Preußen Münster gegen Bayern München. Eine Spielpaarung, die sofort Erinnerungen an das legendäre Erstrundenmatch im DFB-Pokal im Jahr 2014 aufkommen lässt. Fünf Jahre später spielte sich im Preußenstadion aber weniger elektrisierende Pokalstimmung, sondern „nur“ der Alltag in der 3. Liga ab. Zu Gast war im Preußenstadion auch nicht die Bundesliga-Truppe des FC Bayern, sondern die Nachwuchs-Mannschaft. Und dass auch die richtig guten Fußball spielen kann, sollte allen Anwesenden schnell klar werden.
Ein Wechsel in der Startelf
Auf dem Papier empfing der 16. der Tabelle den 13. Drei Punkte konnten also beide Teams gut gebrauchen, um sich Luft im Tabellenkeller zu verschaffen. Preußen-Trainer Sven Hübscher stellte sein Team gegenüber dem turbulenten Duell in Halle auf einer Position um. Nach abgelaufener Gelb-Rot-Sperre rückte Simon Scherder wieder in die Innenverteidigung. Dafür nahm Okan Erdogan auf der Bank Platz.
Gefühlt war das Spiel noch gar nicht ins Laufen gekommen, da gab es für die Preußen schon die kalte Dusche. Vier Zeigerumdrehungen waren gespielt, da dribbelte FCB-Stürmer Wriedt den Ball aus dem Mittelfeld kommend an Mann und Maus vorbei und legte ihn am Ende seines Sololaufs auch an Schulze Niehues vorbei in die Maschen. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Gerade einmal acht Minuten später stand plötzlich Batista Meier völlig frei im Preußen-Strafraum und hatte überhaupt keine Mühe den Ball nach einer Flanke von der rechten Seite über die Linie zu drücken (12.). Nicht wenige der 7.623 Zuschauer im Preußenstadion rieben sich ob dieses Doppelschlags verwundert die Augen.
Und wer glaubte, es könne nicht schlimmer kommen: Nach einer halben Stunde stellte Wriedt mit seinem zweiten Treffer des Tages auf 0:3. Scherder blieb in der gegnerischen Hälfte nach einem Zweikampf liegen, die Partie lief – im Übrigen völlig regelkonform, wenn auch unsportlich – ohne Unterbrechung weiter und plötzlich zappelte das Spielgerät zum dritten Mal im Tor der Preußen. Dass wieder Wriedt kurz vor dem Pausenpfiff auf 0:4 erhöhte… fast schon Nebensache. Erneut reichte in dieser Szene ein Pass, um die komplette Defensive von Münster ziemlich alt aussehen zu lassen. Nein, in dieser ersten Hälfte sprach so rein gar nichts für den SC Preußen.
Also alles auf Angriff und das Feld nach Wiederanpfiff von hinten aufrollen? Eher weniger. Die Geschichte der zweiten Halbzeit ist nach den überaus ereignisreichen ersten 45 Minuten schnell erzählt. Dadashov setzt einen Flachschuss aus 16 Metern knapp neben das Tor (59.), Kittner scheitert nach einer Ecke mit einem Kopfball an Früchtl (69.), der bei den Gästen eingewechselte Zirkzee vergoldet einen Konter nicht (77.) und Schulze Niehues bleibt kurz vor Abpfiff der Partie im Eins-gegen-Eins gegen Dajaku der Sieger.
Besser machte es kurz vor Schluss nur Dadashov. Nach einem Freistoß von Özcan musste er den Ball zum Ehrentreffer nur noch über die Linie drücken (82.). An einer bitteren Heimniederlage gegen den Nachwuchs des FC Bayern München änderte das aber nichts.
Stimmen zum Spiel
Sven Hübscher: „Das waren heute brutale Abwehrfehler und 45 richtig schlechte Minuten von uns. Das Spiel war nach 12 Minuten quasi schon gelaufen. Die zweite Halbzeit lasse ich aus meinen Betrachtung völlig raus, ich bin komplett unzufrieden wie die erste Hälfte gelaufen ist. Dieses Spiel müssen wir natürlich knallhart analysieren. Die Tore fallen viel zu einfach. Wir müssen uns besser konzentrieren und hinterfragen, warum uns das in der ersten Hälfte wie schon gegen Köln vor zwei Wochen nicht gelungen ist.“
Sebastian Hoeneß: „Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. In der ersten Halbzeit haben wir eine unglaubliche Effektivität an den Tag gelegt. Das war mit Abstand unsere beste Halbzeit in dieser Saison. In der zweiten Halbzeit haben wir stark nachgelassen. Damit bin ich überhaupt nicht einverstanden.“
Statistik zum Spiel
Münster: Schulze Niehues – Schauerte, Kittner, Scherder, Heidemann – Brandenburger, Rodrigues Pires (46. Litka) – Mörschel (46. Erdogan), Wagner, Özcan – Dadashov
München: Früchtl – Köhn, Mai, Feldhahn, Richards – Singh (80. Will), Welzmüller – Zylla (65. Zirkzee), Batista Meier (74. Nollenberger), Dajaku – Wriedt
Tore: 0:1 Wriedt (4.), 0:2 Batista Meier (12.), 0:3 Wriedt (30.), 0:4 Wriedt (43.), 1:4 Dadashov (82.)
Gelbe Karten: Mörschel, Brandenburger, Kittner, Schulze Niehues, Wagner / Singh
Zuschauer: 7.623
Schiedsrichter: Johann Pfeifer (Hameln)