Bei seinem alten Verein, dem FSV Frankfurt, radelte Marc Heitmeier stets mit dem Fahrrad zum Training, bis er eines Tages vom Drahtesel stürzte und sich eine Beckenprellung zuzog. Beim SC Preußen 06 e.V. Münster sitzt der 29-Jährige nach mehreren Einsätzen in der Startelf mittlerweile fest im Sattel und hat seinen Platz dabei in der Innenverteidigung neben Dominik Schmidt gefunden. In Münster greift der Neuzugang beim Weg an die Hammer Straße allerdings auf einen motorisierten Untersatz zurück.
„Ich bin ein etwas ruhigerer und zurückhaltender Typ, mit dem es schwer ist, anzuecken. Außerdem brauche ich relativ lange, um mich über etwas aufzuregen. Da muss schon einiges passieren und zusammenkommen“, versucht sich der gebürtige Dortmunder zu charakterisieren. Dann fällt dem Neuzugang doch noch etwas ein, was ihn schnell auf die Palme bringen kann: „Wenn ich in Telefonwarteschleifen hänge und anschließend rausfliege, kann ich sauer werden“, gesteht der sonst so höfliche Heitmeier eine kleine Schwäche.
„Alles auf die Karte Fußball gesetzt“
Zu den größten Stärken des Defensivspezialisten gehört seine Erfahrung. Neben den insgesamt 87 Partien in der 2. Bundesliga stehen über 50 Dritt- und 57 Regionalligaspiele in seiner Vita. „In meiner Jungend habe ich in Dortmund angefangen Fußball zu spielen, konnte bei den Amateuren vom BVB kurz in den Profibereich reinschnuppern und habe in Wilhelmshaven dann nochmal alles auf die Karte Fußball gesetzt“, spielte der 1,85 Meter große Adlerträger ernsthaft mit dem Gedanken aufzuhören. An der Nordwestküste hing sich Heitmeier jedoch rein und wurde belohnt. Danach ging es für den zweifachen U20-Nationalspieler auf der Karriereleiter nämlich immer weiter aufwärts.
„In Münster hat mein Gefühl entschieden. Mit einer Familie verändert sich auch die eigene Denkweise. Natürlich habe ich mich auch mit dem Trainerteam und der Spielphilosophie beschäftigt, am Ende hat sich aber mein Herz für die Preußen entschieden – die Mischung macht’s“, setzte sich der bodenständige Neuzugang vor der Saison ganz altmodisch mit Zettel und Stift hin und schrieb Pro- und Contra-Punkte auf.
Fußballer, Familienvater und Heimwerker
Mit seiner Ehefrau Laura und seinem Sohn Mailo hat sich der junge Familienvater mittlerweile gut in Münster eingelebt, eine Doppelhaushälfte in Altenberge bezogen und kann sich nun voll und ganz auf das Fußballgeschäft konzentrieren: „Durch die Wohnungssuche hatte ich zunächst viel Stress, der nebenbei anfiel“, wurde aus dem Fußballer Heitmeier ungewollt ein Heimwerker, der seine eigene Küche aufbauen musste.
„Jetzt habe ich den Kopf frei und auch die Mannschaft wird immer besser. Ich habe das Gefühl, dass es bei uns in die richtige Richtung geht. Die Erwartungen an mich persönlich sind hier größer, als noch beim FSV. Ich komme aus der zweiten Liga und der Trainer will, dass ich mehr Verantwortung übernehme und voranschreite. Wir sind in der Breite gut aufgestellt und haben Qualität. Allerdings reicht Qualität alleine nicht aus, es muss auch in der Mannschaft funktionieren. Ich bin schon lang genug dabei und weiß, wie wichtig die Chemie einer Fußballmannschaft ist.“
In Münster hat Marc Heitmeier nach eigener Aussage schnell den Schulterblick wieder kennengelernt, um ein Auge für die vielen Radfahrer zu bekommen. Mit den Preußen möchte er nur nach vorne schauen: „Ich will mit den Jungs eine geile Saison spielen. Nicht nur mit den elf, die auf dem Platz stehen. Wir müssen alle mit ins Boot holen, dann kommt auch der Erfolg von ganz allein.“