Das 1926 errichtete städtische Stadion an der Hammer Straße kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Schon 1925 wurde am jetzigen Standort die erste Liveübertragung eines Fußballspiels im deutschen Hörfunk gesendet. 1963 erlebte die neugegründete Fußball-Bundesliga dort ihre Geburtsstunde – es war das erste ausverkaufte Bundesligaspiel überhaupt. Doch die Geschichte des Stadions ist auch eine Geschichte des Scheiterns. Sportlich wurden Abstiege besiegelt und ambitionierte Modernisierungspläne – z.B. in den 2000er Jahren – nie realisiert. Umzugspläne an die Nieberdingstraße oder nach Bösensell scheiterten, ehe 2019 mit dem „Letter Of Intent“ der Grundstein dessen gelegt wurde, was in den kommenden Jahren am Berg Fidel entstehen wird: Eine moderne Spielstätte, die der Bedeutung des SC Preußen Münster für die gesamte Region gerecht wird. Entstehen wird ein zweitligataugliches Fußballstadion mit mindestens 19.000 Plätzen, das besondere Merkmale in Sachen Energieeffizienz, Barrierefreiheit, Zuschauerfreundlichkeit und Einbettung in sein direktes Umfeld aufweisen wird. Eine in das Stadion integrierte Kindertagesstätte schlägt außerdem eine besondere Brücke in den Stadtteil. Für den SC Preußen entsteht oberhalb der Kita eine zeitgemäße Geschäftsstelle. Die Pläne und der beauftragte Totalübernehmer wurden am Montagvormittag vorgestellt.

Den Zuschlag für das Stadionprojekt erhielt die im nordrhein-westfälischen Dinslaken angesiedelte Hellmich Unternehmensgruppe, die sich gegen zwei verbliebene Bieter durchsetzte. Durch die Neugestaltung von Nord-, West- und Osttribüne wird die Spielstätte in mehreren Baustufen zu einem reinen Fußballstadion umgebaut. Zusätzliche Logen und Businessbereiche eröffnen dem Sportclub neue und bessere Vermarktungsmöglichkeiten, die neue und dringend erforderliche wirtschaftliche Perspektiven geben. Als Plus-Energie-Stadion nimmt das Projekt eine energiewirtschaftliche Vorbildfunktion im Stadionbau ein und erzeugt mehr Energie als es verbraucht. Auf den Tribünendächern sind dabei unter anderem große Photovoltaikanlagen vorgesehen, die übrigen Dachflächen sollen Gründächer erhalten. Zudem ist das Stadion als barrierefreier und inklusiver Bau geplant. Als einziges Stadion in Deutschland setzt Münster die Vorgabe von einem Prozent aller Zuschauerplätze in rollstuhlgerechter Ausführung um.

„Mit dem Abschluss des Vergabeverfahrens steht nun fest: Der Ausbau unseres Stadions kommt – und das ganz konkret. Nach Jahren intensiver Vorbereitung und Planung haben wir jetzt den ‚Point Of No Return‘ erreicht. Gut 100 Jahre nach der Eröffnung des Stadions an der Hammer Straße erhält der SCP eine rundum erneuerte, moderne Heimat, die wie in der Vergangenheit für weitere unzählige Fußballspiele und emotionale Momente stehen wird“, kommentiert Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe.

Markus Sass, Geschäftsführer für Stadion, Finanzen und Organisation beim SC Preußen, begleitet das Planungsverfahren seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen und zeigt sich begeistert vom Ergebnis: „Der Entwurf ist gleichermaßen spektakulär wie hochfunktional. Er vermittelt jetzt schon optisch die ganze Wucht, die der SC Preußen mit dem neuen Stadion entwickeln wird. Die mundlochfreie Erschließung der Osttribüne von unterhalb des Spielfeldniveaus ist für mich ein besonderes Highlight und ein echtes atmosphärisches Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Stadionlandschaft. Die Wünsche unserer Fans sind an dieser Stelle in besonderem Maße berücksichtigt worden. Das wird akustisch und visuell einzigartig werden. Dadurch, dass die Stadioneingänge in die Fassade integriert sind und es somit keinen weiträumig eingezäunten äußeren Sicherheitsbereich gibt, bettet sich das neue Stadion ganz natürlich in den Sportpark Berg Fidel ein und wird auch am Nicht-Spieltag sehr präsent und erlebbar sein. Zudem bietet der Entwurf auch einen witterungsgeschützten inneren Umlauf für maximale Begegnungsmöglichkeiten der Zuschauer untereinander.“

