Abdenour Amachaibou ist ein Gute-Laune-Mensch durch und durch. Geht es nach den beiden Preußen-Physiotherapeuten Matthias Haase und Dennis Morschel, hat er sogar das „Potenzial zur Klimaanlage“, denn mit seiner positiven Lebenseinstellung sorgt der 27-Jährige stets für ein gutes Klima innerhalb der Mannschaft. Chefcoach Ralf Loose sieht in seinem neuen Schützling hingegen einen wendigen, kleinen und dribbelstarken Spieler, der im Eins-gegen-Eins zu gefährlichen Tempodribblings ansetzen kann.
Amachaibou selbst beschreibt sich als gläubigen und lockeren Typen, der immer für einen Spaß zu haben ist. Sobald es dann aber auf den Trainingsplatz oder auf das Spielfeld geht, hört der Spaß auch für den Offensivakteur auf und es wird ernst. Gerade mal zwei Tage nach dem Saisonende 2013/2014 wurde der Mann mit deutscher und marokkanischer Staatsbürgerschaft an der Hammer Straße als erster Neuzugang für die nächste Spielzeit vorgestellt, eine Entscheidung, die Amachaibou nicht bereut: „Ich habe mich sehr gut in Münster eingelebt und wurde vom Team super aufgenommen. Es macht hier einfach Spaß.“
Nennt mich „Abdi“
Nicht nur die Abwehrreihen und Torhüter der 3. Liga fürchten Abdenour Amachaibou (gesprochen: „Abdenur Amascheibu“), auch bei den Stadionsprechern sorgt der Name für gehörigen Respekt. „Bei einem Auswärtsspiel wurde ich mal als „Adenauer Amachaibou“ vorgestellt, was bei meinen Mannschaftskollegen und bei mir natürlich für einige Lacher gesorgt hat“, will der erste Neuzugang der Adlerträger aber nicht mit dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland verwechselt werden. Deshalb dürfen die Preußenfans ihn einfach „Abdi“ nennen.
Fußballerischer Umweg über Israel
Das Fußballspielen angefangen hat der 1,76 Meter große Dribbelkünstler schon im zarten Alter von fünf Jahren in Kerpen bei Borussia Buir. Im weiteren Verlauf seiner Karriere ging es für Amachaibou über Alemannia Aachen, Borussia Dortmund und Fortuna Köln im Frühjahr 2009 an die südöstliche Mittelmeerküste, wo er bei Hapoel Shmona sein Glück in der ersten israelischen Fußballiga versuchte: „Ich wollte meinen Profistatus zurück und habe mich damals deshalb für einen Wechsel nach Israel entschieden. Manchmal muss man auch Umwege gehen, um ans Ziel zu kommen.“
„Es hätte sicher besser laufen können, aber in diesem Geschäft gehört auch viel Glück dazu. Ich bin gesund, glücklich und mir geht’s gut – das ist wichtig und zählt. Die Entscheidungen, die man als Fußballer trifft, erweisen sich meistens erst im Nachhinein als richtig oder falsch“, gibt sich der 27-Jährige bodenständig und dankbar.
Länderspielerfahrung mit Deutschland und Marokko
Für die deutsche U19-Nationalmannschaft absolvierte Abdenour Amachaibou elf Länderspiele und erzielte dabei fünf Treffer, für Marokkos U21-Nachwuchself kam er auf vier Einsätze. „Es war eine super Zeit. Es ist nochmal was anderes, wenn man für sein Vaterland spielen darf“, sieht sich der in Düren geborene Amachaibou mit marokkanischen Wurzeln mehr als Deutscher.
Bei der DFB-Jugendauswahl lernte „Abdi“ auch Bayernstar Jérôme Boateng kennen, der auch heute noch einer seiner besten und engsten Freunde ist. „Er hat sich nach der DFB-Pokal-Auslosung direkt per Kurznachricht bei mir gemeldet. Das lustige war auch, dass unser ehemaliger Trainer Horst Hrubesch als Ziehungsleiter für das Hammerlos im Pokal und das Wiedersehen mit Jérôme mitverantwortlich war.“
In Münster angekommen
Im Hier und Jetzt ist Abdenour Amachaibou in Münster angekommen und hat Anfang Juli, nach mehreren Wochen im Hotel, eine eigene Wohnung in Stadionnähe bezogen: „Marcus Piossek ist mein persönlicher Immobilienmakler. Ich war nach dem Training mit ihm essen und dabei sind wir zufällig Ex-Preuße David Buchholz über den Weg gelaufen, der Pio seine Wohnung angeboten hat. Ich habe nicht lange überlegt und direkt zugeschlagen. Mein Vermieter hat mir sogar ein Fahrrad zur Verfügung gestellt“, sieht sich Amachaibou schon bald mit dem Drahtesel an die Hammer Straße radeln.
„Ich will jedes Spiel gewinnen und kann nicht verlieren“, eine Stärke, die auch zu einer Schwäche werden kann, das weiß auch der Mann mit der Trikotnummer elf und nimmt es gewohnt gelassen und mit einem Lächeln im Gesicht: „Ich will mit der Mannschaft erfolgreich sein, gesund bleiben und eine geile Saison spielen.“