Verdient? Unverdient? Nach 90 Minuten spielt das keine Rolle mehr. Das nackte Ergebnis zählt; und das war an diesem Samstagnachmittag aus Preußensicht durchaus ernüchternd, weil es so gar nicht zum Spiel passen sollte. Die Adlerträger agierten gegen den Tabellendritten aus Kaan-Marienborn souverän, spielbestimmend und abgeklärt. Gefühlte 80 Prozent Ballbesitz, 11:0 Ecken. Für die Torschüsse, die die Siegerländer auf das Preußentor brachten, reichen tatsächlich zwei Finger: Ein Abschluss von Hammel in Durchgang eins, ein Abschluss von Julian Schauerte in Durchgang zwei – das war‘s. Doch ausgerechnet der Schuss des Ex-Kapitäns zum 1:1-Endstand traf die Preußen in der 86. Minute ins Mark.

Gegenüber dem vorzeitig abgebrochenen Auswärtsspiel auf Schalke änderte das Trainerteam die Aufstellung (notgedrungen) nur auf einer Position: Andrew Wooten kehrte zurück – allerdings etwas früher als zunächst geplant. Wooten sollte nach seiner dreiwöchigen Verletzungspause zunächst auf der Bank platznehmen, rückte aber kurzfristig in die Startelf, da Henok Teklab krankheitsbedingt passen musste.

Die Adlerträger starteten engagiert und natürlich mit offensiver Ausrichtung. Nach sieben Spielminuten hatte Simon Scherder die frühe Führung auf dem Kopf, setzte das Spielgerät aber aus schwieriger Lage nur an den Pfosten. Wenige Sekunden später prüfte Dennis Grote Käner-Schlussmann Robert Jendrusch aus 18 Metern. Die Preußen waren in der Anfangsphase spielbestimmend. Erstmals durchatmen mussten die Preußenfans nach 23 Minuten, als der 1. FC Kaan-Marienborn vorm Preußentor auftauchte, Daniel Hammel aus spitzen Winkel abzog, Max Schulze Niehues aber mit einem starken Reflex das Bein rausstellte und so den Ball abwehrte. Es war der erste und letzte Torschuss des FC in der gesamten ersten Spielhälfte.

Oubeyapwa köpft zur Führung ein

Die Münsteraner in der Folge weiter bemüht, doch den Gästen gelang es immer besser, dagegenzuhalten und wichtige Zweikämpfe schon im Mittelfeld für sich zu entscheiden. Geduld war gefragt, doch die wurde nicht allzu lange auf die Probe gestellt, weil der Kleinste auf dem Feld – Shaibou Oubeyapwa – nach 32 Zeigerumdrehungen zum Größten wurden und ein bärenstarkes Scherder-Zuspiel mit dem Kopf mit etwas Unterstützung des Innenpfostens im langen Eck zur verdienten 1:0-Führung einnetzte. Pause.

Nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild: Die Adlerträger waren weiter tonangebend, ohne sich dabei die ganz großen Chancen herauszuarbeiten. Die Gäste aus dem Siegerland blieben überraschend passiv, konzentrierten sich allein auf die Defensivarbeit. Das ging im zweiten Durchgang dann doch sehr zu Lasten der Attraktivität des Spiels, das zunehmend an Tempo verlor. Die Preußen ließen sich davon etwas anstecken, investierten das eine oder andere Prozentpünktchen weniger, blieben aber konzentriert und (fast) fehlerfrei. In der 81. Minute zielte Oubeyapwa noch einmal haarscharf am Pfosten vorbei, kurz darauf Wegkamp mit dem Kopf ebenfalls.

Schauerte schockt die Preußen

Und dann nahm die Partie eine Wendung, die zu dem Zeitpunkt nur noch die wenigsten erwartet hatten. Ein langer Einwurf und dann war es ausgerechnet Schauerte, der den Spielstand auf den Kopf stellte. Doch zur Bewertung des Spiels gehört auch, dass die Preußen gerade im zweiten Durchgang zu wenig investierten, um das wichtige 2:0 nachzulegen – vielleicht aus einem trügerischen Gefühl der Sicherheit heraus. Das wütende Anlaufen in der Schlussphase, das sogar noch zwei Bälle auf das Tornetz einbrachte, kam aber zu spät.

Daten zum Spiel

Aufstellung SCP: Schulze Niehues – Langlitz, Scherder. Hahn, Lorenz – Remberg, Grote, Bouchama – Oubeyapwa, Wooten (Wegkamp, 62.), Deters (Kok, 74.)

Tore: 1:0 Oubeyapwa (32.) 1:1 Schauerte (86.)

Gelbe Karten: Hahn, Bouchama / Brandenburger, Hammel

Schiedsrichter: Tarik Damar

Zuschauer: 6.631

Alle Beiträge