„Ich spiele schon eine Weile Fußball, aber so ein Spiel habe ich noch nie erlebt!“ – Sandrino Braun brachte es nach dem Spiel des SC Preußen Münster beim Karlsruher SC mit seinen Worten auf den Punkt, was alle Adlerträger am Samstagnachmittag beschlich. Mit 0:5 unterlagen die Münsteraner im Wildpark, wirklich bewerten konnte man den Spielverlauf angesichts mehrerer Fehlentscheidungen des Schiedsrichters aber nicht. Die ersten 32 Minuten boten die Preußen den Karlsruhern die Stirn, danach lief fast alles gegen sie.
Für die schwere Auswärtsaufgabe in Karlsruhe hatte Cheftrainer Marco Antwerpen sich wieder etwas einfallen lassen und stellte nach langer Zeit wieder auf eine Viererkette um. Fabian Menig, Lion Schweers, der wieder spielberechtigte Ole Kittner und Philipp Hoffmann bildeten die Kette. Davor kehrte Sandrino Braun als Stabilisator in die Startelf zurück, die Halbpositionen bekleideten René Klingenburg und Kevin Rodrigues Pires. In vorderster Reihe stürmten Tobias Rühle, Martin Kobylanski und Tobias Warschewski.
Fragwürdiger Elfmeter, fragwürdige Rot
Feinstes Münsteraner Meimelwetter begrüßte die Preußen am 18. Spieltag im Karlsruher Wildparkstadion, dazu ein Platz, der durch den Niederschlag nochmal tiefer und seifiger wurde. Das machte sich auch gleich im Spiel bemerkbar, auf beiden Seiten schlichen sich kleinere Ungenauigkeiten ein, die in der Anfangsphase keine wirkliche Gefahr aufkommen ließen. Ex-Preuße Marc Lorenz kam auf der linken Seite zu vereinzelten Flankenversuchen, die aber alle im Niemansland landeten. Die Adlerträger wiederum fanden selbst in der Vorwärtsbewegung noch nicht so richtig statt, hatten aber hinten so weit alles im Griff. Bis zehn ganz skurille Minuten begannen. Zunächst behakten sich Schweers und Pourié bei einem Zweikampf im Strafraum, bei dem der KSC-Angreifer anschließend leichtfüßig zu Boden ging. Referee Sven Jablonski zeigte fragwürdigerweise auf den Punkt, Anton Fink verwandelte zur Führung (32.). Nur kurz darauf war die Aufregung auf der anderen Seite groß. Die Hausherren bekamen nach einem SCP-Standard den Abpraller und wollten den Gegenangriff einleiten, den Kittner mit einer Grätsche unterband. Der Innenverteidiger traf zwar nicht den Ball, striff den Gegner aber auch nur. Gelb wäre sicher in Ordnung, Sven Jablonski zeigte aber den Roten Karton (36.).
In Unterzahl mussten sich die Münsteraner dann erstmal finden, wurden aber gleich wieder hart getroffen. Eine unübersichtliche Szene will Braun aus dem eigenen Strafraum klären, ihm wird aber der Ball von Stiefler vom Fuß stiebitzt und der Adlerträger trifft, ohne ihn vorher zu sehen, dann den Karlsruher. Jablonski zeigt wieder auf den Punkt, diesmal verwandelt Lorenz sicher (42.). Damit aber nicht genug, noch vor der Pause schlugen die Badener ein weiteres Mal zu, diesmal aus dem Spiel heraus. Camoglu wurde im richtigen Moment steil geschickt, die Abwehrkette des SCP war überspielt und Max Schulze Niehues kurz darauf geschlagen – 0:3 (44.). Der Frust der Preußen saß entsprechend tief, die Aufregung war groß. Das half aber alles nichts, es warteten weitere 45 Minuten.
Preußen geben sich auch in Unterzahl nicht auf
In der Pause reagierte Marco Antwerpen dann und brachte Simon Scherder für den gelb-rot gefährdeten Rodrigues Pires, dazu kam der flinke Lucas Cueto für Tobi Warschewski. Auch das System stellte der Fußballlehrer um, setzte wieder auf eine Dreierkette, um unter den Umständen möglichst stabil zu stehen. Die Karlsruher fanden aber Gefallen an der Konstellation. Die Preußen zogen sich tief in die eigene Hälfte zurück, die Hausherren spielten es geduldig aus. So bekam Burak Camoglu etwas zu viel Raum, schlug einen Haken in Richtung Zentrum und schlenzte den Ball sehenswert ins lange Eck – 0:4 (56.). Dass das Spiel längst entschieden war, war auch den 21 Akteuren auf dem Platz klar. Aber man muss es den Adlerträgern hoch anrechnen, dass sie sich auch nach dem Spielverlauf und in Unterzahl nie aufgaben. Aber auch das änderte nichts daran, dass Pourié noch auf 5:0 erhöhte. Nach einem Eckball landete der Ball vor seinen Füßen, da musste der Stürmer noch nur abziehen (80.). Wenig später setzte Referee Sven Jablonski dann mit dem Schlusspfiff auch den Schlusspunkt unter diese denkwürdige Partie.
Die Daten zum Spiel
SCP: Schulze Niehues – Menig, Schweers, Kittner, Hoffmann – Klingenburg, Braun, Rodrigues Pires (Scherder, 46.) – Rühle (Borgmann, 62.), Kobylanski, Warschewski (Cueto, 46.)
Karlsruhe: Uphoff – Thiede, Gordon (Kobald, 46.), Pisot, Roßbach – Camoglu (Choi, 65.), Stiefler, Wanitzek, Lorenz – Fink, Pourié (Sane, 82.)
Tore: 1:0 Fink (32.), 2:0 Lorenz (42.), 3:0 Camoglu (44.), 4:0 Camoglu (56.), 5:0 Pourié (80.)
Gelbe Karten: Gordon, Lorenz / Rodrigues Pires, Schulze Niehues
Rote Karte: Kittner (36.)
Zuschauer: 10.613
Schiedsrichter: Sven Jablonski