Am Montagabend feiert Stadionsprecher Martin Kehrenberg Jubiläum. Und zwar eins, das es in sich hat. In seinem 25. Jahr als Stimmungsmacher an der Hammer Straße greift er gegen die Löwen zum 500. Mal zum Mikrofon – eine unglaubliche Zahl! Glückwunsch zu einen Vierteljahrhundert beim SCP, Kerni!

Angefangen hat aber alles vor vielen, vielen Jahren auf der Gegengerade des Preußenstadions. „Ich bin mit dem Verein aufgewachsen, stand als 13- oder 14-Jähriger gegenüber, habe dort den Aufstieg in den 80er Jahren erlebt. Das war ein geiles Gefühl“, wie er selbst sagt. Und dieses Gefühl hat ihn nie wieder losgelassen. Als eingefleischter Preußenfans war der Ascheberger Vorsitzender des Fanclubs Wilde Orchidee. Bei einem Treffen mit Carsten Cramer, dem damaligen Geschäftsführer und Stadionsprecher sowie zwei Spielern, das er selbst in die Wege geleitet hat, fiel der Startschuss für seine eigene Stadionsprecher-Karriere. „Es war zu dem Zeitpunkt bekannt, dass Carsten Cramer einen Nachfolger sucht. Da rief ein Mitglied auf der Versammlung, Kerni hätte da Bock drauf“, erinnert er sich selbst noch genau. Am nächsten Tag folgte ein Anruf, kurz darauf das erste Probesprechen – und der neue Stadionsprecher war gefunden. Das ist jetzt 25 Jahre her.

„Das ist schon ein komisches, merkwürdiges Gefühl. Manchmal sag ich mir selbst: Kerni, bist du ganz dicht?“, beschreibt Martin Kehrenberg seine Gefühlslage, wenn er auf sein Jubiläum blickt. Das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig wird sein 500. Einsatz als Stadionsprecher – und das im 25. Dienstjahr. Ein Vierteljahrhundert ist es also schon her, das seine Stimme erstmals durch die Lautsprecher an der Hammer Straße schallte. Und so schwingen in seinen Aussagen auch eine ganze Menge Erinnerungen und Dankbarkeit für eine Wahnsinnszeit mit. „Es ist der Hammer, was man alles erlebt hat. Die ganzen Personen, die man hier im Laufe der Zeit kennengelernt hat, das ist schon beeindruckend.“ Ebenso beeindruckend ist die Zahl seiner Einsätze. 500 erreicht man nicht einfach mal so. Sein Erfolgsgeheimnis? „Herzblut für die Preußen. Ich wäre niemals zu einem anderen Verein gegangen, das wäre nicht möglich gewesen. Da wäre es einfach ein Job, hier ist es mehr.“

Wer den SC Preußen kennt, weiß aber auch, dass 25 Jahre an der Seite dieses Traditionsclubs ein großes Auf und Ab sind. Positiv wie negativ. „Als wir einmal gegen Rot-Weiß Essen gespielt haben und deren Anhänger unser Stadion demoliert haben, war ich damals den Tränen nahe. Das ist mein zweites Wohnzimmer gworden“, schwirren noch so einige lebhafte Momente in seinem Kopf herum. Prägend war auch der Abstieg im Jahr 2006. „Das war sehr emotional“, blickt Kerni heute zurück. Als Stadionsprecher galt ihm die undankbare Aufgabe, nach dem Spiel auch diesmal den Endstand durchzusagen. Wohl kein zweites Mal fiel ihm das so schwer. „Danach bin ich in Tränen ausgebrochen. Das war schon krass. Ich weiß auch noch, welches Lied ichgespielt habe. Another Day in Paradise on Phil Collins. Den Älteren im Stadion sagt das Lied noch heute etwas. Und so muss ich auch immer an den Moment zurückdenken.“ So schwer der Moment war, der Songtitel passt doch auch mit seiner anderen Seite zu seinen 25 Jahren. Schließlich gab es auch unzählige schöne Momente im Preußenstadion. „Wenn ein Spiel seine Geschichte schreibt, dann brennt es sich bei mir ein.“

Und seine größte Antriebsfeder in all diesen Jahren beim Adlerclub? „Der Aufstieg in die 2. Bundesliga als Fan war so besonders, da habe ich es mir damals mit meinen 24 Jahren zum Ziel gesetzt, einmal in der 2. Liga bei Preußen Stadionsprecher zu sein. Und den Traum habe ich noch heute.“ In 499 Partien hat er den Preußen bereits seine Stimme geliehen, seinen Traum konnte er sich aber noch nicht erfüllen. Da sind DFB-Pokalspiele gegen Werder Bremen oder den FC Bayern zwar ein attraktiver Trost, doch das Feuer brennt weiter – und da spielt auch das Thema Karriereende noch keine große Rolle. „Aufhören? Ich weiß nicht. Das ist so fest in meinem Leben verankert.“ Bevor sich der Blick aber wieder in die Zukunft richtet, steht erstmal das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig im Fokus. Einsatz Nummer 500. Ein Vierteljahrhundert Kerni.

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