„Das ist alles Schicksal.“ – Als Sascha Hildmann den neugestalteten Spielertunnel des SC Preußen zum ersten Mal betrat, waren das die Worte, die ihm laut durch den Kopf schossen. Für ihn war es fast wie eine kleine Zeitreise ins Jahr 2015, als er sich nach dem erfolgreich abgeschlossenen Fußballlehrer-Lehrgang einen großen Seeadler auf den Rücken tätowieren ließ.
Den Adler im Rücken, den Adler im Herzen – eine schicksalhafte Begegnung? „Es ist schon extrem, wie viele Parallelen es hier beim SCP gibt“, zeigt sich der Fußballlehrer auch nach zehn Monaten an der Hammer Straße beeindruckt von dem gemeinsamen Weg, der so viele Schnittpunkte offenbart. „Ich glaube schon, dass es viele Dinge gibt, die einfach so sein müssen und daher auch so kommen“, sind das Schicksal und auch die Aufgabe bei den Preußen kein reiner Zufall für Hildmann. „Es ist hier genau das, was ich mir immer gewünscht habe. Die Menschen sind so, wie ich es mir vorgestellt habe und auch wenn ich den Adler sehe frage ich mich: ‚Warum ist das so‘?“ Bereits seit seiner Kindheit hegt der 48-Jährige eine große Affinität zum Wasser, der (See-)Adler ist eine Art Symbolfigur für ihn. „Mein Onkel hatte vier, fünf Teiche, da durfte ich immer angeln“, begleitet ihn diese Leidenschaft seit Kindertagen und schenkt ihm noch heute die wichtigen Ruhepausen in der lauten und hektischen Fußballwelt.
Doch zurück zu den Anfängen seiner Karriere. Als gebürtiger Lauterer erfüllte Hildmann sich den Traum, bei seinem Heimat- und Herzensclub, dem 1. FC Kaiserslautern, zum Vertrags-Amateur zu werden. „Ich durfte bei den Profis mittrainieren und war auch im Trainingslager und so dabei. Der FCK war aber frisch gebackener Deutscher Meister, da hatte ich als junger Spieler bei der Qualität keine wirkliche Chance.“ Dennoch stand er mit Spielern wie Andreas Brehme, Michael Ballack oder Miroslav Klose, zu dem er heute noch Kontakt pflegt, auf dem Trainingsplatz und manches Mal auch auf dem Feld. Insgesamt kam Hildmann auf 36 Spiele in der 2. Bundesliga für Alemannia Aachen, dazu über 200 Partien in der damaligen Regional- und Oberliga für den FCK II, den 1. FC Saarbrücken, FK Pirmasens und den FC Homburg. Das alles zu einer Zeit, in der noch ein anderer Wind wehte: „Ich hatte Trainer, die haben unfassbar hart trainieren lassen. Da sind wir fünf Tage lang morgens und mittags im Trainingslager 16 Kilometer laufen gegangen. Ivo Grilić und ich haben uns da gegenseitig auf dem Zimmer massiert, weil unsere Beine nicht mehr konnten“, erinnert sich Hildmann an die Zeit: „Das kannst du mit heute nicht mehr vergleichen. Marc Kienle hat sich damals die Schuhe vorne aufgeschnitten, weil er blutige Zehen hatte. Da hat kein Berater angerufen und gefragt, was los ist. Das haben wir damals einfach gemacht.“ Momente, in denen die Liebe zum Fußball ganz klein wurde. Und für ihn Situationen, die ihn nachhaltig geprägt haben: „Das waren für mich einschneidende Erlebnisse und Gründe, warum ich Trainer werden wollte. Ich wollte es besser machen.“
„Für mich ist Respekt der bedeutendste Wert. Das ist auch etwas, das ich meiner Familie vermitteln möchte: Vor jedem Menschen Respekt zu haben. Wenn du so mit jemanden umgehst, bekommst du auch den größten Respekt zurück. Das ist mein Credo und prägt auch meinen Umgang mit einer Mannschaft.“
Das alles liegt heute Jahre zurück und er sitzt als ausgebildeter Fußballlehrer in einer Loge im Preußenstadion, als er mit einem Schmunzeln über die alten Zeiten nachdenkt. Er selbst pflegt als Cheftrainer einen anderen Stil: „Für mich ist Respekt der bedeutendste Wert. Das ist auch etwas, das ich meiner Familie vermitteln möchte: Vor jedem Menschen Respekt zu haben. Wenn du so mit jemanden umgehst, bekommst du auch den größten Respekt zurück. Das ist mein Credo und prägt auch meinen Umgang mit einer Mannschaft.“ Bis er jedoch Trainer auf diesem Niveau wurde, hatte Sascha Hildmann einen steinigen Weg zu gehen, der in der Bezirksliga als Spielertrainer begann. „Da waren die Jungs gnadenlos ehrlich. Wenn die keine Lust auf Training hatten, dann kamen sie auch nicht. Das war prägend für mich“, gab es für ihn gleich zu Beginn das ehrlichste Feedback für seine Arbeit. Also investierte Sascha Hildmann viel Zeit in die Einheiten und erlebte mit drei Aufstiegen in fünf Jahren einen zuvor nie dagewesenen Erfolg beim SV Rhodenbach. Der Lohn? Er wurde in Kaiserslautern zum Sportler des Jahres gewählt. „Ich habe den Jungs damals Zeugnisse geschrieben, für die erste und zweite Mannschaft. Grundlagentechnik, individuelle Möglichkeiten, Taktik; unterteilt in verschiedene Kategorien. Am Anfang haben alle noch gelacht, nach zwei Jahren waren sie ganz heiß darauf. Ich wollte es unbedingt machen, also habe ich mich drei Tage dafür im Keller eingeschlossen.“ Parallel arbeitete der gelernte Automobilkaufmann und Karosseriebauer nach seiner Spielerkarriere im Autohaus seiner Eltern, das er schließlich als Geschäftsführer übernahm. Mit der später folgenden Möglichkeit, den Fußballlehrer-Lehrgang – zu dem Zeitpunkt war er Regionalliga-Trainer beim SC Hauenstein – zu absolvieren, setzte er irgendwann voll auf die Karte Fußball. „Trainer sein ist mein Traumberuf“, sagt er heute zufrieden. „Ich habe mir selbst geschworen, dass ich nur noch da arbeiten werde, wo es mir Spaß macht. Und da ist egal, welche Liga das ist.
Als ich in der Bezirksliga angefangen habe, hätte ich es niemals, wirklich niemals, für möglich gehalten, dass ich mal den 1. FC Kaiserslautern oder einen Verein wie Preußen Münster trainieren darf. Das war so weit weg wie die Erde vom Mond. Es hat alles seinen Sinn, das habe ich mir hart erarbeitet.“ Ärmel hochkrempeln, anpacken und arbeiten. Das hat Sascha Hildmann von der Pike auf gelernt und das prägt ihn seit jeher.
Mit dieser Mentalität stand für ihn auch schnell fest, nach dem Rückschlag im Sommer beim Adlerclub weiterzumachen. „Ich bin ein Kämpfer, mich wirft auch so schnell nichts mehr um. Ich möchte das hier, auch gemeinsam mit meinem Trainerteam, das ich wirklich sehr schätze, komplett durchziehen – und vielleicht kriegen war das auch zügig in die andere Richtung wieder hin. Das wäre natürlich genial.“ Und vielleicht Schicksal?