Es waren beste Vorzeichen für ein echtes Topspiel. Der SC Preußen 06 e.V. Müster durfte im zweiten Heimspiel der noch jungen Saison die Mannschaft von Rot-Weiß Erfurt begrüßen und traf als Tabellenfünfter auf den Ligazweiten. Beide Mannschaften meisterten die ersten beiden Spiele ohne Niederlage und für die Preußen gab es eine Woche nach dem Pokaltriumph über den FC St. Pauli nur ein Ziel: Mit einem Sieg sollte der Grundstein für einen rundum gelungenen Saisonauftakt gelegt werden. Zu drei Punkten reichte es am Ende nicht, aber es wurde ein denkwürdiges Drittligaspiel. 

Keine Wechsel in der Startelf

Pavel Dotchev vertraute auf jene Elf, die sich schon im DFB-Pokal hatte beweisen dürfen. Dominik Schmidt und Stefan Kühne bildeten die Innenverteidigung, Mehmet Kara und Matthew Taylor sollten in der Offensive für Wirbel sorgen. Erfurts Trainer Walter Kogler sah ebenfalls keine Notwendigkeit für einen Wechsel und schickte die Formation auf den Rasen des Preußenstadions, die 3:0 gegen Halle gewinnen konnte.

Den besseren Start in die Partie erwischten die Thüringer. Nach knapp zehn Minuten narrte Simon Brandstetter auf der rechten Seite zunächst Stefan Kühne und überwand im Anschluss auch den Münsteraner Keeper Daniel Masuch zur frühen Führung (10.). Eine kalte Dusche für die Adlerträger, die sich aber kurz schüttelten und fulminant antworteten. Dennis Grote setzte wunderbar den lauernden Amaury Bischoff in Szene, der nicht lange fackelte und mit einem trockenen Flachschuss den Ausgleich erzielten konnte (11.). 1:1 nach rund zehn Minuten. Was für ein Auftakt an der Hammer Straße.

Die Preußen witterten mehr als nur Morgenluft, spielten mit munterem Kombinationsfussball weiter gefällig nach vorne und gewannen ein deutliches Übergewicht im Mittelfeld. Marcus Piossek fand zunächst im Erfurter Schlussmann Philipp Klewin seinen Meister (21.) und feuerte knapp zehn Minuten später einen Ball aus vollem Lauf über das Tor. Doch fast wären die Münsteraner ein weiteres Mal aus allen Träumen gerissen worden. Aykut Öztürk und Mijo Tunjic tauchten auf einmal völlig frei vor Masuch auf, aber der Towart konnte gerade noch mit einer Fußabwehr die erneute Führung der Gäste verhindern (35.). 

Kurz nach der Pause war es dann ausgerechnet der erfahrene Keeper, der mit einem kapitalen Fehler die erneute Führung der Gäste einleitete. Statt einen Ball locker zu klären, schoss er den heranstürmenden Tunjic an, der Ball prallte ab und trudelte über die Linie (53.). Ein Gegentreffer, der Erfurt natürlich in die Karten spielte. In der Hintermannschaft der Preußen häuften sich die Unsicherheiten, Bischoff musste sogar einen Flachschuss, auf der Linie des eigenen Kastens stehend, aus der Gefahrenzone befördern. 

Volle Offensive für die letzten 20 Minuten

Dotchev reagierte und brachte 25 Minuten vor Schluss mit Gaetano Manno einen frischen Mann für die Offensive; der erste Einsatz im Preußendress für den ehemaligen Osnabrücker. Doch zunächst traten erneut die Erfurter in Szene. Nach einer Tätlichkeit an Dominik Schmidt sah Torschütze Tunjic die Rote Karte (69.). Nachdem dann auch noch Rogier Krohne für Kühne in die Partie kam (75.) war klar, dass Münster alles auf eine Karte setzte. Eine Dreierkette sollte es in der Defensive richten, Taylor, Manno und Krohne als Trio in der Offensive. 

Doch zunächst schien es so, als sollte der Wunsch, eine Schlussoffensive starten zu können, Vater des Gedanken bleiben. Denn der eingewechselte Stolze sorgte durch einen eiskalt abgeschlossenen Konter für die vermeintliche Vorentscheidung (83.). Es stand 1:3 und kaum ein Preußenfan hätte in diesem Moment wohl noch an ein Erfolgserlebnis geglaubt. Die Adlerträger ließen sich aber auch davon nicht abschrecken, erinnerten sich, in der Vergangenheit gerade in den Schlussminuten schon das eine oder andere Spiel noch gedreht zu haben, und wurden genau dafür belohnt. Erst erzielte Manno mit einem Kunstschuss nach einer Ecke den Anschlusstreffer (87.) und dann behielt Bischoff in der Schlussminute vom Elfmeterpunkt die Nerven. Tollhaus Preußenstadion. Der Ausgleich war geschafft. Was für ein Spiel.

Münster 3, Erfurt 3. Ein echtes Topspiel in der 3. Liga, das den Fans sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Kommendes Wochenende erwartet die Adlerträger die nächste schwierige Aufgabe. Dann ist mit Wehen Wiesbaden der aktuelle Spitzenreiter der Gastgeber.

Zahlen zum Spiel: 

Münster: Masuch – Siegert (85. Kirsch), Schmidt, Kühne (74. Krohne), Hergesell – Piossek, Truckenbrod, Bischoff, Grote – Kara (63. Manno), Taylor 

Erfurt: Klewin – Odak, Laurito, Kleineheismann, Czichos – Moehwald, Pfingsten-Reddig, Engelhardt, Öztürk (72. Fillinger) – Tunjic, Brandstetter (61. Stolze; 90. Möckel)

Tore: 0:1 Brandstetter (10.), 1:1 Bischoff (11.), 1:2 Tunjic (53.), 1:3 Stolze (83.), 2:3 Manno (87.), 3:3 Bischoff (Foulelfmeter, 90.) 

Gelbe Karten: Kara – Brandstetter, Odak

Rote Karte: Tunjic (69.)

Schiedsrichter: Norbert Giese (Großräschen) 

Zuschauer: 7.465

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