Vor 1.924 Zuschauern wollte der SC Preußen 06 e.V. Münster am Samstagnachmittag im Sportpark am Lotter Kreuz in die dritte Runde des Krombacher Westfalenpokals einziehen, in der die Sportfreunde Siegen bereits auf einen Gegner warten. Doch ins Leimbachstadion fahren nicht die Adlerträger, sondern die Sportfreunde Lotte, die sich heute gegen den klassenhöheren Gast aus Münster mit 3:1 durchsetzen konnten. In einer rassigen, teils hitzigen Begegnung, konnten die Münsteraner ein frühes Gegentor zwar vor der Pause ausgleichen, kamen dann aber im zweiten Durchgang am Autobahnkreuz unter die Räder.
Schon früh lagen die Adlerträger hinten, weil die Preußen-Hintermannschaft zum einen in der entscheidenden Situation nicht auf der Höhe des Geschehens war, zum anderen weil Schiedsrichter Benjamin Schäfer Gnade walten ließ, wo Gnade aus unserer Sicht nicht angebracht war. Was war geschehen? In der 8. Spielminute wurde kurz hinter der Mittellinie auf Freistoß für die Sportfreunde entschieden. Da SCP-Angreifer Cihan Özkara den Ball – aus Sicht des Gegners – nicht schnell genug freigab, ließ sich Tim Wendel zu einer Tätlichkeit hinreißen und stieß Özkara rüde um. Was in Aalen vor einer Woche noch zu einer glatten Roten Karte geführt hätte, wurde hier nicht einmal mit Gelb geahndet. Das alles wäre auch nur halb so dramatisch gewesen, hätte nicht eben jener Tim Wendel die Lotteraner nur eine Minute später in Führung gebracht. Ein Tor mit einem mindestens faden Beigeschmack.
In der Folge entwickelte sich für die Preußen eine unangenehme Partie. Während es der Drittligist versuchte, mit spielerischen Mitteln zu lösen, setzte der Regionalliga-Zweite auf ein körperbetontes Spiel. Ein probates Mittel, mit dem der SCP so seine Probleme hatte. Bei einem Distanzschuss von Dej (24.) konnten sich die Adlerträger beim stark parierenden Niklas Lomb bedanken, in der 40. Minute beim Torpfosten, der bei einem Freiberger-Kopfball Schlimmeres verhinderte. Kurz vor dem Pausenpfiff wurde es dann noch einmal richtig turbulent im Sportpark. Benny Schwarz drang in den gegnerischen Strafraum ein und wurde dort von Tim Gorschlüter regelwidrig zu Fall gebracht. Den fälligen Strafstoß versenkte Özkara locker ins untere linke Eck, Übeltäter Gorschlüter sah obendrein die Gelbe Karte. Es war bereits die 45. Spielminute. Wer aber dachte, jetzt geht es in die Pause, irrte. Auf Höhe der Mittellinie wurde Özkara von Al-Hazaimeh rüde gefoult. Wieder lies der Schiedsrichter die Karte stecken – völlig unverständlich! Noch unverständlicher, was in der Folge geschah. Denn dann wurde der eben gefoulte Özkara verwarnt, ebenso wie der in eine Rudelbildung verwickelte Rogier Krohne. Selten kam der Halbzeitpfiff zu einem besseren Zeitpunkt. So konnten sich die Gemüter etwas beruhigen.
Rogier Krohne, kurz vor dem Pausenpfiff noch mit Gelb bedacht, kam nicht zurück auf das Feld. Ihn ersetzte Philipp Hoffmann, sodass Özkara als einzige verbleibende Spitze agierte. Und Tatsächlich wurde es etwas ruhiger auf dem Feld und die Münsteraner übernahmen zusehends das Zepter, ohne die ganz großen Torraumszenen zu generieren. Aber immer wieder setzten die Hausherren gezielte Nadelstiche, die spätestens in der 66. Minute richtig schmerzhaft werden sollten. Matthias Rahn spielte den Ball – mehr Befreiungsschlag als Pass – nach vorne. Bernd Rosinger spekulierte auf das Leder, die SCP-Abwehr ließ sich überrumpeln und das Spielgerät schlug im Kasten von Niklas Lomb ein.
Nicht seinen besten Tag erwischte auf Seiten der Gastgeber Tim Gorschlüter, der nicht nur den Elfer verursachte, sondern nach einem dummen taktischen Foul in der 74. Minute vom Platz flog. Gut für die Preußen sollte man meinen, aber nur fünf Zeigerumdrehungen später schlug die Stunde des Benjamin Siegert. Der Ex-Preuße – erst kurz zuvor eingewechselt – erhöhte durch ein echtes Traumtor auf 3:1. Er stibitzte dem ebenfalls erst kurz zuvor eingewechselten Marcel Reichwein das Leder an der Mittellinie, zündet den Turbo vergangener Tage, ließ seine Gegenspieler stehen und brachte das Leder mit einem satten Schuss im oberen rechten Eck unter. Es war die letzte Szene in einer Partie, in der der Regionalligist – trotz der Fehlentscheidung in der 8. Minute – nicht unverdient als Sieger vom Platz ging. Das sah auch Preußencoach Ralf Loose im Anschluss so: „Es war ein hart umkämpftes Spiel, ein echter Pokalfight, mit Zweikämpfen die teils hart an der Grenze waren. Der Gegner hat heute mehr Entschlossenheit und Siegeswillen gezeigt, sodass der Sieg, so wie es am Ende gelaufen ist, auch verdient ist.“
Daten zum Spiel:
Aufstellung Lotte: Fernandez – Langlitz, Nauber, Rahn, Al-Hazaimeh (Siegert, 70.) – Dej, Gorschlüter, Wendel, Hettich (Neidhart, 77.)– Rosinger (Heyer, 84.), Freiberger
Aufstellung SCP: Lomb – Kopplin (Reichwein, 75.), Pischorn, Heitmeier, Müller (Tritz, 55.) – Laprevotte, Wiebe, Schwarz – Özkara, Kara – Krohne (Hoffmann, 46.)
Tore: 1:0 Wendel (9.), 1:1 Özkara (45., FE), 2:1 Rosinger (66.), 3:1 Siegert (79.)
Gelbe Karten: Gorschlüter, Hettich, Wendel / Pischorn, Schwarz, Özkara, Krohne
Gelb-rote Karten: Gorschlüter (74.)
Zuschauer: 1.924
Schiedsrichter: Benjamin Schäfer (Herten)