Auf dem Fußballfeld genießt Marcus Piossek den Platz im rechten Mittelfeld. Beim Italiener in der Königsstraße lässt sich der Neuzugang am liebsten einen frisch zubereiteten Romana-Salat mit Croutons, Grana Padano und Hähnchenbruststreifen – gebraten in einer Knoblauch-Chili-Sauce – schmecken. „Ich will weiterkommen! Wenn ich auf dem Platz stehe, versuche ich immer Gas zu geben und alles rauszuhauen, um mit der Mannschaft unsere Ziele zu erreichen“, gibt sich der 24-Jährige trotz des schmackhaften Salates erfolgshungrig.
„Ich bin ein aufgeschlossener und ehrgeizgier Typ, der für jeden Spaß zu haben ist, was in diesem Beruf aber auch wichtig ist. In der Mannschaft wurde ich sehr gut aufgenommen und habe in Münster mittlerweile eine Wohnung gefunden. Ich fühle mich hier wohl“, freut man sich für den 1,76 Meter großen Offensivmann, der sich beim SC Lippstadt im zarten Alter von vier Jahren zum ersten Mal mit dem runden Leder anfreundete. Nach seiner zweiten Station beim SV Lippstadt durchlief der beidfüßige Piossek dann die Nachwuchsabteilung von Borussia Dortmund. „Beim BVB durfte ich oben oft mittrainieren oder Testspiele bestreiten. Für mich als junger Spieler war das immer ein gutes Gefühl bei den Profis reinschnuppern zu dürfen“, erzählt Neuzugang Piossek von der Zeit, die ihn in seiner bisherigen Fußballerlaufbahn am meisten geprägt hat.
Innerhalb der letzten drei Jahre folgten Vertragsunterschriften bei Rot Weiss Ahlen, beim Karlsruher SC und schließlich beim VfL Osnabrück – richtig glücklich wurde Marcus Piossek dort nicht. Jetzt trägt er den Adler auf der Brust. Marcus ist ballsicher, hat eine gute Übersicht, den erforderlichen Zug zum Tor und kann auch Treffer vorbereiten“,beschrieb sein Ex-Trainer Pavel Dotchev seinen Schützling.
Der Mann mit der Nummer sieben auf dem Trikot ist aber nicht nur beidfüßig aufgewachsen, sondern auch zweisprachig groß geworden. Kurz vor Piosseks Geburt kamen seine Eltern im Jahr 1989 aus Polen nach Deutschland und fanden in Lippstadt eine neue Heimat: „Ich bin zwar hier in Deutschland geboren, aber durch meine Eltern habe ich zusätzlich eine polnische Erziehung genossen und beherrsche auch die polnische Sprache“, gewährt der Neuzugang mit den zwei Nationalitäten einen Einblick in seine Familiengeschichte.
In der Fußballwelt ist der 24-Jährige ein akribischer Arbeiter, privat gibt er sich hingegen „chaotisch. Meine Freundin ist das Wichtigste in meinem Leben. Sie ist mein Ruhepol und hält mich auf dem Teppich, wenn ich mal aufdrehe“, schwärmt der Adlerträger in den höchsten Tönen von der Frau, mit der er knapp viereinhalb Jahre zusammen ist und die ihm die nötige Bodenhaftung verleiht.
Nach dem Realschulabschluss besuchte Piossek zwei Jahre lang eine höhere Handelsschule im Bereich Wirtschaft und Verwaltung, momentan gilt seine gesamte Konzentration aber dem Fußball: „Ich fokussiere mich voll und ganz auf die Aufgabe in Münster. Wir haben eine große Qualität in der Mannschaft und früher oder später wird sich diese durchsetzen und wir werden alle davon profitieren. Da bin ich mir sicher!“
An das letzte Derby zwischen Münster und Osnabrück hat der Dribbelkünstler weniger schöne Erinnerungen. Zum Halbzeitstand von 3:1 wurde der ehemalige VfL-Akteur eingewechselt und sollte neuen Schwung in das Team der Niedersachsen bringen. In der 64. Spielminute war dann jedoch Schluss und Piossek flog mit Gelbrot vom Platz. „Für Münster war es sicher ein gutes Bewerbungsschreiben, aber für mich war es einfach nur brutal. Danach brauchte ich erst mal ein paar Tage, um diesen Platzverweis zu verarbeiten“, gesteht er und freut sich trotz der vielen Geschichten um seine Person auf das anstehende Kräftemessen zwischen den beiden Vereinen: „An der Bremer Brücker wird eine unheimliche Atmosphäre herrschen und es wird bestimmt ein besonderes Spiel, dennoch geht es auch dort um drei Punkte und die wollen wir als Mannschaft unbedingt nach Münster holen.“
Sein Ex-Trainer Pavel Dotchev sah bei ihm noch Luft nach oben: „Marcus hat noch Reserven und ist noch nicht bei seinen 100 Prozent, aber ich weiß, wenn alle noch ein bisschen Geduld mit ihm haben, wird er explodieren.“ „Nur wenn man ein Umfeld hat, das hinter einem steht, kann man als Spieler Top-Leistungen bringen“, fühlt sich Neuzugang Marcus Piossek in Münster gut aufgehoben. „Sonst bin ich ein ganz normaler Junge, wie die anderen auch – halt nur fußballverrückt.“