Ein ganz fieses Meimelwetter machte sich am Freitagabend an der Hammer Straße breit und doch war das Preußenstadion prall gefüllt, weil 11.169 Zuschauer, abzüglich der 70 Gästefans, ihre Meistermannschaft feiern wollten. Das Wetter tat der Stimmung also keinen Abbruch, ebensowenig wie die 1:3-Niederlage. Dass die Party erst mit Verspätung beginnen musste, war dem nahenden Maifeiertag geschuldet, der zu Beginn des langen Wochenendes für mehr als 500 Kilometer Stau auf den Autobahnen in NRW sorgte. Was das mit dem Heimspiel der Adlerträger zu tun hatte? Auch unser Gegner, der SC Fortuna Köln, stand schier endlos im Stau, saß fast fünf Stunden im Mannschaftsbus. Erst um 19:10 Uhr fuhren die Südstädter vor der Haupttribüne vor. Anstoß zur Tagesschau-Zeit um 20 Uhr, statt um 19:30 Uhr.
Doch die quälend lange Anreise merkte man der Fortuna nicht an, im Gegenteil: Es schien, als wollten sie sich direkt mal mit viel Tempo die Beine vertreten. Die Gäste wirkten wach und angriffslustig, Sascha Marquet nagelte früh einen satten Schuss an den Pfosten (7.). Nach einer Viertelstunde gingen die Kölner dann durch Marquet, der schon mehrfach abgezogen hatte, in Führung. Und diese Führung hatte sich abgezeichnet. Lars Lokotsch setzte sich gegen Simon Scherder im Laufduell durch und fand mit seinem Querpass den einschussbereiten Torschützen. Tom Müller, der wie abgesprochen Max Schulze Niehues im Tor vertrat, hatte in der Anfangsphase im wahrsten Wortsinne alle Hände voll zu tun.
Der Regionalliga-Spitzenreiter fand allerdings schnell die passende Antwort: Jonas Scholz konnte den enteilenden Yassine Bouchama im Strafraum nur noch mit einem Foul stoppen – Elfmeter. Den verwandelte Andrew Wooten nach 18 Spielminuten souverän. Es war eine Art Weckruf für die Adlerträger, die bis dahin zwar keineswegs schläfrig wirkten, aber ein wenig die gewohnte Dominanz vermissen ließen. Es sei aber erwähnt, dass Fortuna Köln eine richtig gute Mannschaft auf dem Feld hatte, die sich zuletzt immer deutlicher im Aufwind präsentierte. Nach 25 Zeigerumdrehungen war Wooten nah dran am Führungstreffer – nur wenige Zentimeter segelte das Leder am Kasten vorbei. Dennis Grote mit einem sehenswerten Schlenzer und Gerrit Wegkamp mit einem Schuss knapp über das Tor hätten sich gerne in die Torschützenliste eingetragen. Gerade als der Druck der Hausherren immer größer wurde und sich der Gegner kaum noch befreien konnte, stachen die Gäste aber eiskalt zu. Nach einem langen Einwurf nickte Timo Hölscher im Sechzehner völlig unbedrängt zur erneuten Führung ein. Pause.
Die Preußen wollten im zweiten Durchgang den Ausgleich, schließlich gab es auch nach dem vorzeitigen Aufstieg durchaus noch Ziele, die die Mannschaft erreichen wollte. In der Rückserie ungeschlagen bleiben zum Beispiel. Oder den besten Punkteschnitt aller Zeiten in der Regionalliga einfahren. Dafür bedurfte es ja „nur“ eines Tores, das die Münsteraner durch Teklab (55.), Remberg (57.) oder Lorenz (63.) auf dem Fuß hatten. In der 65. Minute scheiterten Koulis und Wooten um Haaresbreite. Der Wille, diese Partie zu drehen war deutlich spürbar – Torchancen gab es in dieser Phase zuhauf. Doch die Gäste setzen den dritten Treffer aus zumindest abseitsverdächtiger Position nach. Alles Aufbäumen half am Ende nicht, um die erste Niederlage seit November 2022 abzuwenden.
Spieldaten
SCP: Müller – Scherder (Koulis, 46.), Kok, Hahn – Teklab (Oubeyapwa, 74.), Remberg (Ghindovean, 81.), Grote, Lorenz – Bouchama – Wegkamp (Langlitz, 74.), Wooten
Tore: 0:1 Marquet (7.) 1:1 Wooten (18., FE) 1:2 Hölscher (37.) 1:3 Marquet (69.)
Gelbe Karten: Koulis, Bouchama / Scholz, Scholz
Schiedsrichter: Luca Marx
Zuschauer: 11.169