Der rasselnde Schlüsselbund wird aus der Hosentasche geholt, eine weiße Tür geht auf, ab in die bequemen Adiletten und rein in die frisch bezogene Wohnung von Rogier „Rocky“ Krohne. In der Küche fehlt noch die Arbeitsplatte, der Ess- und Wohnbereich ähnelt ein bisschen Dotchev’s Taktiktafel, der Neuzugang räumt noch schnell ein paar Sachen beiseite. Erst vor wenigen Wochen ist der Niederländer umgezogen, aber schon jetzt fühlt er sich pudelwohl in seinen neuen vier Wänden in unmittelbarer Nähe zum idyllischen Aasee.

„Auf dem Platz will ich der Mannschaft mit meinem kämpferischen Einsatz so gut wie möglich helfen. Meine Tore schieße ich dabei eigentlich immer, dafür bin ich Stürmer“, sagt der 1,93-Meter-Mann selbstbewusst über sich. Von den Medien wird er oft als Torjäger, Sturm-Riese oder Kanonier umschrieben, privat gibt er sich allerdings ganz anders: „Neben dem Platz bin ich ganz ruhig und sehr locker“, wirkt der 26-Jährige auch nach dem Training tiefenentspannt.

Im niederländischen Eelde geboren, begann Rocky Krohne auch das Fußballspielen in seinem Heimatort und kickte zunächst für den Amateurverein VV Actief. In der D-Jugend folgte dann der Wechsel zum FC Groningen, bei dem der Blondschopf nicht nur alle Jugendmannschaften durchlief, sondern im zarten Alter von 18 Jahren auch sein Debüt in der ersten niederländischen Fußballliga feierte: „Ein Highlight in meiner bisherigen Fußballerlaufbahn“, beschreibt Krohne den ersten Auftritt in der Eredivisie. Nach drei weiteren Kurzeinsätzen ging es für den Angreifer im Anschluss für ein Jahr zum FC Emmen, für den er 18 Spiele in der Jupiler League, der zweiten niederländischen Liga, absolvierte. „Diese Station hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Es war ein schlechtes Jahr für mich, ich musste zwei Trainerwechsel miterleben und wurde dort nicht wirklich glücklich.“

Im Jahr 2009 wechselte der hochgewachsene Stürmer dann nach Deutschland, ging für den niedersächsischen BV Cloppenburg auf Torejagd und feierte den Aufstieg in die Regionalliga. „In Cloppenburg habe ich oft getroffen und endlich wieder Spaß am Fußball gehabt“, erinnert sich Krohne, mit einem Lächeln im Gesicht, gerne zurück – 85 Tore in 125 Spielen sprechen dabei eine deutliche Sprache.

Krohne_2Während seiner Zeit in Cloppenburg machte sich Rocky Krohne aber auch Gedanken über die Phase nach seiner aktiven Fußballerlaufbahn und fing eine Ausbildung zum Physiotherapeuten an: „Natürlich kann man in meinem Alter noch ein paar Jahre Fußball spielen, aber danach muss man auch etwas in der Hand haben. Deshalb habe ich die Ausbildung damals begonnen“, merkt man dem 26-Jährigen seine sympathische Bodenständigkeit an. „Als das Angebot vom SCP kam, musste ich eine schwere Entscheidung fällen, denn ich hätte nur noch ein Jahr gebraucht, um die Ausbildung abzuschließen. Nach vielen Überlegungen und Gesprächen habe ich mich dann aber für Münster entschieden“, gibt Krohne zu, der dabei immer auf die Unterstützung seiner Freundin Annemijn, mit der er seit fast neun Jahren zusammen ist, zählen konnte.

Bei den Adlerträgen wollte er den nächsten Schritt machen, hat seinen geplanten Sommerurlaub abgesagt und sich in die Saisonvorbereitung gestürzt. „Die erste Woche war schon anstrengend und harte Arbeit im Vergleich zum Trainingspensum in der Regionalliga. Ab und zu war ich auch müde, aber jetzt wird es für mich immer leichter“, merkte ihm auch Chefcoach Pavel Dotchev die große Umstellung in Sachen Tempo und Intensität zunächst an: „Rocky ist ein toller Junge, der sehr willig war und nicht gejammert hat. Er hat die Herausforderung 3. Liga angenommen. Durch seine mannschaftsdienliche Art wurde er außerdem schnell akzeptiert und zu einem absoluten Sympathieträger.“

„Die Mannschaft hat mich aber auch direkt super aufgenommen“, gibt der Rechtsfuß das Kompliment gerne zurück. „Ein sehr ehrgeiziger und sozialer Mensch mit einem ausgezeichneten Charakter, der nicht nur im Team, sondern auch bei den Fans super ankommt. Ein feiner Kerl“, weiß auch Physiotherapeut Dennis Morschel den Neuzugang zu schätzen. Beide verbindet neben dem SCP auch das berufliche Interesse und so ging es für die zwei Strahlemänner bereits gemeinsam zum Friseur. Gekrönt wurde der Ausflug von einer Pommes mit der niederländischen Joppiesauce am Germania Campus, die soll laut Morschel den „Torinstinkt von Rocky schärfen“.

„Ja, es macht mir immer viel Spaß mit Dennis oder den Jungs etwas zu unternehmen. Das ist meine Persönlichkeit: Wenn jemand meine Hilfe braucht, dann bin ich da. Auch in Cloppenburg habe ich mal ausgeholfen, als unser Physio nicht da war“, gesteht die Nummer 19, die sich auch heute noch vor den Einheiten selber taped. „Ich versuche Dennis damit etwas Arbeit abzunehmen. Er soll schließlich nicht zu viel Stress haben.“ (lacht)

Auf die Frage nach seinem schönsten Erlebnis bei den Adlerträgern gibt es für den 26-Jährigen nur eine Antwort: „Der 2:2-Ausgleichstreffer in Leipzig und damit mein erstes Tor für die Preußen. Wenn ich auf dem Platz die „Rocky-Rocky-Rufe“ höre, freut es mich immer sehr und wenn die Fans so hinter einem stehen, kann Fußball nur richtig viel Spaß machen“. „Ich habe immer ein gutes Gefühl, wenn ich ihn bringe“, hatte Dotchevs Bauchgefühl also auch bei RB Leipzig Recht. Rocky Krohne freut eine solche Aussage, denn „für jeden Fußballer ist es wichtig, dass der Trainer einem Vertrauen schenkt“.

„Ich weiß, was ich kann und ich weiß, was ich nicht kann. Ich bin ein Spieler, der sich schnell an das Niveau anpasst und ich denke, dass das bis jetzt gut geklappt hat. In der restlichen Spielzeit möchte ich noch viele Partien bestreiten und als Stammspieler ankommen. Wie viele Treffer dann dabei rauskommen, werden wir sehen“, gibt sich Neuzugang Rogier „Rocky“ Krohne bodenständig, optimistisch und kämpferisch – so, wie man ihn nun mal kennt.

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