Der SC Preußen 06 e.V. Münster hat im Abstiegskampf wichtige Punkte liegen lassen. Im Kräftemessen mit dem SV Wehen Wiesbaden zogen die Adlerträger den Kürzeren und kassierten nach 89 Zeigerumdrehungen den bitteren, spielentscheidenden Gegentreffer. Unverdient war die 0:1-Niederlage aber nicht, denn den Münsteranern fehlten am Sonntagnachmittag – vor allem in der Offensive – die letzten Prozente, um etwas Zählbares mit an die Hammer Straße zu bringen.
In der Brita-Arena musste Cheftrainer Benno Möhlmann wieder zwei Ausfälle kompensieren: Benjamin Schwarz (Gelbsperre) und Mirkan Aydin (Innenbandriss) wurden durch die beiden zentralen Mittelfeldspieler Sandrino Braun und Danilo Wiebe ersetzt. Dies hatte am 30. Spieltag eine Systemumstellung zur Folge: Im 4-1-4-1-System schickte der Coach sein Team ins Rennen um die Punkte, bei dem Wiebe den alleinigen Sechser gab und Sandrino Braun neben Michele Rizzi das offensive Mittelfeld beackern sollte. Martin Kobylanski rückte auf den linken Flügel.
Gut begonnen, stark nachgelassen
In Hessen begannen die Adlerträger in den Anfangsminuten noch selbstbewusst und versuchten von Beginn an die Wiesbadener über viel Ballbesitz in ihrer Hälfte einzuschnüren, konnten diesen Druck aber nicht lange aufrecht erhalten. Die Hausherren schoben ihre Reihen früh weiter nach vorne, um den kontrollierten Spielaufbau der Domstädter zu unterbinden. Über viele ruppige Zweikämpfe fanden die Gastgeber dann besser in die Partie und hätten durch Manuel Schäffler oder Robert Andrich auch in Führung gehen können, hätte SCP-Keeper Max Schulze Niehues nicht in beiden Situationen stark pariert. Und mit der Zeit übernahm Wehen nicht nur das Kommando, die Partie wurde auch zunehmend hitziger und war vor allem von vielen kleinen Nickeligkeiten geprägt, die keinen Spielfluss ermöglichten. Weil sich bis zur Halbzeit daran auch nichts mehr änderte, blieben Torchancen Mangelware und es ging mit dem 0:0 in die Kabine.
Kurz nach dem Seitenwechsel hatten die Preußen richtig Glück: Erst landete ein abgefälschter Ball an der Latte, wenig später zappelte der Ball sogar im Netz – aber der Linienrichter hob die Fahne, Kevin Pezzoni stand bei seinem Abschluss im Abseits. Auch im weiteren Verlauf hatten die Wiesbadener immer wieder Chancen, aber Schlussmann Schulze Niehues erwischte einen richtig guten Nachmittag und hielt seine Mannschaft lange im Spiel. Im Angriff wiederum fehlten den Münsteranern die Ideen und der nötige Zug zum Tor, um überhaupt einmal gefährlich vor den Kasten von Marius Kolke zu kommen. Um neuen Schwung zu bringen, zog Benno Möhlmann seine drei Wechseloptionen und brachte Tekerci, Warschewski und Stoll. Aber auch die frischen Kräfte hatten am heutigen Nachmittag keine Durchschlagskraft.
Späte Entscheidung
Und irgendwann passierte, was sich lange angedeutet hatte: Die Hausherren trugen einen weiteren Angriff über den linken Flügel nach vorne, die Adlerträger bekamen den Ball nicht geklärt und ein unglücklicher Klärungsversuch von Jeron Al-Hazaimeh landete im eigenen Tor. Diesmal war auch Schulze Niehues machtlos – 0:1 (89.). Der späte Gegentreffer war gleichzeitig die Entscheidung in diesem Abstiegskrimi, den Wiesbaden unterm Strich nicht unverdient gewonnen hat.
Die Trainerstimmen:
Benno Möhlmann: „Eine 0:1-Niederlage, bei der wir den Treffer in der letzten Minute kassieren, klingt unglücklich, ist sicherlich auch unglücklich, aber vielleicht nicht unverdient. In der ersten Halbzeit haben wir noch gut gestanden und selber zwei, drei gute Ausgangslagen gehabt, in der zweiten Hälfte haben wir, je länger das Spiel dauerte, die Bälle zu lange gehalten. Das war eine bittere Niederlage, aber die Spiele in der 3. Liga sind knapp.“
Rüdiger Rehm: „Es war klar, dass Münster heute mit Überzeugung hierher kommen würde. Die erste Halbzeit war aus meiner Sicht eine Ausgeglichene, im zweiten Durchgang hatten wir die Oberhand und haben den unbändigen Willen gezeigt. Leider Gottes hat uns in manchen Situationen das Glück gefehlt. Wir haben aber über 90 Minuten gezeigt, dass wir gewinnen wollten.“
Die Daten zum Spiel:
SCP: Schulze Niehues – Tritz, Schweers, Mai, Al-Hazaimeh – Wiebe – Rühle (Stoll, 81.), Braun (Warschewski, 74.), Rizzi, Kobylanski (Tekerci, 60.) – Grimaldi
Wiesbaden: Kolke – Funk (Mrowca, 28.), Dams, Ruprecht, Mintzel – Andrich, Pezzoni – Schwadorf (Schnellbacher, 69.), Blacha (Mayer, 79.), Lorenz – Schäffler
Tore: 0:1 Al-Hazaimeh (ET, 89.)
Gelbe Karten: Andrich / Braun, Mai, Warschewski
Zuschauer: 2.429
Schiedsrichter: Guido Winkmann