Es ist Frühling, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und das Neubaugebiet zwischen Handorf und Dorbaum in Münsters Nordosten wirkt an diesem Nachmittag mehr als idyllisch, bis „Rocky, Rocky!“-Rufe die harmonische Stille in der Nachbarschaft kurz unterbrechen. Mit einem Schlag steht Rocky da und begrüßt einen freundlich am Gartenzaun – auf allen vier Beinen. Bei dem Empfangskomitee handelt es sich aber nicht um den großgewachsenen Preußenstürmer Rogier „Rocky“ Krohne, sondern um einen Puggle, den Familienhund Rocky – willkommen bei den Pischorns.
„Ich bin ein ruhiger Typ, ein Familienmensch. Früher ist man abends mal ausgegangen, aber jetzt unternehme ich mehr mit meiner Familie und gehe zum Beispiel gerne in den Zoo“, kann Winter-Neuzugang Marco Pischorn die gemeinsame Zeit mit seinem fast zweijährigen Sohn Paul, Ehefrau Sarah und Hund Rocky jetzt auch im frischbezogenen Heim in vollen Zügen genießen.
Spricht man mit dem 1,88 Meter großen Innenverteidiger über die Anfänge seiner Karriere, glaubt man zunächst, sich verhört zu haben: „Ich hatte nie das Gefühl, dass ich es im Profibereich schaffen könnte“, gibt der frühere Stürmer und gelernte Industrieelektroniker heute ehrlich zu und schlug erst eine Einladung der Münchner Löwen zum Probetraining aus, um es 2005 doch beim VfB Stuttgart zu versuchen. Aus einem mulmigen Bauchgefühl wurden schließlich fünf ereignisreiche Jahre bei den Schwaben, in denen Marco Pischorn am 27.10.2007 beim 1:0-Heimsieg über Bayer Leverkusen sein Bundesligadebüt feierte, zwei Mal die legendäre Champions-League-Hymne von der Bank aus mitsummte und auf den Spitznamen „BamBam“ getauft wurde.
„Diese Spiele waren, von der Kulisse und Atmosphäre her, echte Highlights“, möchte der Defensivspezialist die gemeinsame Zeit mit Mannschaftskollegen, wie Sami Khedira und Mario Gómez nicht missen und lüftet das Geheimnis um die Entstehung seines Spitznamens: „Durch meine aggressive Spielweise und mein Zweikampfverhalten habe ich damals den Namen „BamBam“ in Anlehnung an den kleinen Kraftprotz aus Familie Feuerstein bekommen.“
Da Pischorn für sich aber keine Zukunft mehr in der zweiten Mannschaft des VfB sah und unbedingt aufsteigen wollte, wechselte er im Jahr 2010 nach Sandhausen und stieg mit den Kurpfälzern zwei Jahre später tatsächlich in die 2. Bundesliga auf – ausgerechnet im Preußenstadion. „Vielleicht war es eine Fügung des Schicksals, dass ich jetzt hier gelandet bin“, war Marco Pischorn in der Saison 2011/2012 mit sieben Toren der kopfballstärkste Verteidiger der 3. Liga und schob Aufstiegstrainer Gerd Dais mit einer Sackkarre zur feuchtfröhlichen Pressekonferenz in den Münsteraner Presseraum.
Doch die Freude über den Aufstieg war schnell zweitrangig, denn nur zwei Tage später kam der kleine Paul zur Welt und der Aufstiegsheld Pischorn wurde zum Papa Pischorn: „Die Geburt meines Sohnes war für mich aufregender als die Meisterschaft. Es war wunderschön und die beste Zeit in meinem Leben“, könnte sich der Familienvater vorstellen, dass Linksfuß Paul irgendwann mal in seine Fußstapfen tritt.
Bei den Adlerträgern hat sich „BamBam“ super eingelebt, fühlt sich mit seiner Familie pudelwohl in der Stadt und möchte gerne noch lange in Münster bleiben. Im August erwarten die Pischorns ein Töchterchen und damit weiteren Zuwachs, wann es für Marco Pischorn hingegen mit dem nächsten Aufstieg im Preußenstadion klappt, steht noch in den Sternen.

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