Einen ganz bitteren Nachmittag erlebte der SC Preußen 06 e.V. Münster am Sonntag in Duisburg. Nachdem die Adlerträger im ersten Durchgang nicht überzeugen konnten, kämpften sich die Münsteraner in der zweiten Halbzeit zurück ins Spiel und drehten die Partie. In einer an Spannung kaum zu überbietenden Schlussphase war das Glück dann aber mit den Blau-Weißen: In den letzten zehn Minuten schlugen die Hausherren doppelt zu und entschieden die Begegnung am 22. Spieltag mit einem Traumtor aus 25 Metern zu ihren Gunsten – den Preußen blieb nur die Heimfahrt mit bitterem Beigeschmack.
Wie zu erwarten war, tauschte Preußentrainer Benno Möhlmann im Vergleich zum 3:1-Heimsieg über Hansa Rostock nur auf einer Position: Ole Kittner kehrte nach abgesessener Gelbsperre in die Startelf zurück, dafür musste Lion Schweers wieder auf der Bank Platz nehmen. Ansonsten schenkte der Fußballlehrer denselben zehn Spielern für das schwere Auswärtsspiel an der Wedau das Vertrauen, die vergangene Woche überzeugten.
Duisburg spielbestimmend
In der Schauinsland-Reisen-Arena begannen die Adlerträger vor einer Kulisse von 14.345 Zuschauern von rechts nach links, das Spielgeschehen lief im ersten Durchgang aber die meiste Zeit in Richtung des Kastens von Max Schulze Niehues. Auf dem frisch verlegten Rasen präsentierten sich die Hausherren sehr kombinationssicher und konnten über die gesamte Zeit viel Ballbesitz für sich verbuchen. Weil die Preußen aber lange auf der Hut waren und clever verschoben, blieb es bei harmlosen Passstafetten im Mittelfeld. Wenn die Münsteraner dann den Ball erobern konnten, sollte es schnell nach vorne gehen, das war gut zu erkennen – allerdings fehlte die nötige Präzision, um dem Tor von Mark Flekken wirklich Nahe zu kommen.
Mit der Zeit entwickelten die Duisburger aber immer mehr Zug zum Tor und die Entlastungsangriffe der Adlerträger wurden seltener. Eine brenzlige Situation, als Nico Klotz Sinan Tekerci aussteigen ließ und ungehindert in den Strafraum eindringen konnte, überstanden die Schützlinge von Benno Möhlmann noch mit etwas Glück schadlos. Nur wenige Zeigerumdrehungen vor dem Pausenpfiff passierte es dann doch: Nach einem Konter des MSV waren die Münsteraner noch nicht wieder sortiert und der Ball landete an der Strafraumkante vor den Füßen von Fabian Schnellhardt. Die Nummer 23 der Zebras nahm Maß und zirkelte das Leder zur 1:0-Halbzeitführung unhaltbar in den Winkel (38.).
Paukenschlag auf Paukenschlag
Aus der Pause meldeten sich die Schwarz-Weiß-Grünen dann mit einem Paukenschlag zurück: Ganze 25 Sekunden brauchten die Preußen, um den 1:1-Ausgleich zu erzielen. Der frisch eingewechselte Martin Kobylanski wurde nach einer Balleroberung im Mittelfeld von Adriano Grimaldi auf die Reise geschickt, lief auf MSV-Keeper Mark Flekken zu und schob überlegt durch dessen Beine ein (46.). Am Spielgeschehen änderte der Treffer aber nur kurzzeitig etwas. Die Hausherren übernahmen schnell wieder das Kommando, die Partie wurde aber zunehmend hitziger. Viele kleine Fouls verschleppten nicht nur den flüssigen Ablauf, sondern ließen auch die Gemüter auf beiden Seiten sowie auf den Rängen hochkochen.
Einen ganz kühlen Kopf behielt aber Joker Martin Kobylanski. Ein vorgetragener Konter von Sinan Tekerci fand nach schönem Kurzpassspiel in dem Winterneuzugang den perfekten Abnehmer, der den Ball aus spitzem Winkel ins lange Eck schlenzte – 2:1 (71.). Und dann wurde es eine ganz lange Schlussphase in Duisburg. Die Preußen wollten das Ergebnis unbedingt über die Zeit bringen, der MSV drückte auf den Ausgleichstreffer. Spielerisch gelang den Zebras zwar nichts zwingendes mehr, allerdings sollten Standards die bittere Niederlage herbeiführen: Erst kam Dustin Bomheuer nach einem Eckball frei zum Schuss und versenkte das Leder im SCP-Kasten – 2:2 (86.). Danach wurde es noch wilder in der Schauinsland-Reisen-Arena. Viele Unterbrechungen und einen Sonntagsschuss später war die Niederlage dann bittere Realität am Sonntagnachmittag. MSV-Akteur Fabian Schnellhardt nahm sich in der 95. Spielminute ein Herz, hielt aus rund 25 Metern drauf und versenkte das Leder zum zweiten Mal im linken Torwinkel. Das Traumtor sollte die Entscheidung in Duisburg sein, kurz danach pfiff Referee Tim Skorczyk nach 96 gespielten Minuten ab.
Die Trainerstimmen:
Benno Möhlmann: „Ich hätte heute gerne weniger Schlussminuten gesehen, das ist verständlich. Wir haben heute, für unsere Verhältnisse, ein gutes Spiel gemacht. Auch wenn die erste Halbzeit nicht so gut war, waren wir im zweiten Durchgang aggressiver und griffiger. Ich hätte mir gewünscht, dass wir auch mit der 2:1-Führung weiter nach vorne gespielt hätten. So wurde der Druck immer größer.“
Ilja Gruev: „Es ist sehr schwer nach diesem Spiel zu sprechen. Ich glaube, wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und auf dem neuen Rasen gut kombiniert. Die erste Halbzeit war vollkommen in Ordnung, aus dem Nichts bekommen wir dann nach der Pause das 1:1. Auch das 2:1 bekommen wir dann nach einem Standard von uns. Wir haben aber immer an den Sieg geglaubt und am Ende viel riskiert. Natürlich gehörte heute auch Glück dazu, aber wir haben einen tollen Charakter bewiesen!“
Die Daten zum Spiel:
SCP: Schulze Niehues – Tritz, Kittner (Schweers, 66.), Mai, Al-Hazaimeh – Rühle, Rizzi, Schwarz, Tekerci – Aydin (Kobylanski, 46.), Grimaldi
Duisburg: Flekken – Klotz, Bomheuer, Blomeyer, Wolze (Dausch, 82.) – Janjic, Albutat, Schnellhardt, Wiegel (Engin, 74.) – Onuegbu, Brandstetter (Iljutcenko, 58.)
Tore: 0:1 Schnellhardt (38.), 1:1 Kobylanski (46.), 2:1 Kobylanski (71.), 2:2 Bomheuer (86.), 2:3 Schnellhardt (95.)
Gelbe Karten: Schnellhardt, Engin / Schwarz, Tekerci, Kittner, Al-Hazaimeh
Zuschauer: 14.345
Schiedsrichter: Tim Skorczyk