Auf den Tag genau vor 50 Jahren war der SC Preußen 06 e.V. Münster mit von der Partie, als zum ersten Mal in der Bundesliga der Ball rollte. Gegner damals war der Hamburger SV und die Partie im Preußenstadion endete 1:1. Zum Jubiläumstag war mit Holstein Kiel erneut ein Nordlicht zu Gast an der Hammer Straße und die Adlerträger hatten nur ein Ziel: Nach drei Unentschieden in Folge endlich wieder einen Dreier einfahren, um den Kontakt an die Tabellenspitze nicht zu velieren. Doch es sollte ein böses Erwachen geben an diesem aus Preußensicht bitteren Samstagnachmittag.

Scherder für Kirsch in der Startelf

Trainer Pavel Dotchev stellte seine Mannschaft im Vergleich zum Spiel gegen Wehen Wiesbaden auf einer Position um. Für den einer Rippenprellung leidenden Patrick Kirsch rutschte Simon Scherder in die Startelf. Mannschaftskapitän Stefan Kühne nahm nur auf der Ersatzbank Platz. Kiels Coach Karsten Neitzel vertrauter jener Startelf, die vergangene Woche gegen Halle mit 1:0 die Oberhand behalten hatte.

Von der ersten Minute an entwickelte sich ein kampfbetontes Drittligaspiel, in dem sich der Aufsteiger aus dem hohen Norden nicht versteckte, sondern selbst mutig nach vorne spielte. Es dauerte aber 15 Minuten, ehe die erste gefährliche Strafraumszene zu verzeichnen war. Und die endete direkt mit der Führung für die Gäste. Rafael Kazior schlug einen Freistoß aus halblinker Position bis in den Fünfmeterraum, dort stieg Marcel Gebers in die Luft und versenkte das Leder per Kopf ins kurze Eck (16.). Nur eine Minute später hätte Kiel das Ergebnis auf 2:0 stellen können, als Kazior allein vor Daniel Masuch auftauchte. Zum Glück fehlte dem Kieler aber das notwendige Zielwasser und er setzte den Ball rechts neben das Tor.

Die Preußen waren bemüht, möglichst rasch zu einem Gegenschlag auszuholen, brauchten aber ein paar Minuten, um sich nach der kalten Dusche zu sortieren. Manno fasste sich als erster ein Herz, dribbelte sich bis in den Strafraum, um dann auf den heranstürmenden Marcus Piossek zurückzugeben. Dessen Schuss aus 15 Metern strich jedoch über das Tor.

Der Beginn einer Offensive? Das Preußenherz hätte es sich gewünscht, doch stattdessen schlugen die Kieler wieder eiskalt zu. Fabian Wetter setzte über die linke Seite den im Strafraum anspielbereiten Marc Heider in Szene, dem Offensivmann reichte eine Körpertäuschung, um freie Schussbahn zu haben und mit einem trockenen Flachschuss auf 2:0 zu erhöhen (26.). Kollektiver Jubel im Gästeblock, Schockstarre unter den Preußen-Anhängern. Und es sollte noch schlimmer kommen. Tim Siedschlag war es vergönnt, erneut zehn Minuten später auf 3:0 zu stellen und Rafael Kazior hatte wenige Augenblicke später sogar das 4:0 auf dem Fuß. Es wurde Zeit für den Pausentee.

Doppelwechsel zur zweiten Halbzeit

Dotchev reagierte und brachte zur zweiten Halbzeit Clement Halet und Rogier Krohne, der sich fortan neben Matthew Taylor im Angriff beweisen durfte. Manno wechselte auf die linke und Benjamin Siegert auf die rechte Außenbahn, Halet nahm seinen Platz als rechter Außenverteidiger ein. Und ein Bemühen war den Preußen keinesfalls abzusprechen, sie mussten aber schnell den nächsten Schock verdauen, als Matthew Taylor nach einem Zweikampf mit Kiels Torwart Maximilian Riedmüller mit einer Platzwunde am Kopf das Spielfeld verletzt verlassen musste. Es kann nicht schlimmer kommen? Doch, kann es. Nämlich dann, als zehn Minuten vor dem Ende Halet ebenfalls schwer verletzt vom Spielfeld direkt in das Krankenhaus transportiert werden musste. Nach einem Schlag auf die Brust musste er noch auf dem Spielfeld stabilisiert werden, befindet sich aber bereits wieder auf dem Weg der Besserung.

Man nennt es wohl einen rabenschwarzen Tag, den die Adlerträger an diesem Samstagnachmittag erwischten und es ist ihnen hoch anzurechnen, dass sie trotz der zahlreichen Nackenschläge immer wieder versuchten, aufzustehen. Ein Schuss von Truckenbrod wurde gerade noch von Riedmüller pariert (72.), Kara setzte einen Ball zunächst rechts (79.) und dann links (85.) am Tor vorbei.

Münster 0, Kiel 3 – wer hätte das erwartet. Nun gilt es, schnell die Köpfe wieder frei zu bekommen, um nächste Woche in Elversberg neu anzugreifen. Ein Erfolgserlebnis kann schließlich Berge versetzen.

Zahlen zum Spiel:

Münster: Masuch – Siegert, Schmidt, Scherder, Hergesell – Piossek (46. Halet), Truckenbrod, Bischoff, Grote (46. Krohne) – Manno, Taylor (62. Kara)

Kiel: Riedmüller – Herrmann, Gebers, Wahl, Wetter – Siedschlag, Krause, Danneberg, Johansen (63. Breitkreuz) – Kazior (86. Hartmann), Heider (69. Sykora)

Tore: 0:1 Gebers (15.), 0:2 Heider (26.), 0:3 Siedschlag (35.)

Gelbe Karten: Scherder, Schmidt / Heider, Breitkreuz, Sykora

Schiedsrichter: Marcel Unger (Halle/Saale)

Zuschauer: 8.123

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