Zwei Stunden lang diskutierten am Mittwochabend Fans und Präsidium beim Fanstammtisch in der Haupttribüne des Preußenstadions – oft kontrovers, manchmal emotional bis hitzig, in der Summe aber konstruktiv. Geplant war das anders. Zwei Themen sollten an diesem Abend eigentlich im Vordergrund stehen: Die Vorstellung des neuen Preußentrainers Horst Steffen und die Präsentation der Pläne zu einer Sanierung des Preußenstadions. Für beide Themen war auch Platz, Redebedarf bestand aber für viele der etwa 300 gekommenen Fans über etwas ganz anderes. Aber der Reihe nach:

Der erste Auftritt gebührte Roland Böckmann. “Ich habe mir in meiner langjährigen Tätigkeit für den Verein nichts vorzuwerfen und werde mich zu gegebener Zeit dazu äußern. Im Moment ist das wegen der laufenden Ermittlung nicht möglich”, kommentierte der Sicherheitsbeauftragte des Vereins die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen ihn. Es war ein bewegender Auftritt, in dem Böckmann noch einmal unterstrich, dass es allein seine Entscheidung war, sein Amt ruhenzulassen. Er dankte dem Verein ausdrücklich für die Rückendeckung. Auch Vereinspräsident Georg Krimphove bekräftigte das ungebrochene Vertrauen des Präsidiums in seinen langjährigen Sicherheitschef.

Anschließend gehörte die Bühne dem neuen Preußencoach Horst Steffen. Der konnte mit seiner Idee von Fußball, vor allem aber mit seiner offenen und positiven Art, ordentlich Sympathiepunkte sammeln. Die charmant-frechen Fragen von Moderator Carsten Schulte meisterte der 46-Jährige ebenso souverän wie humorvoll. Kontroverser ging es dann in Sachen Stadionsanierung weiter: Vor allem die Frage danach, wo nach einem Umbau die aktive Fanszene ihren Platz finden solle, erhitzte die Gemüter. Ein Umzug, weg von der Ostkurve, käme nicht in Frage, so die Fanmeinung. Gemeinsam versuchten Präsidiumsmitglied Uwe Landheer und Georg Krimphove die Fronten aufzuweichen. „Das ist nur ein Entwurf und die aus Vereinssicht derzeit bestmögliche Lösung. Wenn – gemeinsam mit den Fans – eine bessere Lösung gefunden wird, kann die natürlich gerne diskutiert werden“, bat der Präsident um mehr Gelassenheit in der Diskussion, um gemeinsam ans Ziel zu kommen. Auch Uwe Landheer hofft, dass sich Fans und Verein gemeinsam durch die schwierige Planungsphase manövrieren. Dies könne zum Beispiel in einem gemeinsamen Arbeitskreis geschehen.

Das dominierende Thema am Abend war aber das Verhältnis des Vereins zu seinen Fans. Hier solle der SC Preußen mehr Stellung beziehen, sich auch öffentlich stärker für seine Fans einsetzen, insbesondere wenn es um eine Positionierung gegenüber der Polizei ginge. Überzogene Betretungsverbote und andere Repressalien – so die Fans – müssten vom Verein stärker thematisiert werden. Dass dies hinter verschlossenen Türen immer wieder geschehe, unterstrich Carsten Gockel, sagte aber auch, dass das Verhältnis zur Polizei, insbesondere durch die Ermittlungen gegen Roland Böckmann, einen schweren Knacks bekommen hätte und die Vertrauensbasis nachhaltig gestört sei. Nur noch auf Sachebene würde in Zukunft zusammengearbeitet. Georg Krimphove kündigte an, dass sich die Polizei in Zukunft sichtbar aus dem Preußenstadion zurückziehen werde.

Am Ende des Abends wurde klar: Gesprächsbereitschaft besteht von allen Seiten. Jetzt gilt es, wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um den Verein in ruhigeres Fahrwasser zu manövrieren und die Aufbruchsstimmung, die rund um das Team und den neuen Trainer entstanden ist, in positive Energie umzumünzen.

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