Einen unbeschreiblich bitteren Nachmittag erlebte der SC Preußen Münster am Samstag beim FC Ingolstadt. Über weite Strecken zeigten die Adlerträger eine ihrer besten Saisonleistungen, unterlagen den Schanzern am Ende dennoch mit 2:3. Fußball ist und bleibt eben Ergebnissport, entsprechend groß war die Enttäuschung bei allen Preußen nach dem Schlusspfiff. Dabei wäre durchaus mehr möglich gewesen, die Chancen dafür waren auch zu Beginn der zweiten Halbzeit noch da. Doch drei Gegentore in der Fremde sind einfach zu viel, so stehen die Münsteraner nach 90 Minuten mit leeren Händen da und stecken weiter im Tabellenkeller der 3. Liga fest.
Ein Blick auf den Aufstellungsbogen vor der Partie im Audi-Sportpark hielt im Vergleich zur Vorwoche gleich sechs Veränderungen parat. Zu drei Wechseln war Cheftrainer Sven Hübscher durch zwei Verletzungen und eine Sperre gezwungen, drei weitere Wechsel nahm der Fußballlehrer so vor. Aber von hinten nach vorne: Oliver Schnitzler stand für Max Schulze Niehues im Tor, der mit Rückenbeschwerden in Münster geblieben war. Neben dem Schlussmann fehlten auch Seref Özcan (Knieprobleme) und Fridolin Wagner, der seine Gelbsperre absaß. In der Dreierkette rückte zudem Ole Kittner wieder ins Zentrum, auf der Sechs nahm Nico Brandenburger die freie Stelle ein. Auf der linken Bahn erhielt am Samstag Philipp Hoffmann den Vorzug vor Niklas Heidemann. Und auch die Offensive bekam mit Luca Schnellbacher und Maurice Litka ein verändertes Gesicht.
Starker Beginn wird belohnt
Die Favoritenrolle war im Vorfeld des Auswärtsspiel bereits klar verteilt worden, da machte Preußentrainer Sven Hübscher keinen Hehl raus. Auch die Tabellensituation – der Tabellenfünfte empfing den Achtzehnten – sprach für die Hausherren. Doch auf dem Feld war am Samstagnachmittag gerade in der Anfangsphase davon wenig zu sehen. Die Adlerträger wirkten von Beginn an griffig in den Zweikämpfen, standen hinten sicher und brachten ein sauberes Passspiel auf den bestens präparierten Ingolstädter Rasen. Gefährlich wurde die Preußen aber vor allem immer dann, wenn sie es schafften, nach Ballverlusten der Schanzer schnell umzuschalten. Und die Nadelstiche, nach anfänglich noch ausgelassenen Chancen, saßen immer besser.
Heinz Mörschel drang nach etwas mehr als einer Viertelstunde in den Strafraum und legte auf Maurice Litka quer, dessen Schuss wurde aber geblockt. Das Leder landete vor den Füßen von Luca Schnellbacher, der nur noch einschieben musste – 1:0 (18.). Damit aber noch nicht genug, die Preußen blieben hartnäckig und erhöhten nur sechs Minuten später. Aktivposten Philipp Hoffmann verarbeitete einen langen Ball sauber und bediente den mitlaufenden Litka, der diesmal selbst zum 2:0 vollstreckte (24.). Doch lange währte der Zwei-Tore-Vorsprung nicht, eine erste Unaufmerksamkeit der Adlerträger bestraften die Hausherren gleich. Eine Flanke legte der kantige Mittelstürmer Stefan Kutschke per Kopf auf Fatih Kaya ab, der nach einer kurzen Brustannahme per Volley ins lange Eck abschloss und zum 2:1 aus Preußensicht verkürzte (26.).
Chancen auf beiden Seiten
Das hohe Tempo, das beide Mannschaften in der ersten halben Stunde gegangen waren, büßte die Partie bis zur Pause ein wenig ein, trotzdem war es ein ansehnliches Spiel im Audi-Sportpark von Ingolstadt. Da tat die 15-minütige Pause den Preußen scheinbar richtig gut, unmittelbar nach dem Seitenwechsel schalteten sie wieder zwei, drei Gänge nach oben. Erst hatte erneut Litka eine richtig gute Chance, nachdem Mörschel ihn bediente hatte. Nur wenig später legte Litka dann auf Schnellbacher ab, der aus spitzem Winkel aber an Keeper Fabijan Buntic scheiterte. Da war in jedem Fall mehr möglich, schön und zielstrebig herausgespielt waren die Szenen allemal. Es ging aber auch in den zweiten 45 Minuten auf beiden Seiten munter hin und her. So musste Okan Erdogan nach einer knappen Stunde im letzten Moment klären, sonst hätte ein FCI-Angreifer nur noch einschieben müssen.
Was sich in der Szene vorsichtig angekündigt hatte, passierte kurz darauf. Wieder landete der Ball nach einer Hereingabe – diesmal per Abpraller – vor den Füßen von Marcel Gaus, der aus knapp 16 Metern abzog und zum 2:2-Ausgleich traf (61.). Angesichts der Zahl der Chancen war der zweite Treffer für die Hausherren nicht unverdient, allerdings hätten die Adlerträger zu diesem Zeitpunkt selbst ihr drittes bereits mehrfach erzielen können – vielleicht auch müssen. So war die Partie wieder völlig offen und der heimische Favorit gewann zunehmend an Oberwasser. Auf die fehlende Entlastung reagierte der Preußentrainer, brachte Rufat Dadashov und Niklas Heidemann für die ausgepumpten Litka und Hoffmann. Doch das half nicht, es sollte noch passieren. Eine der vielen Standards bekamen die Münsteraner nicht sauber geklärt, im Nachsetzen drückte Tobias Schröck den Ball aus dem Gewühl über die Linie – 2:3 (85.).
Nicht nachlassen
Obwohl die Adlerträger über weite Strecken ihre beste Saisonleistung auf den Rasen gebracht hatten, hatte sich der Gegentreffer in der Schlussphase abgezeichnet. Es fehlte die Entlastung und Ingolstadt besitzt eben die Qualität, um auch an so einem Tag zurückzukommen. Für die Adlerträger bleibt da keine andere Möglichkeit, als die richtigen Lehren aus dieser Partie zu ziehen und in der nächsten Woche gegen den Chemnitzer FC wieder an die Leistung anzuknüpfen.
Die Daten zum Spiel
SCP: Schnitzler – Erdogan, Kittner, Rossipal – Schauerte, Litka (Dadashov, 78.), Brandenburger, Pires (Grodowski, 87.), Hoffmann (Heidemann, 83.) – Mörschel, Schnellbacher
Ingolstadt: Buntic – Heinloth, Antonitsch, Schröck, Büch (Kurzweg, 26.) – Kaya (Bilbija, 78.), Thalhammer, Krauße, Gaus (Elva, 69.) – Kutschke, Eckert Ayensa
Tore: 0:1 Schnellbacher (18.), 0:2 Litka (24.), 1:2 Kaya (26.), 2:2 Gaus (61.), 3:2 Schröck (85.)
Gelbe Karte: Heinloth, Krauße / Pires
Zuschauer: 5.490
Schiedsrichter: Patrick Kessel