„Wenn man nur mit Druck arbeitet, ist es nicht förderlich, man braucht eine gewisse Lockerheit“, erklärt Carsten Nulle, der seit dieser Saison das Amt des Torwarttrainers beim SC Preußen 06 e.V. Münster bekleidet. Diese Lockerheit versucht der 40-Jährige nicht nur auf dem Trainingsplatz bei seinen Schnappern, sondern auch in musikalischer Form im schwarz-weiß-grünen Trainerbüro unterzubringen. „Carsten hat einen besonderen Musikgeschmack, es geht in die Richtung von Iron Maiden. Zur Karnevalszeit darf es jedoch auch mal Kölsche Musik sein. Aber zum Glück sind wir drei alle gleichberechtigt, da darf jeder mal auflegen“, plaudert Chefcoach Horst Steffen mit einem verschmitzten Lächeln aus dem Nähkästchen.
„Die Musik ist gut, aber Carstens Hüfte macht da nicht mit. Deshalb habe ich ihm angeboten, bei mir einen kostenlosen Tanzkurs zu besuchen – solange ich noch hier bin“, scherzt auch Babacar N’Diaye, angesprochen auf seinen Trainerkollegen, mit einem Grinsen im Gesicht. „Baba ist da ganz weit vorne. Alleine die Schritte, die Baba macht, nachdem er aus der Dusche kommt, sind für mich schwer nachzumachen“, muss Nulle gestehen – er bringt andere Qualitäten mit: „Zu meiner aktiven Zeit war ich sehr impulsiv, jetzt bin ich ruhiger, zurückhaltender und auf meine Arbeit fokussiert. Ich glaube, dass man als Spieler auch ein Stück weit impulsiver sein muss. Und gerade auf der Torwartposition ist das manchmal von Nöten“, ist Carsten Nulle, nachdem er bei ganzen 15 Vereinen zwischen den Pfosten stand, für Hessen Kassel als Spielertrainer aktiv war und auch beim 1. FC Magdeburg gearbeitet hat, mittlerweile beim Münsteraner Traditionsverein angekommen.
Nulle und die Greifvögel
Auch wenn Nulle seit Sommer 2015 den Preußenadler auf der Brust trägt, im Herzen schlägt bei ihm ein anderer Greifvogel – nämlich der von Eintracht Frankfurt: „Ich bin schon immer Frankfurt-Fan gewesen und habe dort meine Jugend verbracht“, spielte der junge Carsten Nulle von den C-Junioren bis zu den Amateuren für seinen hessischen Herzensverein, aus dessen Tasse er heute noch täglich seinen Kaffee trinkt. Zu seinen prägendsten Stationen zählt der SCP-Torwarttrainer heute die Jahre beim SC Freiburg, die für ihn unter Volker Finke und Robin Dutt sehr lehrreich waren. In diesem Zusammenhang muss jedoch auch Carl Zeiss Jena genannt werden, denn in dieser mehr als prägenden Zeit lernte Nulle seine Frau kennen und gründete seine Familie. Noch heute liegt sein fester Wohnort dort.
Einen ganz besonderen Moment in der Fußballer-Vita des 40-Jährigen stellt darüber hinaus ein 1:1 vom 25. Spieltag in der Drittligasaison 2009/10 dar. Denn ausgerechnet gegen den VfL Osnabrück erzielte Nulle im Dienste der Jenenser den Ausgleich per Kopfballtreffer in der 92. Minute. „Das war sicher ein Karriere-Highlight, das unvergessen bleibt, weil ich das Gefühl gar nicht kannte, ein Tor zu schießen.“
Ein unvergesslicher Höhepunkt dürfte in der Trainerlaufbahn von Carsten Nulle in Zukunft auch gerne an der Hammer Straße folgen: „Ich glaube, dass wir mit dem SC Preußen noch lange nicht am Ende sind. In den letzten Jahren ging es in der Rückrunde immer ein Stück weit nach unten und dort müssen wir in der nächsten Spielzeit ansetzen, um eine gute Vorrunde in der Rückrunde zu bestätigen.“