Lieber WDR Münster, liebe Lokalzeit-Redaktion,
aus den Wohnzimmern des Münsterlandes ist die Lokalzeit als wichtigstes regionales TV-Format nicht wegzudenken und auch wir freuen uns darüber, wenn unserem Verein wertvolle Sendezeit im Vorabendprogramm eingeräumt wird. Berichten Sie über uns, hinterfragen Sie uns, begleiten Sie uns – gerne auch kritisch – durch eine Saison. Was wir uns aber für die Zukunft wünschen, ist eine ausgewogenere Berichterstattung über den SC Preußen, über seine Mitglieder, seine sportlichen Erfolge und Misserfolge und auch – und im Besonderen – über seine Fans.
Warum wir Ihnen ausgerechnet jetzt diesen offenen Brief schreiben? Weil im Preußenstadion kein Krieg tobt, weil das Preußenstadion kein Hort unentwegter Randale, Ausschreitungen und Gewalttaten ist. Doch dieses Bild zeichnen Sie in dieser Saison, und, was viel schwerer wiegt, Sie fassen es in Worte, die uns, und das sagen wir in aller Deutlichkeit, erschüttert haben. „Statt im Stadion Krieg zu veranstalten, wäre es doch viel schöner, im Biergarten zu sitzen!“ Sie erinnern sich vielleicht an die Abmoderation des Preußen-Beitrages Ihrer Moderatorin Claudia Maschner in der Lokalzeit-Sendung vom 6. Mai? Schließlich sei das im letzten Heimspiel so gewesen, behaupten Sie, unterfüttern es mit Szenen, die sich tatsächlich aber in einer ganz anderen Partie abspielten. Sie wissen was Krieg ist, was Flucht und Vertreibung bedeutet, dessen sind wir uns sicher. Sie berichten täglich darüber in Ihren Nachrichtensendungen. Das Preußenstadion hingegen ist weit entfernt vom Leid und der Zerstörung, die der Krieg mit sich bringt.
Wir wollen keinesfalls die Probleme im und um das Preußenstadion verharmlosen. Es gibt die Verfehlungen, es spielen sich manchmal unschöne Szenen auf den Zuschauerrängen ab. Wir verurteilen jede Form von Gewalt und auch den Einsatz von Pyrotechnik. Wir gehen dagegen vor, sperren Blöcke, setzen Zeichen. Aber wir differenzieren und erwarten das auch von einer kritischen und unabhängigen Presse. Pyrotechnik ist nicht gleich Gewalt, Rauchtöpfe und Bengalische Feuer sind, auch wenn Sie ähnlich martialisch daherkommen, kein Krieg. Und deshalb ist das Preußenstadion auch kein Kriegsgebiet. Es ist ein Ort des sportlichen Wettbewerbs und der Toleranz, an dem jeder, unabhängig von seiner Religion oder seiner Herkunft und seiner Gesinnung einen Platz findet. Ein Ort an dem sich Freunde begegnen, an dem Familien gemeinsam mitfiebern, jubeln und verschenkten Punkten hinterhertrauern. Wir wissen das und wir leben das, weil auch wir mit unseren Familien am Samstagnachmittag ins Stadion kommen, ohne Angst zu verspüren.
Zum Abschluss können wir nur an Sie appellieren: Berichten Sie weiterhin über unseren Verein, bleiben Sie ein wichtiger Partner für uns. Aber bemühen Sie sich um eine differenziertere Betrachtungsweise, recherchieren Sie noch genauer und hinterfragen Sie. Hinterfragen Sie sich selbst, aber auch uns. Schüren Sie keine unbegründeten Ängste und Vorurteile bei Ihren Zuschauern. Bleiben Sie kritisch, aber bleiben Sie fair. Nicht nur uns gegenüber, sondern gegenüber der überwältigenden Mehrheit friedlicher Preußenfans.
Wir möchten Sie bitten, die getätigten Aussagen über einen ‚Krieg‘ im Stadion und die nicht korrekten Aussagen über „heftige Ausschreitungen“ beim Magdeburg-Spiel vor zwei Wochen in Ihrer nächsten Sendung zu relativieren.
Der Vorstand des SC Preußen 06 e.V. Münster im Namen seiner Mitglieder
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