Preußen-Geschäftsführer Ole Kittner unterstreicht die Zukunftsperspektive, die sich nicht nur für den Traditionsverein, sondern das gesamte Münsterland ergibt: „Die Energie bei unseren Heimspielen ist schon jetzt unglaublich, aber dieses Stadion wird Preußen Münster emotional, sportlich und wirtschaftlich auf ein neues Level heben. 1,6 Millionen Menschen aus dem Münsterland können hier eine emotionale Heimat finden und für die Stadt Münster wird der Berg Fidel zu einem überregionalen Botschafter für den Sport. Hier wird ein Ort entstehen, an dem Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen regelmäßig gemeinsam feiern, mitfiebern und ab und zu auch trauern. Dieser Club, diese Stadt und diese Fans haben unglaublich viel Power und jetzt bekommen wir das Stadion, um dieses Potential endlich vollständig zu entfalten.“ Der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Westermann, der das Stadionprojekt gemeinsam mit dem ehemaligen Clubpräsidenten Christoph Strässer maßgeblich vorantrieb, sagt: „Der endgültige Zuschlag für den Totalübernehmer beendet eine unendlich wirkende Zeit der Ungewissheit. Dieses Ergebnis konnte nur erreicht worden, weil die Verantwortlichen und die Fans des SC Preußen Münster gemeinsam mit den Vertretern der Stadt und der Politik an diesem Ziel intensiv und konstruktiv gearbeitet haben. Alle Beteiligten gilt mein besonderer Dank.“

 

Der Ausbau des städtischen Stadions an der Hammer Straße wird durch die Stadtwerke-Tochter Bädermanagement GmbH umgesetzt. „Wir freuen uns, dass wir den Preußen eine neue Heimat schaffen dürfen. Das Projekt startet mit dem Neubau der Westtribüne im zweiten Quartal des kommenden Jahres“, sagt Geschäftsführer Frank Gäfgen. Der Bau der neuen Westtribüne soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Daran anschließend folgen die Fertigstellungen der Osttribüne bis Ende 2026 sowie der Nordtribüne bis Ende 2027. Kita und SCP-Geschäftsstelle sollen bis zum Sommer 2027 Einzug in die Südostecke halten. Einzelne ergänzende Arbeiten an der Südtribüne und deren Außenanlagen werden bis Februar 2028 finalisiert.

Vom neuen Stadion soll neben dem SC Preußen Münster auch der Stadtteil profitieren. „In Berg Fidel finden neben dem SCP auch die Volleyballteams des USC Münster und die Basketballer der Uni Baskets sowie weitere Vereine eine Heimat. Mit dem neuen Stadion sowie dem Ausbau der Infrastruktur stärken wir diesen Standort weiter“, sagt Stadtdirektor Thomas Paal und ergänzt: „Der Stadtteil steht für hochklassigen Sport, bietet gleichzeitig aber auch Amateuren und Schulen die Möglichkeit, insbesondere Kinder und Jugendliche für Sport zu begeistern.“ Ole Kittner, Geschäftsführer Sport des SC Preußen Münster, betont: „Mit der Entscheidung für einen Umbau geht viel Vertrauen der Politik und der Verwaltung einher. Wir werden sehr verantwortungsvoll damit umgehen. Unser strategisches Ziel ist es, den Club langfristig, nachhaltig und widerstandfähig aufzubauen und eng mit den Werten der Stadt zu verbinden. Mit dieser Infrastruktur und seinem makroökonomischen Umfeld wird sich Preußen Münster im Profifußball etablieren.“

Um die Umsetzung des Projektes sicherzustellen, hatte der Rat im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung im April beschlossen, das ursprüngliche Budget von 65 Millionen Euro um rund 23 Millionen Euro zu erhöhen. Diese Aufstockung umfasste Leistungen des Totalübernehmers, nachgelagerte Ausbauleistungen, die der Fußball-Zweitligist SC Preußen Münster ausführt, sowie Erschließungsmaßnahmen und Bauherrenkosten.

 

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