Kurz vor Beginn der neuen Spielzeit gab uns Cheftrainer Pavel Dotchev ein ausführliches Interview, in dem er Einblick in seine Gefühlswelt gewehrt, ein Fazit über die zurückliegende Vorbereitung zieht und einen Ausblick auf die kommende Saison wirft.
Herr Dotchev, in Ihrer ersten kompletten Saison bei den Preußen haben Sie letztes Jahr 72 Punkte mit Ihrer Mannschaft geholt. Was überwiegt rückblickend: der Stolz über das Erreichte oder der Frust über den knapp verpassten Aufstieg?
Ich bin zufrieden wie das letzte Jahr verlaufen ist. Wir haben starke 72 Punkte geholt, in der Spielzeit zuvor ist Sandhausen mit 66 Zählern als Spitzenreiter aufgestiegen. Zum Schluss ist es natürlich enttäuschend für uns verlaufen, aber was dort auf der Zielgeraden passiert ist, ist absolut menschlich und ist bereits anderen Vereinen widerfahren. Unsere Aufgabe ist, dass wir uns weiterentwickeln und aus der Schlussphase die richtigen Schlüsse ziehen.
Trotz dieser erfolgreichen Spielzeit wurden Sie öffentlich in Frage gestellt. Wie denken Sie knapp neun Wochen später darüber?
Ich musste mich am Ende für 72 Punkte entschuldigen, trotz dieses erfolgreichen Jahres. Zum Schluss haben sich viele von dieser Situation distanziert und in mir den Schuldigen gesehen. Ich fand dies sehr schade. Ich konzentriere mich nur auf das Wesentliche und das ist die Arbeit mit der Mannschaft, mehr kann ich nicht tun.
Wie haben Sie die freie Zeit verbracht, um den Kopf frei zu bekommen und den Akku wieder aufzufüllen?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich Zeit gebraucht habe, um mich von diesen Strapazen zu regenerieren, denn die Enttäuschungen haben Spuren hinterlassen. Durch den Urlaub habe ich neue Motivation getankt und freue mich jetzt auf die neue Saison, in der Hoffnung, dass wir einen ähnlich attraktiven Fußball wie im letzten Jahr spielen.
Vor fünf Wochen sind Sie mit Ihrer Mannschaft wieder in die Vorbereitung eingestiegen. Was ist in diesem Jahr die größte Herausforderung?
Natürlich ist die Erwartungshaltung gestiegen, denn alle hoffen, dass wir ähnlich erfolgreich spielen. Ich versuche, dass die Mannschaft noch stabiler wird und mental und physisch zulegt. Darüber hinaus müssen wir unsere neun neuen Spieler integrieren und sie an das höhere Tempo gewöhnen. Dazu gehört eine Portion Geduld, die wir ihnen auch geben werden.
Wenn Sie auf die letzten Wochen zurückblicken. Wie fällt Ihr Fazit zur Vorbereitung aus?
Wir können mit der Vorbereitung sehr zufrieden sein. Zwar hatten einige Spieler mit den hohen Belastungen in der Zwischenzeit zu kämpfen, aber sie hatten ihre Probleme zur richtigen Zeit und sind von schwerwiegenden Verletzungen verschont geblieben. Bis auf Kevin Schöneberg haben wir aktuell keinen verletzten Spieler. Ich kann also gegen Burghausen fast aus dem Vollen schöpfen.
Sie haben die Leistungen von Simon Scherder öffentlich herausgestellt. Welche Spieler kann man darüber hinaus als Gewinner der Vorbereitung bezeichnen?
Simon nimmt tatsächlich eine tolle Entwicklung. Er hat in den Spielen starke Leistungen gezeigt, gegen Bochum war er überragend in der Innenverteidigung. Dazu hat Dennis Grote sich sehr stark präsentiert und war in jedem Spiel an den gefährlichen Aktionen beteiligt.
Insgesamt neun neue Spieler haben den Kader erweitert. Wie haben sie sich eingeführt und wer könnte am Samstag in der Startelf stehen?
Natürlich ist der Integrationsprozess noch nicht abgeschlossen, aber alle neuen Akteure verhalten sich prima und bringen sich gut ein. Marcus Piossek und Rogier Krohne sind mögliche Kandidaten für die Startelf. Marcus ist ein gestandener Spieler, der seine Qualitäten bereits unter Beweis gestellt hat. Rogier ist dieses gezielte Training von seinem vorherigen Verein nicht gewohnt. Er ist ein guter Spieler, der aber noch Luft nach oben hat. Darauf können wir uns freuen.
Mit dem Spiel gegen Burghausen starten die Preußen in ihre dritte Drittligasaison. Insgesamt gibt es die eingleisige Liga seit fünf Jahren. Wie sehen Sie das Niveau zum Vorjahr und was ist das besondere an der Liga?
Meiner Meinung nach wird die 3. Liga von Jahr zu Jahr stärker, weshalb ich sie gerne als Mini-2.Liga bezeichne, denn das Niveau, der Aufwand und die Intensität sind mit der 2. Liga vergleichbar. Mit dem MSV Duisburg, Elversberg und Holstein Kiel kommen Vereine mit großer Tradition in die Liga, die dadurch weiter an Attraktivität zunehmen wird. Das sieht man auch an den steigenden Zuschauerzahlen.
In der letzten Saison kämpften fünf Teams um den Aufstieg. Welche Teams erwarten Sie im Aufstiegsrennen?
Es ist schwer eine Prognose vor dem Start abzugeben. Nach einigen Spieltagen werden gewisse Tendenzen zu erkennen sein. Ich denke, dass mindestens zehn Mannschaften die Ambition haben um den Aufstieg mitzuspielen. Anders lässt sich das Aufrüsten vieler Mannschaften nicht erklären. Vereine wie Wehen Wiesbaden, Halle, Saarbrücken, Leipzig, Chemnitz und Heidenheim erwarte ich in der Spitzengruppe. Natürlich wollen auch wir wieder ein gewichtiges Wort im Kampf um den Aufstieg mitreden..
Unabhängig von der Platzierung. Was erhoffen Sie sich von der kommenden Saison und worauf können sich die Fans freuen?
Ich möchte, dass meine Mannschaft in jedem Spiel auf Sieg spielt, so wie bereits in der Vorbereitung gegen Enschede, Köln oder Bochum. Die Fans können sicher sein, dass sie in jedem Spiel eine Preußen-Mannschaft sehen, die kämpferisch, läuferisch und spielerisch stark auftreten will. Ich hoffe, dass die Anhänger uns wieder genauso unterstützen, auch in schwierigen Phasen.
Das war in der letzten Spielzeit eindrucksvoll der Fall.
Absolut. Das haben wir auch nicht vergessen. Ich habe die Bilder aus Offenbach und Unterhaching noch vor Augen. Wir brauchen die Fans. Ich hoffe wir gehen erneut den gemeinsamen Weg, damit wir zusammen am Ende der Saison die entscheidenden Spiele erleben können.