auf dem Platz. Für die Journalisten eine willkommene Aufgabe, denn nicht nur Scherder selbst empfindet sich als lustigen und angenehmen Zeitgenossen.