Einen ganz bitteren Nachmittag erlebte der SC Preußen Münster am Samstag beim VfR Aalen. Bei der 1:4-Niederlage gegen die schwarz-weißen Hausherren lieferten die Adlerträger über weite Strecken einen erschreckend schwachen Auftritt ab und mussten phasenweise von Glück sprechen, dass sie nicht noch schlimmer unter die Räder gekommen sind. Da half auch der späte Treffer von Rufat Dadashov nicht, der höchstens als Ergebniskosmetik gewertet werden kann.
Bis zum Spieltag behielt Cheftrainer Marco Antwerpen die Antwort auf die Torwartfrage für sich, kurz vor der Partie stand dann fest: Max Schulze Niehues erhielt nach seinem starken Auftritt den Vorzug vor Oliver Schnitzler und kehrte zwischen die Pfosten zurück. Davor sollten Fabian Menig, Simon Scherder, Ole Kittner und Niklas Heidemann für Sicherheit sorgen, im Mittelfeld das eingespielte Trio um Kevin Rodrigues Pires, Sandrino Braun und René Klingenburg die Fäden ziehen. In vorderster Linie waren Philipp Hoffmann, Rufat Dadashov und Lucas Cueto dafür verantwortlich, für Gefahr zu sorgen.
Defensive Schwächen offenbart
Auf der Ostalb wollten die Preußen wieder eine verbesserte defensive Stabilität an den Tag legen, das wurde im Vorfeld mehrfach betont. Das bedeutete aber nicht, dass sich die Adlerträger in ihrer Hälfte einigeln wollten, vielmehr wechselten sie immer wieder zwischen einem Angriffspressing und einer abwartenden Lauerhaltung. Das funktionierte in den Anfangsminuten auch ganz gut, da wirkte Aalen noch etwas überrascht von der offensiveren Ausrichtung der Preußen, die wiederum durch Rufat Dadashov früh eine erste Torannäherung verbuchen konnten. Doch es hilft keine taktische Ausrichtung, wenn die Defensive in den entscheidenden Momenten nicht richtig zupackt.
Nach einer knappen Viertelstunde ging es für die Hausherren über zwei Stationen zu einfach durch das Zentrum und nach einem Schnittstellenpass stand Marcel Bär alleine vor Keeper Schulze Niehues, der chancenlos war (14.). Gut zehn Minuten später wirkten die Adlerträger dann fast nur noch wie Statisten als der VfR nachlegte. Nach einem leichtfertigen Ballverlust von Kevin Rodrigues startete Nicolas Sessa den Gegenangriff am VfR-Strafraum und durfte mit zögerlichem Begleitschutz bis tief in die Hälfte des SCP marschieren. Mit 70 Metern Sprint in den Beinen reichte an der Sechzehnerkante eine einfache Finte, um frei zum Abschluss zu kommen und die Gastgeber mit 2:0 in Führung zu bringen (25.). Das ging viel zu leicht. Und dieses lasche Zweikampfverhalten zog sich weiter durch die erste Hälfte. Über links setzte sich Matthias Morys gleich gegen zwei durch und legte zurück Sessa, seinen Abschluss konnte Schulze Niehues aber noch stark parieren.
Aalen legt schnell nach
Auf die enttäuschenden 45 Minuten reagierte Marco Antwerpen, stellte das System um und brachte mit Ugur Tezel und Jannik Borgmann zwei frische Kräfte. Scherder rückte im 4-2-3-1-System vor auf die Sechs. Doch bevor der Stadionsprecher die Wechsel überhaupt richtig durchsagen konnte, klingelte es schon wieder. Einen Querpass musste Marcel Bär nur noch über die Linie schieben (47). Als letzte Konsequenz darauf zog der Preußencoach sofort die letzte übrige Option, schickte Kobylanski für Braun aufs Feld. Wieder war es aber Aalen, die unmittelbar danach vorne auftauchten, diesmal landete ein Schuss von Morys aber zum Glück am Pfosten.
Aus Sicht der Preußen war es nur gut, dass die Hausherren im Laufe der zweiten Halbzeit dann aber doch noch zwei Gänge zurückschalteten und nicht mehr so konsequent den Weg nach vorne suchten. So plätscherte die Partie, in der die Aalener aber weiterhin alles im Griff hatten, ohne größere Höhepunkte vor sich hin. Erst kurz vor Schluss hatte der SCP seine erste richtige Offensivszene, als Dadashov einen Kopfball im Kasten des VfR unterbringen konnte – 1:3 (85.). Wirklich Mut konnten sie daraus aber nicht mehr schöpfen, dafür steckten die übrigen 80 Minuten noch zu sehr in den Köpfen. Im Gegenteil sogar, die Aalener schlugen nochmal zurück, Luca Schnellbacher stellte den alten Abstand wieder her und setzte damit gleichzeitig den Schlusspunkt in der einseitigen Partie.
Die Daten zum Spiel
SCP: Schulze Niehues – Menig (Tezel, 46.), Scherder, Kittner, Heidemann – Rodrigues Pires (Borgmann, 46.), Braun (Kobylanski, 48.), Klingenburg – Hoffmann, Dadashov, Cueto
Aalen: Bernhardt – Büyüksakarya, Rehfeldt, Sarr, Schorr – Lämmel (Funk, 68.), Geyer – Bär, Sessa (Trianni, 86.), Morys – Schnellbacher
Tore: 1:0 Bär (14.), 2:0 Sessa (25.), 3:0 Bär (47.), 3:1 Dadashov (85.) 4:1 Schnellbacher (88.)
Gelbe Karten: Kittner, Scherder, Tezel
Zuschauer: 3.017
Schiedsrichter: Katrin Rafalski