Einen echten Abstiegskrimi hielt das Kräftemessen am 27. Spieltag der 3. Liga zwischen dem SC Preußen 06 e.V. Münster und dem FSV Frankfurt bereit. In einem packenden Duell, das wenig spielerische Highlights lieferte und über weite Strecken vom Kampf bestimmt wurde, hatten die Adlerträger das nötige Glück im entscheidenden Moment auf ihrer Seite und fuhren einen wichtigen 2:1-Heimsieg ein. Tobias Rühle wurde wenige Minuten vor Schluss zum Held des Tages, als er mit seinem ersten Saisontor den Big-Point im Kampf um den Klassenerhalt zu Gunsten der Hausherren entschied.
Für das Kellerduell mit den Hessen kehrte Preußentrainer Benno Möhlmann wieder zum 4-2-3-1-System zurück, nachdem die Adlerträger bei der 0:1-Niederlage in Magdeburg im 4-1-4-1 agiert hatten. Aus personeller Sicht gab es beim Heimspiel zwei Veränderungen: Michele Rizzi rückte auf der Sechs wieder an die Seite von Danilo Wiebe, nachdem er letzten Freitag seine Gelbsperre absaß. Darüber hinaus durfte Mirkan Aydin auf der linken Bahn von Beginn an ran, für ihn musste Lennart Stoll auf der Bank Platz nehmen.
Früher Schock, richtige Antwort
Am Dienstagabend hatten sich die Hausherren im Abstiegskampf viel vorgenommen, mussten nach drei Spielminuten aber schon den ersten heftigen Rückschlag hinnehmen. In der ersten Offensivaktion der Frankfurter fand Yannik Stark mit seiner Flanke den im Strafraum lauernden FSV-Stürmer Cagatay Kader, der das Leder einnickte – wieder ein früher 0:1-Rückstand (3.). Und das spielte den Gästen in die Karten: Mit einer 5er-Abwehrreihe und davor einer 4er-Kette im Mittelfeld zogen sie sich weit in ihre Hälfte zurück und überließen den Preußen das Spiel. Die Adlerträger hatten ihre liebe Müh und Not, sich gegen den kompakten Defensivblock Chancen zu kreieren. Für die nötige Durchschlagskraft, um die Verteidigung zu überwinden, sorgte dann ein Handelfmeter, den Mirkan Aydin eiskalt zum 1:1-Ausgleich verwandelte (24.).
Der Treffer war aber nur für die Frankfurter eine Art Weckruf, sie beteiligten sich wieder am Spielgeschehen und suchten ihrerseits den Weg nach vorne. Weil die Schützlinge von Benno Möhlmann aus den größeren Räumen, die sich in der Folge boten, aber auch keinen Profit schlagen konnten, verabschiedeten sich beide Mannschaften mit dem Zwischenergebnis in die Pause. Für neuen Schwung im Angriff sollte nach dem Seitenwechsel Tobias Warschewski sorgen, der den glücklosen Adriano Grimaldi ersetzte. Spielerische Akzente konnten auch im zweiten Durchgang keines der beiden Teams setzen, im Gegenteil, es war allen Akteuren auf dem Feld anzumerken, dass sie unter Druck stehen und keine Fehler machen dürfen. Zumindest ein optisches Übergewicht konnten die Preußen für sich verbuchen, allerdings sprangen aufgrund fehlender Kreativität und der nötigen Genauigkeit in den eigenen Aktionen dabei keine Möglichkeiten raus.
Rühle mit dem Siegtreffer
Und so plätscherte die Partie ihrem Ende mit einem Resultat entgegen, das keinem im Abstiegskampf wirklich weiterhelfen würde – bis Tobias Rühle sich ein Herz nahm und sein erstes Saisontor erzielte. Sebastian Mai schlug einen Ball lang in den FSV-Strafraum, wo Tobias Warschewski den Ball im Sprung sehenswert aus der Luft pflückte und unserer Nummer elf vor die Füße legte. Rühle zögerte keine Sekunde, nahm das Leder volley und versenkte ihn unhaltbar unter dem Querbalken – 2:1 (90.)! Als Referee Marcel Schütz kurz darauf abpfiff, war die Erleichterung im Preußenstadion bei allen, die es mit den Preußen halten, förmlich zu spüren.
Die Trainerstimmen:
Gino Lettieri: „Es gibt eigentlich nicht viel zu sagen. Wir gehen mit 1:0 in Führung, agieren danach aber total passiv, das habe ich nicht verstanden. Aber in so einer Situation kannst du schreien wie du willst, da erreichst du niemanden mehr. Nach dem Gegentreffer waren wir dann komischerweise wieder wach. Mit einem 1:1 hätten dann auch beide Mannschaften gut leben können. Aber das ist Fußball, Münster hat heute gewonnen.“
Benno Möhlmann: „Wir haben am Anfang der Partie gepennt und kassieren gleich den Rückstand. Danach haben wir uns dann gut gezeigt, mutig weitergespielt und den Ausgleich erzielt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann nicht mehr gut gespielt und viele einfache Fehler gemacht. Das Spiel hätte genauso 1:1 oder 1:2 ausgehen können. Wir haben aber den Siegtreffer erzielt und ich freue mich, dass die Mannschaft sich heute belohnt hat.“
Die Daten zum Spiel:
SCP: Schulze Niehues – Tritz, Schweers, Mai, Al-Hazaimeh – Rizzi, Wiebe – Rühle, Kobylanski (Tekerci 76.), Aydin (Özkara, 87.) – Grimaldi (Warschewski, 46.)
Frankurt: Pirson – Ochs, Schäfer, Schorch (Salem, 70.), Barry, Corbin-Ong – Stark, Heitmeier (Russ, 83.), Ornatelli (Jovanovic, 86.), Bahn – Kader
Tore: 0:1 Kader (3.), 1:1 Aydin (24.), 2:1 Rühle (90.)
Gelbe Karten: Schäfer, Corbin Ong, Stark / Schweers, Rühle
Zuschauer: 5.936
Schiedsrichter: Marcel Schütz