Am Samstagnachmittag sahen beim Kräftemessen zwischen Holstein Kiel und Preußen Münster 6.183 Zuschauer an der Hammer Straße zwei Halbzeiten, in denen die Adlerträger zwei unterschiedliche Gesichter zeigten. In Durchgang eins dominierten die Störche die Partie über weite Strecken und die Schützlinge von Coach Benno Möhlmann liefen meist nur hinterher. Nach dem Seitenwechsel agierten die Hausherren dann mutiger und hatten sich schlussendlich das 1:1-Unentschieden verdient.
Bereits bei seinem Cheftrainer-Debüt in Lotte hatte Benno Möhlmann für zwei Überraschungen in seiner Startformation gesorgt, bei seiner heutigen Heimspiel-Premiere stellte der Fußballlehrer seine Mannschaft gleich auf drei Positionen um: Stéphane Tritz, der am Autobahnkreuz kurzfristig mit Oberschenkelproblemen ausfiel, durfte von Beginn an als Rechtsverteidiger auflaufen, ein Pendant auf der linken Seite war am heutigen Nachmittag Jeron Al-Hazaimeh, weil Übungsleiter Möhlmann Benjamin Schwarz ins defensive Mittelfeld beförderte. Im Sturmzentrum vertraute der Preußentrainer unserem 18-jährigen Nachwuchstalent Tobias Warschewski, der am 13. Spieltag sein Starfelf-Debüt in der 3. Liga feiern durfte.
Kiel dominiert Durchgang eins
Mit wenigen Minuten Verspätung pfiff Referee Benedikt Kempkes die Begegnung bei herrlichem Herbstwetter im Preußenstadion an. Den besseren Beginn erwischten aber die Gäste aus dem Norden Deutschlands, die beinahe nach fünf Zeigerumdrehungen schon in Führung gegangen wären. Die Störche nutzten konsequent aus, dass die Preußen in den Zweikämpfen nicht präsent waren und kombinierten sich mehrfach in den Strafraum der Hausherren. Wäre SCP-Schlussmann Max Schulze Niehues nicht in einer Szene gleich dreimal zur Stelle gewesen, hätten die Adlerträger wieder einem frühen Rücktand hinterherlaufen müssen. Aber auch in den folgenden Minuten änderte sich an diesem Bild nicht viel und die Schützlinge von Benno Möhlmann hatten nicht viel vom Spiel, denn Holstein Kiel legte ein gepflegtes Passspiel an den Tag und dominierte das Mittelfeld.
Nach gut 18 Minuten tauten die Münsteraner bei kühlen Temperaturen schließlich erstmals auf und suchten selbst den Weg nach vorne. Dabei verpasste Tobias Rühle noch die beste Chance, als ein Schussversuch unserer Nummer elf als Kullerball in den Armen von Keeper Kenneth Kronholm landete. Allerdings wurden die Hausherren für ihr Bemühen nicht belohnt. Ganz im Gegenteil. Die Landeshauptstädter aus Schleswig Holstein erstickten jede Hoffnung nach 21 Zeigerumdrehungen im Keime. Nach einer Flanke von Kingsley Schindler schlief die gesamte schwarz-weiß-grüne Viererkette und Manuel Janzer war der glückliche Nutznießer, der vollkommen unbedrängt zur 1:0-Führung der Kieler einköpfen konnte (21.).
Und die Preußenfans sahen bis zur Halbzeitpause eine Begegnung, die eigentlich fest in Kieler Händen steckte – aber eben nur eigentlich. In der 44. Minute behauptete Tobias Warschewski im Halbraum einen Ball clever und steckte auf den gestarteten Tobi Rühle durch, der im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht wurde. Amaury Bischoff übernahm schließlich Verantwortung und trat zum Elfmeter an. Torwart Kenneth Kronholm ahnte aber die Ecke, war rechtzeitig zur Stelle und hielt die Führung für die Gäste fest. Kurz darauf verabschiedeten sich die Mannschaften in die Katakomben. Aber die Ansprache in der Kabine von Cheftrainer Möhlmann schien gefruchtet zu haben. Zu Beginn des zweiten Durchgangs wirkten die Münsteraner spielfreudiger, engagierter, mutiger. Auch wenn keine wirklich zwingende Torchance dabei heraussprang, setzt sich die Adlerträger in der Kieler Hälfte fest und übernahmen erstmals erkennbar das Kommando auf dem Platz.
Rizzi erlöst die Adlerträger
Dank ihrer deutlichen Leistungssteigerung hatten sich die Preußen auch den Ausgleichstreffer verdient, den Michele Rizzi nach 68 Zeigerumdrehungen erzielte und die 6.183 gespannte Fans im weiten Rund erlöste. Dem 1:1-Ausgleichstreffer war eine unübersichtliche Situation im Strafraum des KSV vorausgegangen, bei der sowohl Tobias Warschewski als auch Sebastian Mai energisch nachsetzten und schließlich Abwehrrecke Mai gefoult wurde. Schiedsrichter Benedikt Kempkes fackelte nicht lange und zeigt zum zweiten Mal am heutigen Nachmittag auf den Punkt. Diesmal übernahm Michele Rizzi die Verantwortung und vollendete souverän unten rechts. In den letzten verbleibenden Minuten konnten die Domstädter – obwohl Kiel die letzten fünf Zeigerumdrehungen nach einer Verletzung von Alexander Bieler zu zehnt beenden musste – aber keine wirkliche Schlussoffensive mehr einleiten und es reichte am Ende ‚nur’ zu einem leistungsgerechten 1:1-Unentschieden.
Die Spieldaten im Überblick:
SCP: Schulze Niehues – Tritz, Kittner, Mai, Al-Hazaimeh (Stoll, 81.) – Bischoff, Schwarz – Rühle, Rizzi, Kara (Tekerci, 69.) – Warschewski (Özkara, 87.)
Kiel: Kronholm – Herrmann, Schmidt, Czichos, Sicker (Lewerenz, 55.) – Peitz – Schindler, Drexler, Siedschlag (Nyarko, 66.), Bieler – Janzer (Fetsch, 80.)
Tore: 0:1 Janzer (21.), 1:1 Rizzi (69.)
Gelbe Karten: Kittner, Schwarz, Bischoff / Sicker, Siedschlag, Peitz
Zuschauer: 6.183
Schiedsrichter: Benedikt Kempkes