Eine Woche nach der enttäuschenden 1:3-Niederlage beim Tabellenschlusslicht aus Mainz standen für den SC Preußen 06 e.V. Münster die Zeichen auf Wiedergutmachung. Die ganze Mannschaft um Kapitän Adriano Grimaldi brannte darauf, vor 6.110 Zuschauern wieder jenes Gesicht zu zeigen, das bei den vergangenen Heimspielen gegen Sonnenhof Großaspach und Rostock für Begeisterung auf den Rängen sorgte.
Umstellung auf einer Position
Trainer Benno Möhlmann stellte sein Team bei frühlingshaften Temperaturen im Vergleich zur Vorwoche auf einer Position um. Für Martin Kobylanski rückte Tobias Warschewski in die Startelf, der nach seiner Nominierung zum Lehrgang der U19-Nationalmannschaft für Belebung in der Offensive sorgen sollte. Auf der Gegenseite rotierte Mittelfeld-Stratege Toni Lindenhahn auf die Ersatzbank, Innenverteidiger Fabian Franke stand gar nicht erst im Kader. Dafür durften Sascha Pfeffer und Max Rico Barnofsky von Beginn an ran.
Während Halle im 4-2-3-1-System in die Partie startete, vertrauten die Preußen auf eine klassische 4-4-2-Ausrichtung mit Grimaldi und Warschewski auf den beiden Sturm-Positionen. Nach ereignislosen ersten Minuten, wurde es vor dem Preußentor das erste Mal durch eine Standardsituation gefährlich. Ein direkter Freistoß wurde von Fabian Baumgärtel um die Mauer gedreht, war aber sichere Beute von Max Schulze Niehues im Tor der Adlerträger (8.).
Die Preußen brauchten einige Minuten, um Zugriff auf die Partie zu bekommen. Richtig gefährlich wurde es aber erst als Michele Rizzi einen Freistoß in den Strafraum hob, Mirkan Aydin per Kopf verlängerte und Warschewski den Ball über die Linie drückte (20.). Doch FIFA-Referee Tobias Stieler erkannte den Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht an. Der aufbrandende Torjubel im weiten Rund wurde im Keim erstickt. Auch eine verunglückte Flanke von Tritz (22.) und ein Schuss von Schwarz aus der zweiten Reihe (25.) fanden nicht den Weg ins Tor. Auf der Gegenseite setzte Benjamin Pintol einen strammen Schuss rechts neben das Tor (29.).
Und es sollte ereignisreich weitergehen: Einen Konter der Gäste konnte Schwarz im Mittelfeld nur regelwidrig unterbinden, indem er Pfeffer in vollem Tempo von den Beinen holte. Der Unparteiische griff erst zur Brusttasche, um eine Verwarnung auszusprechen, zückte dann aber doch direkt die Rote Karte. Unterzahl für die Preußen nach nicht einmal 40 Minuten. Ein herber Rückschlag, der unmittelbar eine taktische Umstellung nach sich zog. Warschewski musste den Platz für Danilo Wiebe vorzeitig verlassen, der seinerseits für Schwarz ins defensive Mittelfeld rückte. Dass es mit einem 0:0 in die Pause ging, war am Ende auch Schulze Niehues zu verdanken, der einen Freistoß von Röser mit einer Glanzparade noch über den Querbalken lenken konnte (43.).
Preußen-Führung wird schnell ausgeglichen
Auch in der zweiten Hälfte sollten die Zuschauer im Preußenstadion ein flottes Drittligaspiel zu sehen bekommen. Vor allem Tobias Rühle hatte sich offenbar einiges vorgenommen. Ein Schuss aus 14 Metern strich noch am langen Pfosten vorbei (55), vier Zeigerumdrehungen später bediente er mustergültig den aufgerückten Wiebe, der eiskalt zur Führung der Adlerträger vollendete. Eine kalte Dusche für Halle, die so nicht absehbar war. Doch die Gäste schüttelten sich kurz und konnten durch Röser praktisch mit dem nächsten Angriff bereits ausgleichen (60.). Ärgerlich aus Preußen-Sicht, denn eine längere Führung in Unterzahl hätte Gold wert sein können.
Bis zum Schluss blieb das Spiel äußerst verbissen und kampfbetont. Vor allem in der Defensive konnten die Preußen aber in Unterzahl überzeugen. Nach hinten wurde nichts mehr zugelassen und es wäre das Tüpfelchen auf dem I gewesen, hätte Grimaldi in der Nachspielzeit die ihm sich bietende Möglichkeit noch zum Siegtreffer genutzt. Hätte, wäre, wenn – am Ende blieb es beim 1:1, das im Kampf gegen den Abstieg vielleicht noch sehr wichtig sein kann.
Die Trainerstimmen
Benno Möhlmann: „Wir haben nicht super ins Spiel gefunden, weil Halle vor allem nach vorne gut agiert hat. Wir gehen dann regulär in Führung, kassieren einen überharten Platzverweis, was das Spiel in der zweiten Halbzeit für uns hat schwierig werden lassen. Trotzdem gehen wir in der zweiten Hälfte in Führung, kassieren dann aber zu schnell den Ausgleich. Das muss ich an dieser Stelle schon kritisieren. Abgesehen davon haben wir die zweite Halbzeit aber gut gestaltet. Hätte man mich in der Pause gefragt, wäre ich mit einem Punkt zufrieden gewesen, nach dem Spielverlauf bin ich es nicht ganz, aber ich möchte nun auch nicht weiter meckern.“
Rico Schmitt: „Die Mannschaft hat die erste Halbzeit ordentlich gespielt, wir hatten aber auch Glück, dass das Tor der Preußen nach einem Standard nicht anerkannt wurde. Nach dem Platz gegen Schwarz hat sich ein echtes Kampfspiel entwickelt. In der zweiten Hälfte war es dann gegen zwei gut stehende Ketten von Münster schwierig, die Lücke zu finden. Glücklicherweise konnten wie den Rückstand schnell ausgleichen, sonst wäre es hier sicher für uns sehr kompliziert geworden.“
Die Daten zum Spiel
SCP: Schulze Niehues – Tritz, Schweers, Mai, Al-Hazaimeh – Rühle (87. Müller), Rizzi, Schwarz, Aydin (83. Stoll) – Warschewski (39. Wiebe), Grimaldi
Halle: Bredlow – Brügmann (90. Schilk), Kleineheismann, Barnofsky, Baumgärtel – Gjasula, Fennell – Pfeffer (81. El-Helwe), Ajani, Röser (81. Aydemir) – Pintol
Tore: 1:0 Wiebe (59.), 1:1 Röser (60.)
Gelbe Karten: Rizzi / Barnofsky, Gjasula, Röser
Rote Karte: Schwarz (37.)
Zuschauer: 6.110
Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg)