In wenigen Tagen wird die schillernde Fußballwelt inmitten einer Saison auf Vereinsebene stillstehen und – in vielen Teilen kritisch – auf das große Schauspiel und Spektakel in Katar blicken. Auf eine nie dagewesene Winter-Weltmeisterschaft, die in einem Land ausgetragen wird, das Werte und Normen, die hier als Mindeststandard gesetzt und eine Selbstverständlichkeit sind, nicht anerkennt. Es ist die Spitze einer Fehlentwicklung des internationalen Fußballs, mit der sich viele Menschen nicht mehr identifizieren können und wollen. Auch die Empörung im Weltfußball darüber ist groß, die Konsequenzen jedoch kaum spürbar. Auf der anderen Seite wird die Fußballwelt aber eben doch nicht gänzlich stillsehen. Zumindest nicht an der Hammer Straße, nicht in der Regionalliga, nicht im Amateurfußball, nicht im Frauenfußball. Hier in der Regionalliga, am Tor zum Profifußball, rollt das Leder fernab von pompösen, nur für einen Zweck aus dem Boden gestampften Stadien. Bei Bratwurst und Bier sind alle, die einfach nur Lust auf Fußball haben, herzlich willkommen – alle!

Auch jene, die laut offiziellem WM-Botschafter aufgrund ihrer Liebe einen „geistigen Schaden“ haben und eine „Haram“ (Sünde) begehen. Jene, die das Land zu PR-Zwecken bereisen dürfen, aber als Einheimische mit ihrer sexuellen Ausrichtung Straftaten begehen würden. Oder jene, die dort das Haus nicht einmal aus freien Stücken verlassen können. Dinge, die eigentlich im Fußball keine Rolle spielen sollten. Oft wird in solchen Zusammenhängen auch gesagt, der Fußball solle nicht politisch sein, sich nicht einmischen. Aber die Kraft, Menschen zu bewegen, bietet der Sport in außergewöhnlichem Maß, und der besondere Zusammenhalt, der über alle Gesellschaftsschichten hinweg wohl nur in Fußballstadien zu finden ist, stehen dem gegenüber. Der Sport zeigt weltweit auf, dass Barrieren oft künstlich errichtet werden, auf dem Spielfeld, wenn der Ball erst rollt, aber schnell vergessen sind. Damit geht für uns eine Verantwortung einher; insbesondere, wenn wir parallel zu diesem fragwürdigen Auftritt des Weltfußballs weiterspielen. Aus diesem Grund wollen wir ein Zeichen setzen. Ein Zeichen, dass die Werte des Fußballs, die ihn auszeichnen und zu weltweiter Beliebtheit geführt haben, nicht vergessen sind und nicht vergessen werden dürfen. Und ein Zeichen dafür, dass die Türen zum Preußenstadion allen offenstehen, die gemeinsam ein Fußballfest feiern möchten.

Bei aller öffentlichen Kritik, die sich gegen die Weltmeisterschaft und ihren Austragungsort richtet, soll sich dieses Zeichen auch nicht als weitere Schelte darin einreihen, sondern vielmehr ein Statement für die hierzulande festgesetzten Werte und Normen sein – und für eben jene die Flagge hochhalten, die anderswo ausgegrenzt werden. Denn obwohl rein sportlich die Regionalliga und eine Weltmeisterschaft Welten voneinander trennen und die Verbindung daher weithergeholt scheint, ist es eben die Liebe zum Sport, die alles wieder vereint. „Schwarz-weiß-grün ist bunt“, ein Satz, der sich auch im Leitbild wiederfinden soll, wird den Nacken des Sondertrikots zieren, das die Mannschaft in den letzten beiden Spielen des Jahres tragen wird. Ein Trikot, das in Regenbogenfarben designt ist. Farben, die in Katar unerwünscht sind. Hierzulande treffen sie vielleicht nicht den Geschmack jedes Fans, das Zeichen das damit einhergeht, ist aber unmissverständlich – und wird an der Hammer Straße mit Leben gefüllt.

Mehr als nur ein Trikot

Um dieser besonders umstrittenen Thematik gerecht zu werden, wollen wir aber nicht nur im Sondertrikot auflaufen, sondern auch mit allen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen wollen, darüber sprechen. Daher beteiligen wir uns an mehreren Veranstaltungen, die im Zuge der Weltmeisterschaft die Umstände der WM und Sichtweisen der Gastgeber kritisch hinterfragen:

  • 20. November (11:00): Vereinspräsident Christoph Strässer ist zu Gast bei der Veranstaltung „Roter Salon“ im Preußenstadion
  • 23. November (19:30): Geschäftsführer Ole Kittner nimmt gemeinsam mit dem FANport an der Veranstaltung „Moral im Abseits“ in der Trafostation teil
  • 03. Dezember: Aktionsspieltag im Preußenstadion. Auf dem Vorplatz findet eine Messe mit verschiedenen Organisationen statt.
  • 05. Dezember (19:30): Netzwerktreffen der Münsteraner Vereine zum Thema „Werte im Jugendfußball“
  • 07. Dezember (19:30): Online-Vorstellung des erarbeiteten Leitbilds an die Vereinsmitglieder

Alle, die sich als Zeichen der Vielfalt ein Sondertrikot sichern möchten, haben am Aktionsspieltag (3.12.) die Chance dazu. Auf dem Vorplatz des Haupteingangs, außerhalb des Stadions, wird das Trikot an einem eigenen Preußen-Stand erhältlich sein.

 

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