Es sind die Szenen, die bei den Spielern gefürchtet sind. Nach Trainingsende sucht Alexander Ogrinc, der seit dieser Spielzeit neuer Torwarttrainer des SC Preußen 06 e.V. Münster ist, Herausforderer im Lattenschießen. Wenn sich jemand in das Duell wagt, geht er häufig als Verlierer vom Platz. Zuletzt musste Julian Riedel im Anschluss an das Wettschießen die Schuhe von Ogrinc säuberlich putzen. Nach dem Training ist der emotionale Ogrinc für einen Spaß zu haben, während der Übungseinheit fordert er höchst konzentriert Topleistungen von seinen Schützlingen ein.
„Alex ist ein positiv verrückter Typ, der uns sehr gerne quält“, verrät Stammtorwart Daniel Masuch. Mit letzter Hingabe und voller Identifikation zum Verein und zu seiner Aufgabe lebt er während den Spielen von der Trainerbank die Situationen seiner Torhüter mit. „Die Anzahl der Gegentore ist natürlich eine Katastrophe, da leide ich bei jedem Einschlag. Genauso freue ich mich wenn unser Keeper eine starke Parade zeigt“, so der 45-Jährige. Verstehen kann er die öffentliche Diskussion um das Alter seiner Spieler nicht: „Der Daniel zum Beispiel ist 36, arbeitet aber wie ein 20-Jähriger und ist physisch in einem Topzustand.“ Aber auch Maximilian Schulze Niehues und Cedric Wilmes lobt Ogrinc: „Sie sind gute Jungs, die immer voll bei der Sache sind.“
Klinsmanns Schüsse pariert
Sein Ziel ist es, dass der Torwart in jede Partie mit dem maximalen Selbstvertrauen und der nötigen Frische gehen kann. „Danach lege ich die Übungseinheiten aus. Es wird auf jeden Bereich des Torwartspiels Wert gelegt, die Arbeit ist sehr komplex“, beschreibt Ogrinc den Wochenplan, bei dem Cheftrainer Ralf Loose seinem Assistenten freie Hand lässt und auf die Erfahrungen, die Ogrinc in seiner aktiven Zeit gesammelt hat, vertraut.
Mit 16 wechselte der gebürtige Kuppenheimer von seinem Heimatverein zum VfB Stuttgart, wo er nachdem er seine Ausbildung als Speditionskaufmann abgeschlossen hatte, mit den Profis trainierte und in der Amateurmannschaft zum Einsatz kam. Im Training kam es dann zu einigen Duellen mit Jürgen Klinsmann, von dem Ogrinc den einen oder anderen Ball entschärfen konnte. Im weiteren Verlauf seiner Laufbahn stand der bei seinen Kollegen wegen seiner Stimme als Joe Cocker des Fußballs bezeichnete Ogrinc auch bei den Adlerträgern im Tor.
Schwere Verletzung bleibt in Erinnerung
„Leider erinnern sich viele nur noch an mein letztes Spiel, in dem ich mir die Achillessehne gerissen habe“, blickt der Baden-Badener auf die zwei Spielzeiten zwischen 1998 und 2000, „in denen ich eine schöne Zeit hatte“, zurück. Für Ogrinc war es also kein Problem sich nach seinem Wechsel von Hansa Rostock nach Westfalen an sein neues Umfeld zu gewöhnen. „Ich kenne Münster und den Verein. Ein paar alte Weggefährten sind ja auch noch da. Für mich ist es eine Ehre, wieder hier zu sein. Ich hoffe wir werden viel Erfolg haben“, strebt Ogrinc eine erfolgreiche Zukunft an.
Begonnen hatte alles sehr gut, nach dem ordentlichen Saisonstart aber gerieten die Preußen in eine Krise. „Nach den starken Auftritten folgte danach das böse Erwachen“, sieht Ogrinc die Adlerträger aktuell aber wieder auf dem Weg zurück in die Erfolgsspur. Aus den letzten sechs Partien sammelten die Münsteraner zwölf Zähler und verließen das Feld in diesen Begegnungen nicht als Verlierer. Nachdem die erste Hälfte mit ordentlichen Leistungen abgeschlossen worden ist, hofft Ogrinc, dass die Spieler und das Trainerteam in den freien Tagen Kraft für die Aufgaben im neuen Jahr getankt haben.
Im Trainingslager in Spanien, das die Adlerträger seit Sonntag bezogen haben, soll der Grundstein für eine erfolgreiche zweite Saisonhälfte gelegt werden. Im Laufe der Woche in Estepona werden dann mit Sicherheit einige Wettbewerbe im Lattenschießen ausgespielt, Ogrinc wird sich um die Sauberkeit seiner Schuhe also nur wenig Sorgen machen müssen.