„Wenn ich im Sechzehner zum Abschluss komme, wird es meist gefährlich“ – Wenn Rufat Dadashov über sich selbst spricht, klingt das ein bisschen wie ein gutes Handbuch für einen klassischen Mittelstürmer. Der 26-Jährige gehört eben noch dieser immer seltener werdenden Gattung an und sieht seine eigenen Stärken ganz klar in der Box, wo er von seiner Vielseitigkeit profitiert: „Ob ich mit Rechts, mit links oder mit dem Kopf abschließe, das ist egal.“ Der Angreifer und sein Spiel leben von seinem ausgeprägten Torinstinkt, von dem alle Fans des BFC Dynamo wohl noch ein Lied singen können. Mit 25 Toren in 25 Spielen sowie zwei Treffern im Landespokalfinale schoss sich Dadashov in der letzten Regionalliga-Saison nicht nur zur Torjägerkanone, sondern auch direkt ins Herz der Anhänger. „Das war die beste Saison meines Lebens und es war für beide Seiten ein absoluter Glücksgriff“, spricht der gebürtige Aserbaidschaner gerne über die letzte Spielzeit, in der er Tore am Fließband produzierte und sich dadurch selbst einen Karrierehöhepunkt bescherte. Dass Dadashov aber überhaupt so weit kommen würde, stand eine Zeit lang arg auf der Kippe. Ausgerechnet ein Anruf vom Nationaltrainer sorgte für eine neu entfachte Leidenschaft.
In der Jugend von Mainz 05 wurde der junge Rufat damals im zweiten U17-Jahr aussortiert, weil er zu klein und schmächtig war. Was heute nur schwer vorstellbar ist, ließ damals eine Welt zusammenbrechen. „Ich hatte das auch nicht richtig verstanden, weil ich in der Vorsaison um die 15 Tore und 10 Vorlagen beigesteuert hatte. Danach war ich mit dem Fußball erstmal durch, wollte ganz aufhören“, hingen die Schuhe schon fast am Nagel. Doch sein Vater und seine Freunde überredeten ihn, weiterzumachen. So startete Dadashov einen kleinen Neuanfang, kickte gemeinsam mit seinen Kumpels bei Biebrich 02. „Ich wollte einfach den Spaß am Fußball zurückgewinnen, der Traum von einer Profikarriere war zu dem Zeitpunkt nicht mehr wichtig für mich.“ Nach einer Saison bei Biebrich ging die Reise weiter zur U19 von Mainz Gonsenheim, wo der mittlerweile 1,89 große Angreifer später in seinem ersten Seniorenjahr maßgeblichen Anteil am Oberligaaufstieg der Mannschaft hatte. So ging es dann doch wieder Schritt für Schritt nach oben für den talentierten Rechtsfuß, der daraufhin bei der Zweitvertretung vom 1. FC Kaiserslautern landete. „Dort hatte ich eigentlich gar keine schöne Zeit, wollte nach einem Jahr wieder gehen, habe aber keine Freigabe erhalten. Dann kam der Anruf von Nationaltrainer Berti Vogt“, konnte er es im ersten Augenblick gar nicht glauben: „Das war dann ein Moment, in dem ich mir dachte, komm, probier’s aus, vielleicht geht ja doch noch was.“
Auf den Anruf folgten insgesamt 16 Länderspiele, in denen Rufat Dadashov vier Tore erzielte. „Als ich im Heimspiel bei der WM-Quali gegen Nordirdland das 1:0 erzielt habe, das war ein Moment, den werde ich nie vergessen. Auch die Partie bei der EM-Quali gegen Italien war etwas ganz Besonders. Mit einem Buffon und Pirlo auf dem Platz zu stehen, das sind Erinnerungen, die bleiben.“ Gerade mit dem Rekordtorhüter Gigi Buffon verbindet ihn eine kleine Anekdote, die Dadashov doch immer ein Lächeln auf die Lippen bringt. „Ich hatte ihn nach dem Spiel gefragt, ob ich sein Trikot haben darf. Er ist eine Legende, das wollte ich unbedingt haben. Dann schenkte er mir seins, ich hatte meins aber gar nicht erst ausgezogen, weil, was sollte er damit? Aber Buffon bestand darauf, dass er auch meins bekommt“, war der Trikottausch damit perfekt. „Ich sammle alle meine Trikots und werde sie später bei mir Zuhause aufhängen.“
Nachdem Berti Vogt im Oktober 2014 als Nationaltrainer Aserbaidschans zurückgetreten war, blieb auch das Telefon von Dadashov stumm. Für ihn ein weiterer Grund, dass er nach mehreren Zwischenstationen und seiner starken letzten Saison beim BFC jetzt bei den Preußen in der 3. Liga Fuß fassen will. „Ich hatte auch sehr gute Gespräche mit dem Trainer, der mir gezeigt hat, wie er mich weiterentwickeln möchte“, war die Entscheidung, trotz lukrativer anderer Angebote, schnell auf den Adlerclub gefallen – und bisher gibt es nichts, was Dadashov bereut. „Die Mannschaft hat mich super aufgenommen und Münster ist eine junge, lebendige Stadt. Ich fühle mich hier sehr wohl“, ist Rufat menschlich bereits angekommen beim SCP.
Und auch sportlich läuft es derzeit beinahe ideal: Sech Treffer in zehn Spielen bedeuten eine Spitzenposition im Torjäger-Ranking der 3. Liga, was auch dem aserbaidschanischen Nationaltrainer nicht verborgen geblieben ist. Prompt folgte die Einladung zur Nationalmannschaft, für die er in den UEFA Nations League-Partien gegen Faröer und Malta jeweils 90 Minuten auf dem Feld stand und einen Treffer vorbereitete. Damit ist Dadas Traum von der Rückkehr in die Nationalmannschaft schneller wahr geworden, als es sich der Angreifer noch vor wenigen Monaten selbst hätte erträumen können.