Die Weichen standen auf Auswärtssieg, früh ging der SC Preußen am Freitagabend in Führung. Doch zwei verhängnisvolle Minuten reichten, um die Adlerträger vor 6.818 Zuschauern im Erdgas-Sportpark gegen den Halleschen FC auf die Verliererstraße zu bringen.
Preußencoach Horst Steffen musste auch beim HFC auf Mittelfeldspieler Amaury Bischoff verzichten, der noch immer an einer Sprunggelenksverletzung laboriert, Rechtsverteidiger Denis Mangafic musste ebenfalls passen. Ihn ersetzte Stéphane Tritz, hinten links durfte Benny Schwarz ran, weil Jeron Al-Hazeimeh zwar wieder im Kader, aber noch nicht in der Anfangsformation stand. Die Innenverteidigerpositionen besetzten Lion Schweers und Sebastian Mai. Im Mittelfeld agierten die Münsteraner mit einer Mittelfeldraute, mit Danilo Wiebe vor der Vierer-Abwehrkette, Edisson Jordanov und Michele Rizzi auf den Flügeln und Sinan Tekerci hinter der Doppelspitze bestehend aus Jesse Weißenfels und Adriano Grimaldi.
Preußen mit Traumstart
Es ist der Wunsch jedes Fußballlehrers und auch Horst Steffen hatte zuletzt betont, wie wichtig es wäre, selbst in Führung zu gehen – am besten möglichst früh. Heute gelang das, weil die Adlerträger von Beginn an hellwach waren. Es lief erst die vierte Spielminute, da wurde Jesse Weißenfels auf der rechten Außenbahn auf die Reise geschickt, setzte sich gegen zwei Gegenspieler durch, brachte seine Flanke genau im richtigen Moment flach vor das gegnerische Tor und da stand einer goldrichtig: Adriano Grimaldi! Der musste das Leder „nur noch“ einschieben und erzielt damit seinen ersten Saisontreffer.
Mit der frühen Führung im Rücken überließ der SCP aber zunehmend den Hausherren das Feld, die den Rückstand mit etwas Wut im Bauch schnellstmöglich egalisieren wollten. Wirklich gefährlich war das trotz Feldüberlegenheit aber nicht, was der HFC vor der Pause zeigte. Doch auch die Preußen boten in der Phase zu wenig an, konnten nur selten durch eigenen Ballbesitz oder eigenes Angriffsspiel für Entlastung sorgen. So blieben echte Torchancen Mangelware – leider nur bis zur 43. Minute.
Preußen schlafmützig vor der Pause
Was dann binnen zwei Minuten passierte, ist nur schwer in Worte zu fassen, denn genau so lange dauerte es nur, bis aus einer 1:0-Führung ein 1:2-Rückstand wurde. Jordanov verlor den Ball im Mittelfeld, sodass Benjamin Pintol freie Bahn Richtung Preußentor hatte und das Leder im langen Eck platzierte – Ausgleich (43.). Mit dem Pausenpfiff erhöhte dann Fabian Baumgärtel für die Gastgeber, weil nach einer unnötigen Ecke der HFC-Linksverteidiger einen satten Volleyschuss im Kasten unterbrachte.
Nach dem Seitenwechsel wirkten die Adlerträger zwar bemüht, fanden aber kein Mittel gegen die hinten gut stehenden und vorne stets gefährlichen Hallenser, auch wenn Weißenfels und Rühle noch zu guten Gelegenheiten kamen. Aber auch SCP-Schlussmann Schulze Niehues musste sich auszeichnen, in der 66. Minute hatte Pintol das 3:1 auf dem Fuß, schoss aber Schweers ab. Horst Steffen hatte da bereits reagiert und Sandrino Braun für Rizzi aufs Feld gebracht (64.). Fünf Zeigerumdrehungen später war auch für Jordanov der Arbeitstag beendet, für ihn kam Mehmet Kara in die Partie. Apropos Arbeitstag beendet. Das hätte nach 73 Minuten auch für Baumgärtel gelten müssen, der nach Foulspiel an Tekerci Gelb-rot hätte sehen müssen, FIFA-Referee Stieler beließ es aber bei einer Ermahnung. Seine letzte Karte zog Horst Steffen eine Viertelstunde vor Abpfiff, indem er Tobias Rühle für Tekerci brachte. Helfen sollte das alles nicht mehr – auch wenn Einsatz und Leidenschaft bei den Adlerträgern stimmten – und so war die 1:2-Niederlage nach dem 2- Minuten-Knock-out in Durchgang Eins besiegelt.
Horst Steffen: „Es war schon ein kurioses Spiel, dass man zunächst so anging wie man sich das vorgenommen hatte, sich dann aber das 1:1 und das 2:1 fängt. Wir haben uns selbst um den Lohn gebracht. Die Mannschaft hat bis zum Schluss gefightet und gekämpft, aber den Ausgleich nicht mehr erzielt, der vielleicht verdient gewesen wäre.
Aufstellung HFC: Bredlow – Schilk, Kleineheismann, Barnofsky, Baumgärtel (Franke, 81.) – Lindenhahn (Ajani, 89.), Fennell, Gjasula, Pfeffer – El Helwe (Röser, 68.), Pintol
Aufstellung SCP: Schulze Niehues – Tritz, Schweers, Mai, Schwarz – Wiebe – Jordanov (Kara, 69.), Rizzi (Braun, 64.) – Tekerci – Weißenfels, Grimaldi Wiebe, Tekerci (Rühle, 76.), Rizzi –
Tore: 0:1 Grimaldi (4.) 1:1 Pintol (43.) 2:1 Baumgärtel (45.)
Gelbe Karten: Gjasula, Pintol, Baumgärtel, Barnofsky / Braun
Zuschauer: 6.818
Schiedsrichter: Tobias Stieler