Genau zwölf Minuten und 41 Sekunden dauert das Interview mit Benjamin Schwarz, dann bedankt sich der 29-Jährige höflich für das Gespräch, steht von seinem Stuhl auf und verabschiedet sich mit den Worten: „Dann schreib mal was Schönes und Nettes“. Währenddessen nimmt er ein auf dem Tisch liegendes Smartphone in die Hand, welches das Interview aufzeichnet, ohne zu bemerken, dass es gar nicht sein eigenes ist. „Das ist typisch. Es kann auch mal vorkommen, dass ich das eine oder andere verplane“, gesteht der bodenständige Neuzugang sympathisch, auf den man sich auf dem Fußballplatz allerdings immer verlassen kann.

Schwarz, der vor seinem Wechsel an die Hammer Straße nur für die Spielvereinigung Unterhaching und die Münchener Löwen gespielt hat, scheint nicht nur in der Startelf des SC Preußen, sondern auch in der Stadt Münster angekommen zu sein: „Am Anfang war es sicher nicht ganz so einfach, seinen Lebensmittelpunkt nicht mehr in München zu haben, da ich auch ein Familienmensch bin. Das Leben im Hotel, die anschließende Wohnungssuche und die damit zusammenhängenden Probleme waren sicher stressig, aber jetzt passt alles.“

Arbeiter, Zerstörer – aber auch „Bademeister“

Die „unglücklichen und dummen“ Platzverweise gegen Großaspach, Erfurt und Aalen hat der waschechte Oberbayer mittlerweile gut verkraftet und fühlt sich wohl im neuformierten, deutsch-französischen Mittelfeld-Trio. „Man hat immer Konkurrenz, wenn man zu einem ambitionierten Verein geht. Die Jungs in der zweiten Reihe machen enormen Druck, dadurch wird die Leistung des gesamten Teams gefördert, weil sich keiner ausruhen kann“, versucht Schwarz den Spielgestaltern, Amaury Bischoff und Elie Laprevotte, als Arbeiter und Zerstörer stets den Rücken freizuhalten.Preußen Münster - Stuttgarter Kickers

Auch der Mannschaftskasse tut Benjamin Schwarz gut, was seine Teamkollegen natürlich freut: „Für die Platzverweise musste ich schon das eine oder andere Mal etwas einzahlen, aber es geht noch.“ Seine Badegewohnheiten stießen in der Kabine hingegen auf weniger positive Reaktionen: „Ich habe mir ein paar Mal eine warme Wanne mit Basis-Salz eingelassen, dann wurden die Duschen allerdings kalt, sodass sich die Jungs bei mir umgehend beschwert haben“, erklärt Bademeister Schwarz mit einem Schmunzeln.

Kaffee, Börse & Oktoberfest

Außerhalb des Fußballplatzes ist der 29-Jährige ein Kaffee-Liebhaber, der die Börse zu seinem Hobby gemacht hat: „Ich bin da sehr aktiv und es macht mir auch richtig Spaß. Ich lese viel, informiere mich regelmäßig über die Themen und finde es einfach interessant“, ist der Neu-Preuße jedoch keineswegs so spekulativ unterwegs, wie es eine andere Persönlichkeit aus der bayerischen Landeshauptstadt einst war.

Der Mannschaftsabend auf dem Münsteraner Oktoberfest hat dem gebürtigen Münchener zwar unheimlichen Spaß bereitet, aber Schwarz ist ehrlich: „Auch wenn ich nicht so der Wiesn-Gänger bin, doch an das Münchener Original ist es nicht rangekommen. Das kann man nicht eins zu eins ersetzen.“ Sein Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2017 und vielleicht gibt es bis dahin ja noch einen anderen Grund, um mit den Teamkollegen in Münster zu feiern – Benjamin Schwarz hätte sicher nichts dagegen.

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