Als der Schlusspfiff endlich ertönte, war die Erleichterung und die Freude riesig: Der Aufstieg war gepackt, die Mission perfekt. Kurtulus „Kutte“ Öztürk war gerade mit dem Werner SC in die Landesliga aufgestiegen, feierte mit seinem Heimatverein den größten Erfolg seiner noch jungen Trainerkarriere. „Als ich die Mannschaft übernommen habe, steckte sie tief im Abstiegskampf. In der Saison haben wir den Klassenerhalt am letzten Spieltag noch so gerade gepackt, in den beiden Jahren drauf sind wir schon Dritter geworden. Im Aufstiegsjahr haben wir unser Ziel dann erreicht“, führte der Deutsch-Türke seinen Verein eine Liga höher. Das war im Mai 2017. Was Kutte zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnte, war, dass seine Laufbahn in kurzer Zeit einen steilen Anstieg nehmen sollte. „Als Trainer hast du natürlich deine Visionen und möchtest gerne höher kommen, aber das konnte man so nicht vorausschauen“, blickt der ehemalige Abwehrspieler jetzt gerne auf das rasante letzte halbe Jahr zurück, indem er sich mit seiner spaßigen, aber gleichzeitig auch akribisch genauen Art gleich fünf Ligen nach oben arbeitete.
Nachdem Marco Antwerpen seinen ehemaligen Mitspieler schon zu seinen Zeiten bei Rot-Weiss Ahlen als Co-Trainer an seiner Seite haben wollte, startete „Anti“ zur Saison 2017/18 einen neuen Anlauf. „Ich war damals gerade dabei, meine Ausbildung abzuschließen und hatte das Amt bei Werne frisch übernommen, das passte damals einfach nicht. Aber Marco und ich sind seither in Kontakt geblieben und dann bin ich im letzten Sommer nach Köln gegangen“, fügte sich bei Viktoria wie ein Puzzle zusammen, was zusammen passt. „Wir haben uns schon als Spieler sehr gut verstanden, sowohl auf als auch neben dem Platz. Und wir waren beide absolute Teamplayer“, entwickelte sich aus „Kutte“ und „Anti“ schnell ein eingespieltes Trainerteam, das auf die Qualitäten des jeweils anderen baut: „Marco gibt mir nicht das Gefühl, ein einfacher Co-Trainer zu sein. Und das ist mir auch ganz wichtig. Wir diskutieren Entscheidungen zusammen, sprechen über alles und können uns gegenseitig auch die Meinung sagen. Auch wenn Marco natürlich als Chef das letzte Wort hat.“
Dass er durch den Wechsel auch gleich vier Ligen nach oben rückte, war ein beachtlicher Sprung, der dem 37-Jährigen aber keine Probleme bereitete. „Die Konstellation mit uns beiden passt einfach perfekt“, führte das Duo Viktoria Köln wieder an die Tabellenspitze, ehe im Winter die Entscheidung fiel, die Ämter an der Hammer Straße zu übernehmen: „Dass es so schnell gehen würde, konnte man nicht ahnen. Da war es natürlich auch mein Glück, dass Marco der gefragte Mann war. Aber für uns beide war es von Anfang an ein selbstgestecktes Ziel, einmal unsere Spielphilosophie bei Preußen Münster umzusetzen. Umso schöner, dass es geklappt hat.“ Für beide war die Aufgabe beim Adlerclub auch eher eine Rückkehr, wenn auch in neuer Funktion: „Die Jahre als Spieler hier in Münster waren schöne, da denkt man gerne zurück. Besonders der Aufstieg bleibt natürlich in besonderer Erinnerung“, war Münster aber nur eine von vielen Stationen in der Laufbahn von Kurtulus Öztürk, der bei insgesamt zwölf Vereinen im Seniorenfußball Erfahrungen gesammelt hat. „Die Zeit in der ersten türkischen Liga möchte ich auch nicht missen, vor allem die Spiele gegen die Istanbuler Clubs waren immer besonders.“ Gleich mehrere Erfolge feierte Kutte auch schon zu seinen Jugendzeiten, wurde mit dem Nachwuchs von Borussia Dortmund drei Jahre nacheinander Deutscher Meister. Eine beachtliche Serie, die ihresgleichen sucht.
Jetzt will er seine Erfahrungen und Werte, die er über die Jahre verinnerlicht hat, weitergeben. „Ich habe viele verschiedene Trainer erlebt. Nicht alle waren aus meiner Sicht gut, aber du konntest von allen etwas mitnehmen“, spielte der Außenverteidiger unter anderem ein halbes Jahr unter dem späteren Weltmeister-Trainer Joachim Löw in der Türkei: „Menschlich war das ein super Trainer, von dem man sich viel abschauen konnte!“ Gemeinsam mit Marco Antwerpen verfolgt auch Kutte einen sehr menschlichen Ansatz, will die Spieler beim Herzen packen und so mitnehmen. „Da haben wir hier wirklich eine gute Mannschaft, sie geben uns die richtigen Signale!“ Aber nicht nur die Mannschaft hat dafür gesorgt, dass es sich die Rückkehr in erster Linie wie ein heimkommen angefühlt hat: „Ich stamme hier aus der Umgebung, kenne den Verein noch, da bedurfte es keiner Eingewöhnungsphase. Wir brauchten eigentlich nur die Mannschaft, den Platz und die Bälle.“